Ferienwohnungen statt Hotels, Anreise mit dem eigenen Auto statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Reiselust der Lichtenfelser läuft langsam wieder an - mit Vorsicht und meist im Inland.
Bilder von menschenleeren deutschen Nord- und Ostseestränden während der Corona-Krise gehören der Vergangenheit an. Seit den jüngsten Lockerungen verzeichnen die Reisebüros der Region viele Buchungen - vor allem im Inland.
"Momentan stehen Deutschland und Österreich hoch im Kurs, aber auch Dänemark", weiß Mario Kragler vom Thüringisch-Fränkischen Reisebüro (TFR) in Lichtenfels. "Weitere Ziele werden eher sporadisch gesucht - wenn, dann vor allem Griechenland, Italien oder Spanien." Eines der liebsten deutschen Reiseländer, Bulgarien, sei derzeit dagegen bei den Kunden weniger beliebt, so der Büroleiter. "Ich vermute, vielen Leuten fehlt vielleicht das Vertrauen in das dortige Gesundheitssystem und die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen." Spanien, Portugal und Italien seien eher "europäisch angehaucht". Dabei zeichne sich zumindest ein Muster ab: Familien mit Kindern seien prinzipiell vorsichtiger, Singles oder Allein-Reisende gingen tendenziell entspannter mit der Situation um.
Ferienwohnungen sind gefragt
Auch bei den Unterkunftsarten gibt es einen klaren Trend: Ferienwohnungen und Ferienhäuser, in denen die Reisenden "unter sich" seien, werden derzeit bevorzugt gebucht, größere Hotels dagegen seltener. Die Eigenanreise mit dem Pkw bevorzugen aber fast alle.
Mario Kragler verweist jedoch auf Grenzen des "Deutschland-Tourismus": "Irgendwann sind aber auch die Auslastungsgrenzen in Deutschland erreicht." Viele Personen ziehen deshalb in diesem Wissen eine kleine griechische Insel einem überfüllten deutschen Strand vor, weiß er aus Kundengesprächen.
Da die Reisebüros zu Beginn der Corona-Krise wohl eine der meistleidenden Branchen waren, können sie nun die Umsatzeinbußen nicht mehr aufholen - trotz einer großen Anzahl an Buchungen. Gleichzeitig sei der Beratungsaufwand in vielerlei Hinsicht groß: Zum einen sind viele Menschen verunsichert. Was ist erlaubt? Wie werden die Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt? Kann ich mich auf meine Reiseroute und die Verkehrsmittel verlassen? Was ist, wenn eine zweite Corona-Welle kommt?, sind nur einige der Fragen, die derzeit in den Reisebüros beantwortet werden müssen. Grundsätzlich haben jedoch alle Länder hohe Auflagen bezüglich der Corona-Sicherheitsmaßnahmen. Das gilt sowohl für Touristen, die nach Deutschland kommen, als auch für Deutsche, die im Ausland Urlaub machen. Alle müssen die gültigen Hygienestandards umsetzen. Die Airlines etwa sind verpflichtet, entsprechende eigene Richtlinien umsetzen - ebenso die Hotels. Wie dort zum Beispiel die Steuerung der Wege auf Basis des Abstandsgebots verläuft oder an welchen Stellen Desinfektionsmittelständer aufgebaut sind, unterliege der individuellen Umsetzung der Maßnahmen der Betriebe. Die Maskenpflicht in allen öffentlichen Bereichen gelte dagegen fast überall.
Plexiglas am Empfang
Eine Beeinträchtigung des Erholungseffekts für seine Kunden sieht Mario Kragler aber nicht: "Die Masken zum Beispiel muss man ja nicht den ganzen Tag im Zimmer oder am Pool tragen. Es geht eher darum, den Abstand am Pool zu wahren", erklärt der Büroleiter. Auch die meisten Rezeptionen werden eine Plexiglasscheibe zum Schutz verwenden - "aber das ist ja in Deutschland in vielen Branchen heute auch so". Auch das Tragen einer Maske schätzt Mario Kragler mittlerweile als selbstverständlich ein: "Sie ist für viele schon so wie ein Geldbeutel oder ein Schlüssel - etwas, das man immer dabei hat. Damit kann man sich arrangieren."
Er erinnert daran, auch das Positive an solch einer Situation zu sehen: Am Buffet habe sich der Hygienestandard zum Beispiel auch verbessert, indem Gäste vor einem meist gleichbleibend großen Angebot individuell Speisen auswählen können und serviert bekommen. Mario Kragler bleibt positiv, wenn er auch einen großen Wunsch hat: "Es wäre gut, wenn es feste Richtlinien für das Reisen geben würde - klar definiert und für viele Länder und Bereiche verbindlich. Auch für die jeweiligen Veranstalter, die müssen nämlich meist sehr kurzfristig auf Änderungen reagieren."