von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Görtler Bamberg — Zuletzt hat die Kraft doch nicht gereicht. Noch im Januar dieses Jahres schrieb der Maler, Zeichner und Restaurator Edgar S...
von unserem Redaktionsmitglied
Rudolf Görtler
Bamberg — Zuletzt hat die Kraft doch nicht gereicht. Noch im Januar dieses Jahres schrieb der Maler, Zeichner und Restaurator Edgar Stengele, hoch erfreut über eine kleine Würdigung zu seinem 80. Geburtstag in dieser Zeitung, dass er auf einen "sonnigen Frühling und stabilere Gesundheit" hoffe, um zu einem Atelierbesuch einzuladen, "wo es manches zu erzählen gäbe".
Es hätte bestimmt manches zu erzählen gegeben in diesem endlich sonnigen Frühling, allein, dies war dem Künstler nicht mehr vergönnt. Seit längerer Zeit schwer krank, ist Edgar Stengele am Dienstag gestorben.
Mit ihm ist einer aus der alten Garde der lokalen Kunstschaffenden herausgerissen worden, jener, die ihre künstlerische Sozialisation in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfuhren, einer Zeit der Restauration einerseits, andererseits einer Zeit, in das Wort "Künstler" dem Biedermann noch den einen oder anderen Schauer über den Rücken jagte.
Doch Edgar Stengele, Urbamberger aus der Zollnerstraße, lernte sein Handwerk von der Pike auf. Er war gelernter Vergolder, Fassmaler und Restaurator und erhielt in dieser Eigenschaft 1953 einen Bundespreis. Nach Lehr- und Wanderjahren kehrte er 1959 nach Bamberg zurück und fand auf der Altenburg im Turm, den schon E.T.A. Hoffmann als luftige Klause über der Stadt bewohnt hatte, ein adäquates Domizil, später erweitert zur Galerie, in der auch Konzerte stattfanden.
Stengele war ein bodenständiger Mensch, und entsprechend war seine Kunst: Ölbilder mit vielen Bamberg-Motiven wie Schloss Seehof und, natürlich, der Altenburg, Zeichnungen, Porträts.
Als Brotberuf übte er weiterhin die Profession des Restaurators aus: Viele Kirchen in der Umgebung tragen die Spuren seiner Bemühungen; ironischerweise arbeitete der Katholik in vielen evangelischen Gotteshäusern. Ironisch ist auch sein Wirken als Himmelfahrtsritter des Bamberger Oratorienchors, Zeichen einer langsam verschwindenden katholischen Honoratioren-Welt.
Seine Bilder werden als liebevolle Bamberg-Memorabilien auch künftigen Generationen etwas zu sagen haben. Der Künstler hinterlässt eine Gattin, einen Sohn und eine Tochter. Der Trauergottesdienst findet am Freitag, 17. April, um 8.30 Uhr in St. Gangolf statt, die Beerdigung um 12 Uhr auf dem Bamberger Friedhof.