Ganz nah dran an den Problemen

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Wolfgang Schubert-Raab ist jetzt Präsident des Bayerischen Baugewerbes. Foto: privat
Wolfgang Schubert-Raab ist jetzt Präsident des Bayerischen Baugewerbes. Foto: privat

Präsident - das klingt erst einmal erhebend. Der Alltag sieht anders aus. Für den Ebensfelder Bauunternehmer Wolfgang Schubert-Raab war es nicht einfach, an die Spitze des LBB zu wechseln.

Tobias Kindermann

Natürlich rechnete er erst einmal - 20, wohl eher 30 Tage im Jahr wird er im Betrieb fehlen und unterwegs sein im Interesse seiner Kollegen, hat Wolfgang Schubert-Raab überschlagen. Am Ende war es eine nüchterne Kalkulation - natürlich -, wie es sich für einen Unternehmer gehört. Eine, bei der die weiteren Geschäftsführer und Eigentümer grünes Licht gaben - und man am Ende ins Feld führte: "Es kann auch dem Betrieb nicht schaden, wenn man besser informiert ist", sagt Schubert-Raab.


Erste Überlegungen schon 2016

Besser informiert - das trifft es schon gut. Aber es ist auch mehr. Als Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen (LBB) und des Verbands baugewerblicher Unternehmer Bayerns wird er unterwegs sein in Berlin und München, um den Kontakt zur Politik zu halten. Der Schritt zeichnete sich schon Anfang 2016 ab. Man kam auf ihn zu, weil sein Vorgänger, Franz-Xaver Peteranderl, neue Aufgaben übernahm. Er wurde Präsident der Bayerischen Handwerkskammer München (HWK) und auch noch des Bayerischen Handwerkstags.
Die ersten Bitten lehnte er noch ab: Ich habe hier einen Betrieb zu führen, wir sind zwar zu Dritt, aber jeder hat viel zu tun." Dazu kommt: Der 59-Jährige ist Obermeister in Lichtenfels, LBB-Bezirksvorsitzender, im Vorstand der Berufsgenossenschaft Bau in Berlin und in weiteren Verbänden tätig.
Schließlich ging er die Sache von einem anderen Ende an: Wie müsste alles gestaltet sein, damit er das Amt übernehmen kann? Er stellte Bedingungen und man kam ihm weit entgegen, änderte dafür sogar die Satzung. Zur Entlastung etwa bekommt er zwei Vizepräsidenten an seine Seite. "Es war ein Riesenaufwand, trotzdem haben die Kollegen alles mitgemacht. Und irgendwann war ich in der Situation, dass es peinlich geworden wäre, nicht dabei zu sein." Zudem gibt er einen Teil seiner anderen Funktionen ab, etwa bei der Berufsgenossenschaft Bau. Einstimmig wurde er in das Ehrenamt gewählt und steht nun an der Spitze als Repräsentant von über 3200 Betrieben.


Verordnung treibt Baupreise hoch

Was steht ganz oben an Themen? Zurzeit wird an einer so genannten Mantelverordnung gearbeitet, in der verschiedene Bauvorschriften zu einem Gesetz bundeseinheitlich zusammengefasst werden. "Die ersten Auswüchse dieses Themas kennen wir seit zwei Jahren. Wir sehen jetzt schon, dass die Baupreise deshalb um zehn bis 15 Prozent gestiegen sind." Ausgehobener Boden muss gelagert werden, dann folgen Proben - erst anschließend kann man entscheiden, was damit geschieht. Teilweise muss die Erde dafür weit auf Lagerplätze gefahren werden, weil etwa bei Projekten in der Stadt kein Raum in der Nähe vorhanden ist. "Wir wollen die Verantwortlichen nun davon überzeugen, dass man das noch einmal in Ruhe diskutiert und das Gesetz nicht im Hauruck-Verfahren durchzieht." Es gehe um Grenzwerte - und dass man nicht einem wenig umweltfreundlichen Bodentourismus den Weg bereite.
Zweites Problem sei die neue EU-Verordnung, dass das Heimatland einer Firma eine so genannte Dienstleistungskarte ausstellt, in der bestätigt wird, dass der Handwerker alle EU-Vorschriften einhält: Ob zum Beispiel auf deutschen Baustellen auch Ausländern der Mindestlohn gezahlt wird - wie es Vorschrift ist - und damit gleichzeitig ein Preisdumping verhindert wird. Momentan nimmt der Zoll solche Überprüfungen vor. "Und das ist schon schwierig genug." 14 Tage für eine allgemeine Prüfung durch deutsche Behörden sei völlig utopisch, sagt Schubert-Raab.