BN sorgt sich weiter um alte Müllkippe

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untersuchung  Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz hat ein weiteres Gutachten zur Deponie bei Lonnerstadt erstellen lassen. Durch die erhöhte Schadstoffkonzentration könnte das tiefere Grundwasser verunreinigt werden.

von unserem Redaktionsmitglied 
Sabine Memmel

Lonnerstadt — Benzol, Arsen und andere krebserregende Stoffe sickern aus der stillgelegten Mülldeponie bei Lonnerstadt. Die Folge: Das Grundwasser ist in einer sehr geringen Konzentration verunreinigt. Das ergab eine vom Landratsamt in Auftrag gegebene Untersuchung Anfang des Jahres. Landrat Alexander Tritthart (CSU) betonte bei einem Ortstermin im April, die Sache ernst nehmen zu wollen. Allerdings unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit, da das Trinkwasser nicht gefährdet sei (wir berichteten).
Das Gutachten reichte der Kreisgruppe des Bund Naturschutz allerdings nicht aus. Ihr fehlten Informationen darüber, wie eine Minimierung von Schadstoffeinträgen in das Grundwasser erreicht werden kann. Die BN-Kreisgruppe gab nun selbst ein Gutachten beim geowissenschaftlichen Büro Dr. Heimbucher GmbH in Auftrag, "um genauere Aussagen über das Gefährdungspotenzial sowie weitere Maßnahmen zur Schadensbegrenzung der Deponie zu erhalten", erklärt der Vorsitzende Helmut König. Diese Untersuchung stellte nun fest, dass die "hohe Schadstoffbelastung" im Deponie-Sickerwasser eine hohe Gefährdung des oberflächennahen Grundwassers mit sich bringe.
Durch diese "hohe Schadstoffkonzentration" gelte es dem Büro zufolge als "wahrscheinlich", dass ebenso das tiefere Grundwasser verunreinigt werden könnte. Etliche der vorhandenen Schadstoffe haben laut dem Gutachten die Bedenklichkeitsschwelle überschritten. "Das tiefere Grundwasser hat eine größere Reichweite und verteilt sich weiter. Ein Trinkwasseraufschluss im näheren Bereich wäre nicht möglich", erklärt Geologin Nadja Vestner, die das Gutachten bearbeitet hat.
Die natürliche Abdichtung unter der Deponie ist dem Gutachten zufolge nicht durchgängig vorhanden. Der Boden unterhalb der Deponie werde daher durch belastetes Sickerwasser beeinflusst. Eine obere Abdichtung fehle. Die Oberfläche weise zudem Rillen auf, die teilweise bis zu 30 Zentimeter tief sind. Daher dringe noch mehr Wasser in den Deponiekörper ein. "Das Wasser bleibt länger stehen und kann nicht absickern", erläutert König.
Der hohe Wasserstand sowie Wassergehalt fördere die Methangasproduktion wesentlich. Ein seitlicher Zutritt von oberflächennahem Grundwasser verstärke dies zusätzlich. Stark belastetes Deponie-Sickerwasser trete seitlich aus dem Deponiekörper wieder aus. Ein Trenndamm an der Deponiebasis fehle, dadurch würde laut König eine nachträgliche Abdichtung schwierig und vor allem kostspielig.
In dem neuen Gutachten werden nun eine Reihe von alternativen Sanierungsmaßnahmen empfohlen. Eine Oberflächenabdichtung mit Entwässerungs- und Rekultivierungsschicht. Eine Hangdrainage, um zu verhindern, dass das oberflächennahe Grundwasser in den Deponiekörper eindringt. Eine Drainage am östlichen Deponiefuß, um das Deponiewasser zu fassen und abzuleiten. Eine Gasdrainage. Drei neue Messstellen für tiefes Grundwasser, um auch die tatsächlichen Grundwassereinträge erfassen zu können. Und schließlich die Einzäunung des Deponiegeländes.


Im sechsstelligen Bereich?

"Das ist alles sicher auch nicht ganz billig", sagt König. Allerdings würden die Kosten ihm zufolge in keinem Verhältnis zu einer Umlagerung der Deponie stehen. "Die Kosten könnten in einem sechsstelligen Bereich liegen", vermutet Vestner.
Für König sind die vorgeschlagenen Maßnahmen der Heimbucher GmbH erforderlich für die Sicherheit der Wasserversorgung. Eine schnellstmögliche Klärung der tatsächlichen Gefährdung des Grundwassers ist der BN-Kreisgruppe auch unter dem Gesichtspunkt wichtig, dass laut König die Stadt Höchstadt im weiteren Umkreis einen Trinkwasserbrunnen in der Aischaue bei Lonnerstadt plant. Die Wasserversorgung Höchstadt konnte dies auf Nachfrage des FT aber nicht bestätigen.
Die Unterlagen der Untersuchung stellt der Bund Naturschutz dem Landratsamt kostenlos zur Verfügung. "Die dabei entstandenen Kosten nehmen wir gerne in Kauf, zum einen, um die Bevölkerung vor bösen Überraschungen zu verschonen, aber auch, um unserem Umweltamt eine zusätzliche Hilfestellung anzubieten", erklärt König. Um welche Summe es sich bei den Kosten für das Gutachten handelt, wollte er aber nicht veröffentlicht wissen.
Hans Leuchs, Sachgebietsleiter beim Kreisumweltamt, lag das BN-Gutachten gestern Nachmittag noch nicht vor. Eine Stellungnahme konnte er dazu deshalb noch nicht abgeben. "Die reine Tatsache, dass jemand ein eigenes Gutachten erstellt, sehen wir nicht als negativ an", informierte Hannah Reuter, Pressesprecherin des Landratsamts.


Kosten in Millionenhöhe

Die Regierung vom Mittelfranken hatte bereits im Frühjahr Maßnahmen in Millionenhöhe empfohlen, unter anderem eine Oberflächenabdichtung, einen neuen Sickerwasserfang und eine Abführung des Regenwassers.