Coburg zeigen, wie es ist

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Umzug beim Sambafestival: Der Zug bewegt sich vom Ketschentor Richtung Marktplatz. Aufnahme aus dem vierten Teil von "Aussichtsreich über Coburg". Foto: privat
Umzug beim Sambafestival: Der Zug bewegt sich vom Ketschentor Richtung Marktplatz. Aufnahme aus dem vierten Teil von "Aussichtsreich über Coburg". Foto: privat
 

Von oben und von unten: Olaf Pilz hat seinen vierten Film über Coburg fertig. Er ist in gewisser Hinsicht auch ein Zeitdokument.

Der etwa zehn Minuten lange Film beginnt mit der Kneipennacht, streift das Sambafestival und stoppt für einen kurzen Besuch im Rathaus: Oberbürgermeister Norbert Tessmer begrüßt die Kamera, nach ihm lächeln die Ortssprecher und Vertreter der verschiedenen Stadtratsfraktionen in die Linse. Des jetzt noch amtierenden Stadtrats, wohlgemerkt: Die Aufnahmen sind schon etwas älter. "Deshalb muss der Film jetzt raus", sagt dessen Macher Olaf Pilz. "Aussichtsreich über Coburg" heißt die Reihe, Teil 4 wird wurde in der Nacht zum Donnerstag auf dem YouTube-Kanal der Flugtechnischen Arbeitsgemeinschaft (FAG) Steinrücken freigeschaltet.

Begonnen hat alles damit, dass Olaf Pilz ein kleines Werbefilmchen über die FAG drehen wollte. Es wuchs sich zu einem Coburg-Projekt aus. Werbung fürs Fliegen enthalten die Filme immer noch, gerade dann, wenn aus dem Flugzeug gefilmt wird. Das aber sei nicht einfach, sagt Pilz: Bei offener Tür und 150 Stundenkilometern "wackelt immer was. Videos zu drehen ist dann Glücksspiel - und nicht ungefährlich". Wenn Coburg von oben zu sehen ist, handelt es sich also meist um "Stills", also Fotos. Die Aufnahmen trägt Pilz nach und nach zusammen. Die ältesten sind von 2013. "Das kann gar nicht aktuell sein. Das ist nicht zu schaffen."

Sein Material kombiniert Pilz zu einer Art Handlung und ergänzt es bei Bedarf entsprechend. "Das hängt davon ab, wo wir hinfliegen und wer alles mitmacht." Die Rahmenhandlung des vierten Films, wenn man es denn so nennen will, wird getragen von den Rettungsdienstleistenden beim BRK. "Bei denen war ich dreimal", bis Pilz all die Filmschnipsel zusammenhatte, die die einzelnen Besuche miteinander verbinden.

Martin Luther, dargestellt vom früheren Dekan Christoph Liebst, hat in allen bisherigen Filmen kleine Szenen und soll auch in den folgenden vorkommen. Pilz machte etwa 30 kurze Aufnahmen mit Liebst und streut diese nun in die Videos ein. Das geht so weit, dass er Luther auf der Veste sucht und von einer Museumsmitarbeiterin in die Cafeteria geschickt wird, wo Liebst in seiner Aufmachung aus dem 16. Jahrhunderts am Kaffeeautomaten aus dem 21. Jahrhundert steht.

Von solchen kleinen Brüchen und Unvollkommenheiten leben die Filme, ist Pilz überzeugt: Da verhaspelt sich der Sänger einer Band im Text, da geht beim Vereinstraining mal eine Übung daneben. Denn solche Szenen sucht Pilz auch: Beim Karatetraining des SV Hut war er für Teil 3, die Turnerinnen und Turner des TV Ketschendorf stehen noch auf seiner Besuchsliste. "Ich will sie zeigen, wie sie sind, nicht, wie sie vielleicht sein wollen." Er sei schließlich auch kein professioneller Kameramann - auch das dürfe man getrost sehen, sagt Pilz. Schließlich mache er alles rein ehrenamtlich. Der Spaß stehe im Vordergrund, nicht nur für ihn, die Piloten und Verantwortlichen der FAG Steinrücken, sondern für alle, die bislang mitgemacht haben. Sponsoren gibt es übrigens - bislang - nicht.

Auf zehn Folgen ist die Filmreihe inzwischen angelegt. Bis Weihnachten 2021 soll alles abgedreht sein, und bis dahin haben rund 3000 Menschen mitgewirkt, schätzt Pilz.