Der Schriftsteller und Dichter Joseph Victor von Scheffel hat die Burg Gaillenreuth offenbar nur vom Wiesenttal aus gesehen - und war sichtlich froh darüber. Der berühmteste Bewohner ist der sagenumwobene Raubritter Eppelein von Gailingen.
Unsere Serie "Literarischer Spaziergang: Auf den Spuren von Joseph Victor von Scheffel in der Fränkischen Schweiz" gelangt zur 14. Tafel. Die Tafel gibt es zweimal.
Die erste steht im Wiesenttal an einem Parkplatz der B 470 unweit Burg Gaillenreuth, die zweite Tafel steht im Ort oben auf der Höhe, beim Infozentrum, vor dem Eingang zur Burg, die heute eine Gaststätte beherbergt. Der Vers lautet:
Doch seh' ich hoch im Ahornwald
Burg Gailenreuth, dich wieder,
Läuft mir ein Rieseln schauer kalt
Als Warnung durch die Glieder:
An Händ' und Füßen eingepflöckt
Im finsteren Verließe
Lernt' ich wie man die Beine streckt
In jenem Paradiese.
Offensichtlich ist Victor von Scheffel von der Stempfermühle aus schnurstracks entlang der Wiesent abwärts Richtung Ebermannstadt gelaufen.
Sonst hätte er Burg Gaillenreuth, das "Zweifensterschloss" - so schmal ist das Gebäude von unten betrachtet -, nicht gesehen.
Und sofort denkt er im Geiste an den berühmtesten, sagenumwobenen Bewohner: an Eppelein von Gailingen, den Raubritter, der die "Nürnberger Pfeffersäcke" hier gerne überfiel und einkerkerte, um anschließend Lösegeld zu kassieren.
Geschichtlich betrachtet gehörte die Burg im Mittelalter zur Hälfte den Herren von Egloffstein. Die andere Hälfte hatte wechselnde Eigentümer. Einer davon war Fritz von Streitberg, der 1383 im Streit mit seinem Schwager Gräfenberg plünderte und 14 Untertanen nach Gaillenreuth entführte. Nürnberger Reiter besetzten daraufhin die Burg und ließen alle Gefangenen frei. Von den 23 inhaftierten Gefangenen ließ der Rat der Stadt Nürnberg 13 hinrichten. Die anderen mussten schwören, dass sie auf alle ihre Habe verzichteten und keine Rache üben.