Karl-Heinz Jäger ist neuer Ortssprecher. Er springt ein, aber nicht auf Dauer. Bis 2020 will er einen Nachfolger gefunden haben. Schon bisher hat er sich, etwa als FFW-Kommandant, in der Dorfgemeinschaft stark engagiert.
Tobias Kindermann
Natürlich war er zur Stelle als es brannte, wie es sich für einen Feuerwehrkommandanten gehört. Obwohl es nicht um einen typischen Feuerwehreinsatz ging, sondern um einen politischen. Karl-Heinz Jäger ist neuer Ortssprecher in Wiesen und damit Nachfolger von Stadtrat Hans Bramann (FW), der dieses Amt bisher zusätzlich übernommen hatte und es nun aus persönlichen Gründen niedergelegt hat.
"Ich werde dieses Amt nun auf alle Fälle bis zur nächsten Stadtratswahl im Jahr 2020 übernehmen und dann schauen wir mal", sagt Jäger. Doch während in anderen Ortschaften mit solchen Aussagen oft auch überdeckt wird, dass es knapp wird bei der Besetzung ehrenamtlicher Positionen, sieht das in Wiesen anders aus. Wiesen mit seinen etwa 270 Einwohnern habe ein sehr lebendiges Gemeinwesen, betont Jäger. Dem 52-Jährigen geht es auch darum, rechtzeitig den Nachwuchs einzubinden. "Jemand Jüngeres hat neue Ideen und andere Einstellungen." Damit will Jäger auch helfen, den Ort lebendig zu halten.
Seit 1999 Kommandant
Jäger ist seit 1999 Kommandant der Feuerwehr, das ist auch sein Schwerpunkt im ehrenamtlichen Engagement vor Ort. "Daneben spiele ich auch seit 2000 bei der Theatergruppe mit. Und auch sonst mache ich überall mit, so gut es geht." Zudem arbeitet Jäger als ehrenamtlicher Richter und ist Reservist bei der Bundeswehr.
In Wiesen existieren viele Einrichtungen: Es gibt auch noch einen Stammtisch, einen Obst- und Gartenbauverein, die Waldbauernvereinigung, die Jagdgenossen, einen Fußballverein, zwei Jugendgruppen von Feuerwehr und Gartenbauverein, die Kirchenstiftung, einen FCN-Fanclub, die Blasmusik.
Viel sei aus privater Initiative im Ort entstanden: "Das trägt und prägt. Es ist schon ein besonderer Zusammenhalt da."
Eine weitere Besonderheit: "In Wiesen gibt es 120 Gästebetten." Viele Stammgäste suchen die Erholung hier: "Da spielt sicher die Nähe zur Therme in Bad Staffelstein eine Rolle, aber das sind vielleicht auch Dinge, die man gar nicht so definieren kann." Vielleicht ein Gemeinschaftsgefühl? Auch Zugezogene würden sich relativ leicht integrieren - und ansehnlich sei der Ort auch. Die Dorferneuerung sei abgeschlossen, der Ortskern sei mit dem neu gestalteten Platz rund um die Kirche sehr schön geworden. Die dort vorhandene ehemalige Schule, die der Stadt gehört und an Privatpersonen vermietet ist, wird auch bald saniert. Dazu kommen zwei Gasthäuser mit jeweils eigener Brauerei.
In Wiesen geboren
Karl-Heinz Jäger ist gebürtiger Wiesener und arbeitet als Förderlehrer in der Mittelschule in Lichtenfels. "Ich bin hier aufgewachsen, für mich ist das selbstverständlich und ich kenne das nicht anders. Vielleicht sollte man mal jemanden fragen, der von außen kommt", lacht er.
Probleme mit Leerständen im Ort gibt es nicht. Also wenig zu tun? Nein. "Das nächste wird die Umsetzung des Feuerwehrbedarfsplans der Stadt Bad Staffelstein sein." Wiesen besitzt bisher nur einen Feuerwehranhänger, künftig soll hier ein Fahrzeug stationiert sein - vermutlich in einem neuen Feuerwehrhaus. Der neue Standort könnte in der Nähe des Sportplatzes liegen. Über 70 Aktive hat die Wehr - und sie ist vor allem bei Hochwasser gefordert. "Es gibt praktisch keine Familie in Wiesen, in der wir als Feuerwehr nicht ein Mitglied haben."
Und er hat auch ein paar Ideen: In Absprache mit dem Bürgermeister möchte er ein bis zweimal im Jahr eine Bürgerversammlung anbieten.
Außerdem könnte er sich vorstellen, eine Art kleinen Gemeinderat einzurichten mit allen Vereinsvorständen und zwei oder drei engagierten Bürgern: "Dann kann man vieles schon im Vorfeld absprechen und Synergien finden."
Er könne als Ortssprecher schauen, wo man unterstützen kann: "Letztendlich ist es ein Titel ohne Mittel." Doch etwas bewegen, das könne man durchaus. Bis 2020 werde sich auch sicher herauskristallisiert haben, wer aus der jüngeren Generation sein Nachfolger als Ortssprecher werden könnte. "Das war immer mein Bestreben, so etwas umzusetzen. Wir haben hier das Glück, dass es auch junge Leute gibt, die Verantwortung übernehmen möchten."