Marcus Wolf, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Bamberger Osten, greift sogar zu einer Zuckerzange, um den Gläubigen die Hostie kontaktlos reichen zu können.
Pfarrer Wolf hat für die Gemeinden St. Gangolf, St.-Otto und Maria Hilf mit der Filiale St. Wolfgang "zehn Gebote" formuliert, "die jeder Gottesdienstbesucher unbedingt beachten muss". Das "siebte Gebot", das generell auf alle Kirchen übertragbar ist, lautet etwa: "Wer Krankheitssymptome aufweist oder sich krank fühlt, soll bitte daheimbleiben. Covid-19-Patienten und/oder Kontaktpersonen, die unter Quarantäne stehen, ist die Teilnahme am Gottesdienst strengstens untersagt."
Pfarrer Günter Höfer, zuständig für die Gemeinden St. Heinrich, St. Anna und St. Kunigund, nimmt sich diese "Gebote" zu Herzen und befolgt sie. Er sagt zwar: "Gott sei Dank, es geht weiter mit öffentlichen Gottesdiensten." Doch "unter diesen notwendigen Umständen ist meine Freude gedämpft".
Verhaltene Freude drückt auch Hans Lyer aus, Pfarrer der Gottesdienstgemeinde von St. Elisabeth. Es sei wichtig, so Lyer, dass sich die Menschen wieder in ihrer Kirche versammeln können, "raus aus der Isolation kommen". Doch er habe das Gefühl, dass die Kirche "mit Vollgas im Leerlauf fährt", nämlich weiterhin "freundlich verpackten Klerikalismus pflegt und nicht aus der Betreuungsmentalität heraus findet", meint Pfarrer Lyer. "Die Leute werden brav versorgt, doch der Gedanke der communio, der Volk-Gottes-Gedanke des Zweiten Vatikanischen Konzils ist weg." Er hoffe, dass die Corona-Krise als "Chance für die Kirche gesehen wird, die Umkehr an sich selbst zu vollziehen", sagt Lyer, der auch Gefängnisseelsorger in der JVA Ebrach ist.
Während Pfarrer Marcus Wolf in seinem "zehnten Gebot" an den "gesunden Menschenverstand eines jeden Gottesdienstteilnehmers" appelliert, klärt Erzbischof Ludwig Schick auf Anfrage Grundsätzliches: "Jeder muss für sich entscheiden, ob er an einem Gottesdienst teilnehmen möchte und kann. Wer nicht teilnimmt, ist seit Beginn der Corona-Krise von der Pflicht, am Sonntag die Eucharistie mitzufeiern, freigestellt" und solle eine entsprechende Zeit lang dem persönlichen Gebet oder dem Gebet in der Familie widmen, sagt der Erzbischof. Die Mitfeier über Livestream oder andere Medien sei dazu eine gute Möglichkeit.
Er freue sich, so der Erzbischof, dass wieder Gottesdienste möglich sind, an denen Gläubige teilnehmen können. Die staatlichen Auflagen müssten dabei von allen beachtet werden.