Er sorgt dafür, dass die Tracht gut sitzt

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Vor den Corona-Beschränkungen nahm Günther Heinlein noch Maß bei Hilmar Fiedler von der Sängerrunde Welitsch. Der Männerchor dankte ihm in seiner Jahresversammlung Anfang 2020 für die ehrenamtlich durchgeführten Arbeiten. Foto: K.- H. Hofmann
Vor den Corona-Beschränkungen nahm Günther Heinlein noch Maß bei Hilmar Fiedler von der Sängerrunde Welitsch. Der Männerchor dankte ihm in seiner Jahresversammlung Anfang 2020 für die ehrenamtlich durchgeführten Arbeiten. Foto: K.- H. Hofmann

Günther Heinlein hat seinen Beruf im Ruhestand zum Hobby gemacht. Für die Pressiger Vereine ist der gelernte Schneidermeister ein Segen, hilft er ihnen doch bis heute ehrenamtlich.

Karl-Heinz Hofmann Der Schneidermeister Günther Heinlein ist einer der letzten Lebenden seiner Zunft im Landkreis Kronach. Noch heute greift er gerne zu Zwirn und Nadel, um Trachtenjacken - ehrenamtlich, versteht sich - für Männer, die an Umfang etwas zugenommen haben, passend zu machen.

Schon 1958 erlangte der heute 85-jährige Pressiger den Titel des Schneidermeisters. Er erhielt damals am 13. November den Meisterbrief im Herren-Schneiderhandwerk von der Handwerkskammer Oberfranken ausgestellt. Gelernt hat der "Meck", wie er in Pressig und Umgebung liebevoll genannt wird, im Schneiderbetrieb seines Vaters Josef Heinlein. Er übernahm kurze Zeit nach der erfolgreich absolvierten Meisterprüfung den Betrieb in dritter Generation.

Günther Heinlein erinnert sich noch wie heute, dass er oft erst am Abend oder am Wochenende zu Kunden ging, um anhand von kleinen, mitgebrachten Stoffmustern und Farbvariationen den gewünschten Zwirn aussuchen zu lassen. Danach nahm er mit dem Band individuell Maß für einen neuen, schmucken Anzug. Einige Tage später folgte die Anprobe. Die letzten Stiche wurden mit der Nähmaschine gemacht, und fertig war der Maßanzug.

In seiner kleinen Werkstatt hat der "Meck" heute noch wichtige Utensilien von früher: Nähmaschine, Bügeleisen, verschiedene Scheren, Zwirnrollen in verschiedenen Farben, Winkel, Kreide und vieles mehr. Allerdings ging dieses handwerkliche Geschäft allmählich zur Neige; die Industrieproduktion machte auch vor dem Bekleidungshandwerk nicht Halt. So musste Günther Heinlein den Schneiderbetrieb Mitte der 1960er Jahre aufgeben.

Der Pressiger übernahm Verantwortung in der industriellen Fertigung von maßgeschneiderter Bekleidung bei der Firma Striwa und wurde Gruppenleiter bei der Firma Hosenfabrik Ho al-Albert. Ab 1977 leitete er den Zweigbetrieb der Firma Fedola in Knellendorf.

Aber auch als Rentner hat er natürlich nicht sein Handwerkskönnen verlernt. Bis heute weiß er noch sehr gut mit Zwirn und Nadel sowie seiner Nähmaschine umzugehen. Auch das Maßband spielt für ihn noch immer eine große Rolle in seinem Rentnerdasein. Denn für Trachtenvereine, wie zum Beispiel dem Gesangverein der Sängerrunde Welitsch, nimmt er immer wieder Änderungen an Trachtenjacken vor, die im Lauf der Jahre zu eng geworden sind.

Er nimmt ebenso bei Neubestellungen noch individuell für seine Sangesfreunde Maß, bevor ihr Auftrag an die Bekleidungsfabrik geht. "Denn besonders bei Männern vergrößert sich im Lauf der Jahre immer mal wieder der Umfang", sagt er lachend. Vor Weihnachten konnte er 25 "Mannsbildern" des Männerchores der Sängerrunde Welitsch erst wieder mit notwendigen Änderungen der Trachtenjacken mehr Luft zum Atmen beim Singen verschaffen.

Dankbare Sänger

Hilmar Fiedler ist Kassierer bei der Sängerrunde. Er weiß, was es für einen Trachtenträgerverein bedeutet, so einen ehrenamtlichen Unterstützer und Förderer zu haben. "Der Meck stattet uns seit vielen Jahren zur großen Zufriedenheit mit maßgeschneiderten Outfits für unsere Auftritte aus. Und das ehrenamtlich, ohne einen Euro dafür zu verlangen. Wir finden, dass dies einmal ein Lob in der Öffentlichkeit wert ist", stellt Fiedler bei einer Anprobe fest. Als Hauptkassierer weiß er, wie sparsam mit dem Geld in einer Vereinskasse umgegangen werden muss. Daher sagt er auch, stellvertretend für andere Vereine die vom ehrenamtlichen Engagement ihres Schneidermeisters profitieren, "ein herzliches Vergelt's Gott an den Förderer Meck".

Früher hat er auch den Männerchor Judenbach, die Eisenbahnsinggruppe "Frohsinn" Pressig und weitere Vereine mit seiner Handwerkskunst unterstützt, informiert Heinlein. Seine eigenen Hobbys lagen dagegen eher auf der sportlichen Seite. Bis über das 70. Lebensjahr hinaus stand er noch an der grünen Platte der Tischtennisabteilung des FC Pressig. Er war auch über Jahrzehnte aktiver Fußballer, von der Schüler- bis zur Altliga beim FC Pressig.

Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied ernannt wie auch der CSU-Ortsverein Pressig und die Gipfelstürmer sein Engagement und seine Verdienste mit der Ehrenmitgliedschaft belohnten. Seit Jahrzehnten unterstützt er noch weitere Vereine im Markt Pressig durch seine Mitgliedschaft. Der hochbetagte Schneidermeister kann heute noch wie ein Junger aus seinem abwechslungsreichen und arbeitsreichen Leben viel erzählen.