Eismohr wird zu Schokohut

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Änderung  Beim Kronacher Freischießen gibt es heuer zwar noch das beliebte Eis, aber unter anderem Namen. Grund dafür ist, dass "Eismohr" als rassistisch ausgelegt wird. Der Bezirksheimatpfleger Günter Dippold weiß aber, dass es das Wort an sich eigentlich gar nicht ist.

von unserem Redaktionsmitglied Corinna Igler

Kronach — Für den Heimweg noch einen Eismohr. Für viele Besucher des Kronacher Freischießens (noch bis 24. August) ist das schon Tradition. Doch heuer wird es damit wohl nichts. Denn den Eismohr gibt es nicht mehr. Beziehungsweise gibt es das Eis noch aber unter anderem Namen. Der Eismohr heißt jetzt nämlich Schokohut.
Ludwig Müller vom Nürnberger Eispalast, der seit Jahrzehnten auf dem Kronacher Freischießen vertreten ist, weiß auch warum: "Das war in Nürnberg Thema, ein Beschluss der Stadt, weil das Wort Eismohr rassistisch ist, diskriminierend." Daraufhin haben die Eisverkäufer auf dem Nürnberger Volksfest ihr Eis umtaufen müssen. "Es gab Auflagen von der Stadt. Wer es nicht geändert hat, wurde nochmal aufgefordert, seine Schilder zu ändern. Ansonsten hätte es eine Strafe gegeben", erklärt Müller.

Schilder neu bedruckt

Und nachdem die Eisverkäufer für Nürnberg ihre Schilder geändert haben, belassen sie sie auch für das Kronacher Freischießen so. Obwohl die Schützen als Veranstalter des Freischießens dies nicht beanstandet haben, es keine Beschwerden gegeben habe. "Wir haben ja unsere Schilder alle neu bedrucken lassen. Und es wäre ja auch komisch, wenn das Eis hier so und dort anders heißen würde." 350 Euro hat Ludwig Müller die Namensänderung gekostet. Da habe er noch Glück gehabt, erzählt er von einem Kollegen, der nicht nur Schilder hat ändern lassen müssen, sondern die ganze Front seines Verkaufswagens, was diesen um die 3000 Euro gekostet habe.
Müller selber ärgert sich über diese Änderung nicht. "Ein Mohr war wohl im 19. Jahrhundert ein Bediensteter, eine Art Sklave. Da kann man das schon verstehen. Mit dem Negerkuss war es ja damals dasselbe." Dadurch, dass das Eis auf den Verkaufsschildern aufgedruckt sei, wisse ja auch jeder, was sich hinter dem Schokohut verbirgt: der ehemalige Eismohr.
Bezirksheimatpfleger Günter Dippold hingegen meint, man solle das Ganze "tiefer hängen". Jeder Rassismus sei bekämpfenswert, aber man dürfe diesen Kampf "nicht durch die Waffe der ,political correctness‘ ins Lächerliche ziehen".
Er weiß woher der Name Mohr kommt: "Mohr heißt lateinisch Maurus und das bezeichnet die dunkelhäutigen Bewohner von Mauretanien."
Genauso wie Neger wird Mohr als rassistisch verstanden, das ist ihm sehrwohl bekannt. Nachvollziehen kann er es allerdings nicht: "1963 hat Martin Luther King in seiner berühmten Rede ,I have a dream‘ immer von Negro gesprochen - wie selbstverständlich. Da war das nicht herabsetzend. Was 1963 also noch ganz normal war, ist heute politisch nicht korrekt."
Das liege daran, dass Wörter wie Neger oder Mohr oftmals in Kombination mit verschiedenen Schimpfwörtern herabsetzend verwendet worden seien.
Nach Meinung von Dippold hilft es nicht, einzelne Wörter zu bekämpfen, vielmehr müsse die "dahinterstehende Haltung" bekämpft werden.