Ebner lässt die Busse stehen

2 Min
Ein Bild aus früheren Jahren: In den 1990ern schien die Reiselust ungetrübt. Klimawandel, Dieselkrise und E-Mobilität waren kein Thema.
Ein Bild aus früheren Jahren: In den 1990ern schien die Reiselust ungetrübt. Klimawandel, Dieselkrise und E-Mobilität waren kein Thema.
 
Heute stehen in den Werkshallen im Gewerbegebiet Sandhof noch sechs Linien- und Reisebusse. Fotos: privat/Eckehard Kiesewetter
Heute stehen in den Werkshallen im Gewerbegebiet Sandhof noch sechs Linien- und Reisebusse.  Fotos: privat/Eckehard Kiesewetter
 
Das erste Betriebsgelände in Eberns Westen mit Kohle- und Holzlager, Werkstatt und Tankstelle
Das erste Betriebsgelände in Eberns Westen mit Kohle- und Holzlager, Werkstatt und Tankstelle
 

Nach etwa 100 Jahren stellt das Eberner Reiseunternehmen den Betrieb ein. Matthias Ebner, Firmeninhaber in der dritten Generation, nennt ein Bündel von Gründen. Ende Oktober ist für das Unternehmen Schluss.

Eckehard Kiesewetter Ebern —  Das EBN im Kennzeichen war wie geschaffen. EBNer Reisen war ein Statement: Hier reisen die EBerNer! Busse bis zur Vier-Sterne-Klasse (mit Klimaanlage, Bordtoilette und -küche, Kühlschrank, Stereo und Videoanlage und modernster Sicherheitstechnik) standen für Aufbruchstimmung und den Duft der großen weiten Welt. So hat das Unternehmen die Stadt auf den Autobahnen der Republik und in knapp zwei Dutzend Reiseländern vertreten. Zudem haben Ebner-Busse Generationen von Kindern zur Schule und wieder nach Hause chauffiert. Im Oktober aber soll damit Schluss sein - nach ziemlich genau 100 Jahren.

Matthias Ebner, Inhaber in dritter Generation, stellt den Busbetrieb im Oktober ein. Im Gespräch mit dem FT nennt der 53-Jährige eine Reihe von Gründen, die sich in einer Stimmung zusammenballen: Frustration und Enttäuschung.

Ebner fühlt sich durch die Konzessionsverhandlungen für den Schulbusverkehr unfair in die Enge gedrängt. Für Linien, die bislang von ihm bedient wurden, beispielsweise nach Maroldsweisach und durch den Itzgrund, sollte es 25 Prozent weniger Geld als bisher geben, weil die Nachmittagstouren nicht mehr separat bezahlt werden. Er könne da nicht mitmachen, beteuert der Firmenchef. Am Ende müsse zumindest eine "schwarze Null" herausspringen. "Wie soll ich meinen Leuten verklickern, dass sie ein Viertel weniger verdienen?"

Ohne einen Mitkonkurrenten direkt anzusprechen, beklagt er Unfairness im Wettbewerb, spricht von Drohungen gegenüber Kindern, Behinderung und Chaos am Busparkplatz. Vorwürfe deswegen habe, sagt er, weder das Beschwerdemanagement am Landratsamt noch die Verwaltung in Ebern aufgegriffen.

Betagte Schülerbusse

Auch verstehe er Eltern nicht, die es tatenlos dulden, wenn ihre Kinder mit betagten Bussen ohne vernünftiges ABS bei Glatteis über die Bergstrecke bei Kurzewind (15 Prozent Gefälle) chauffiert werden.

Ebner ist auf die Verwaltungen in Haßfurt und in Ebern nicht gut zu sprechen, vermisst die Rückendeckung.

17 Jahre alte Busse einsetzen, "die gerade der Euro-Norm 1 entsprechen?", fragt Ebner. Das könne es nicht sein.

Er sei aus der Geschichte raus: "In Haßfurt geht die Jugend fürs Klima auf die Straße, wollen die Welt retten und dann sowas?" Für Matthias Ebner jedenfalls steht fest: Am 31. Oktober ist Schluss - auch mit dem Reisebusverkehr. "Ich will keine 25 Stunden am Tag arbeiten, nur um sagen zu können: Ich bin ein großer Busunternehmer." Als Familienvater gebe es für ihn andere Dinge im Leben.

Flotte soll verkauft werden

Von den Fahrern - einstmals waren es 15 - sind aktuell noch zwei Festangestellte verblieben, alle anderen seien bereits anderweitig untergekommen. Die aktuell sechs Busse werde man verkaufen.

Für die Bushalle, etwa 900 Quadratmeter groß, will Ebner im Frühjahr nach einem Nachnutzer suchen. Nichts, mit Lärm und Gestank, denn sein Vater und seine Mutter wohnen direkt über der Halle, mit dem Unternehmen quasi verwachsen.

Kein lohnenswertes Unterfangen

Die Zeiten hätten sich geändert, sagt Matthias Ebner; für Renditen, wie sie der Mittelstand heute erzielt, würde kaum ein Arbeitnehmer mehr antreten. Vor zehn Jahren hätte er von seinem Vater Max jun. noch ein Donnerwetter erwartet. Heute, mit mittlerweile 84 Jahren, urteilt der Vater anders: "Wer jetzt sei Zeug weg tut, hat zumindest noch Geld verdient."

Investition in Solarenergie

Sein Sohn Matthias ist heute froh, sich vor vier Jahren rechtzeitig für Investitionen in Photovoltaikanlagen entschieden zu haben - ein zweites Standbein. Projekte in Heubach und Fischbach laufen. Zumindest da sind die Aussichten sonnig - wenn auch, die Anfänge zeigen es, nicht ganz ungetrübt.