Drei Quellen speisen die Mühle

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Die "Vorderseite" der Stempfermühle, von der Bundesstraße aus gesehen. Fotos: Reinhard Löwisch
Die "Vorderseite" der Stempfermühle, von der Bundesstraße aus gesehen. Fotos: Reinhard Löwisch
Aktuelle Ansicht der Stempfermühle mit der Tafel vor dem Hauseingang
Aktuelle Ansicht der Stempfermühle mit der Tafel vor dem Hauseingang
 
 

Als der Dichter Joseph Victor von Scheffel 1859 zur Stempfermühle kam, musste er "gottlob nur einmal" Wasser trinken, um den Durst zu löschen. Die Wirtshaus-Konzession bekam der Müller erst sieben Jahre später.

Unsere Serie "Literarischer Spaziergang: Auf den Spuren von Joseph Victor von Scheffel in der Fränkische Schweiz" kommt zur zwölften Tafel. Der Standort: am Platz vor dem Eingang zum Gebäude der Stempfermühle. Der Vers darauf lautet:

Dem Fels entsprudeln stark
und kühl
Drei nah vereinte Quellen
Und tragen bei der Stempfermühl
Zur Wisent ihre Wellen ...
Wo Wiesent einst und Elch und Ur
Vreislich (schrecklich) zur Tränke trabte,
Dort war's gottlob doch einmal nur,
Daß Wasser uns erlabte.

Die Stempfermühle unterhalb Gößweinstein übte zwei gegensätzliche Empfindungen bei Scheffel aus. Einerseits beeindruckten ihn die drei Quellen mit ihren starken Schüttungen, die ihr glasklares Wasser der Wiesent zuführten. Andererseits dachte er nur mit Schrecken ("vreislich" ist mittelhochdeutsch und bedeutet schrecklich) daran, dass er hier "gottlob nur einmal" Wasser trinken musste, um den Durst zu löschen.


"Exkneipe" der Studenten

Eigentlich eine sehr ungewöhnliche Tatsache: War doch die Stempfermühle als "Exkneipe" vor allem bei Studenten sehr beliebt, ja sogar berühmt. Die Sache ist aber leicht zu erklären: 1859, als Scheffel hier vorbeikam und das Gedicht schrieb, hatte der Stempfermüller noch keine offizielle Wirtshaus-Konzession. Die bekam er erst 1866 von der Gemeinde.


Die ersten Urlauber kommen

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen auch die ersten Urlauber, die hier ihre schmackhaften Forellen im schattigen Biergarten verzehrten und anschließend eine Runde mit dem Boot auf der Wiesent fahren konnten. Damals waren die Boote noch aus Holz gebaut und mit Stoff bespannt. Eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung, damals wie heute.
"Stempfermühle. Bambergisch, katholisch, im Landgericht Pottenstein, mit acht Bewohnern. Sie liegt unterhalb Gößweinstein an der Wiesent in einer romantischen Gegend, und hat die Merkwürdigkeit, dass sie nicht vom Flusse, sondern von drei aus dem Berg hervorbrechenden starken Quellen getrieben wird", berichtete der Reiseschriftsteller Josef Heller schon 1829.


Erstes Wasserwerk

30 Jahre später, also zu Zeiten Victor von Scheffels, baute die Marktgemeinde Gößweinstein hier ihr erstes Wasserwerk. Bis dahin mussten die Einwohner des Wallfahrtsortes ihr Wasser vom Tal selber hoch schaffen.