Blick ins Dorfleben von gestern

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Schon der Eingang ist mit einer Rarität geschmückt. Der akademische Bildhauer Heinrich Schreiber aus Kronach stiftete im Jahr 2010 auf Wunsch des Vorsitzenden des Vereins für Kulturpflege, Winfried Lebok, dieses Relief aus Terrakotta, welches die Vollendung der Gebietsreform 1978 darstellt. Die Stadt Kronach fängt von ihrem Rathaus aus die gegen die Eingemeindung nach Kronach widerspenstigen Flößer aus Neuses mit dem Lasso ein. Foto: Karl-Heinz Hofmann
Schon der Eingang ist mit einer Rarität geschmückt. Der akademische Bildhauer Heinrich Schreiber aus Kronach stiftete im Jahr 2010 auf Wunsch des Vorsitzenden des Vereins für Kulturpflege, Winfried Lebok, dieses Relief aus Terrakotta, welches die Vollendung der Gebietsreform 1978 darstellt. Die Stadt Kronach fängt von ihrem Rathaus aus die gegen die Eingemeindung nach Kronach widerspenstigen Flößer aus Neuses mit dem Lasso ein.  Foto: Karl-Heinz Hofmann

Hans Schrepfer betreut das Dorfmuseum Neuses in ehrenamtlicher Arbeit. Der 73-Jährige will nicht nur Geschichtliches erhalten, sondern so lange weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Karl-Heinz Hofmann Wer sich für die Heimatgeschichte und für historische Gegenstände interessiert, landet mit einem Besuch im Dorfmuseum Neuses einen Volltreffer. Der 73-jährige Rentner Hans Schrepfer, bekannt auch als ehrenamtlich engagierter Autor, Regisseur und Schauspieler vieler Theaterstücke sowie im kirchlichen Ehrenamt als Kirchenpfleger, betreut seit vielen Jahren, mit großem ehrenamtlichem Engagement, das Dorfmuseum im Flößerdorf Neuses und schwärmt von Nostalgie pur, die man hier erleben kann. Hier befindet sich eine außergewöhnliche Sammlung und Ausstellung, von Gegenständen, Bildern und Dokumenten über Flößerei, Handwerk, Landwirtschaft und das Dorfleben in früheren Zeiten.

Dazu ein umfangreiches Archiv mit Dorfchronik, eine Floßkasse von 1838 bis 1928 und vieles mehr. Wer sich für Orts- und Heimatgeschichte interessiert, findet im kleinen Museum in Neuses ein wahres Kleinod an akribisch sortierten Zeitzeugen in Bild, Wort und Gerätschaften. Tausende von Gegenständen und schriftliche Zeugnisse, teils von wissenschaftlichen Akzenten geprägt und mindestens 200 Jahre zurückreichend, sind im Museum in Neuses zu finden. Darunter befinden sich auch etliche Unikate, die man so im Original nirgendwo mehr sehen kann. Aus dem ehemaligen Spritzenhaus in Neuses wurde ein Kleinod für Historie und Heimatliebhaber. Allerdings plagen den Heimatliebhaber auch große Sorgen hinsichtlich des Nachwuchses.

Er findet einfach niemand Jüngeren, der sich für das Dorfmuseum interessiert und das Museum betreuen würde und nach seiner Zeit die Betreuung übernehmen möchte. "Ich bi old genuch und könnd ach gleich aufhöe, obbä es müsst hald a Jüngere doua sei", sagt Hans Schrepfer, dem natürlich durch sein Engagement im Mundarttheater auch an der Erhaltung des Dialektes sehr gelegen ist.

Bis vor einigen Jahren stand ihm noch der inzwischen verstorbene Wolfgang Stöbel im Dorfmuseum bei. Kurze Zeit war auch im Jahr 2013 der damals 17-jährige Gymnasiast Joshua Pyka im Dorfmuseum mit tätig. Es ist verständlich, dass er nach dem Abitur zum Studium weggehen musste. Daher ist er seit einigen Jahren Einzelkämpfer, bedauert das Neusiche Original und Urgestein Hans Schrepfer.

Kleines Privatmuseum

Schrepfer erzählt, wie es zum Dorfmuseum kam. Georg Gäßlein hatte die geniale Idee und deshalb selbst ein kleines Privatmuseum mit seinen gesammelten Werken bei sich zu Hause konzipiert. Er trug seine Idee, ein Dorfmuseum zu schaffen, wofür ein geeignetes Gebäude gefunden werden sollte, dem damaligen Ersten Vorsitzenden des Vereins für Kulturpflege, Edgar Dunst, vor.

Edgar Dunst hatte als Stadtrat auch gute Verbindungen zum Ersten Bürgermeister Manfred Raum, der wiederum diese Idee und die gesammelten Werke von der Museumsfachkraft der Stadt Kronach, Michaela Neukum, begutachten ließ, die diese Sammlung nach fachkundiger Durcharbeitung als ausstellungswürdig beurteilte und beschrieb sie für den Stadtteil Neuses als wertvoll. Georg Gäßlein verstarb überraschend im Jahre 1992, als sich sein Traum gerade zu verwirklichen begann.

So erschwerte sein Tod die Errichtung eines Museums erheblich, denn niemand aus dem Dorf hatte sich so richtig intensiv mit seiner Sammlung befasst. Es verging noch einige Zeit, bis eine endgültige Planung stand und mit dem Umbau des Gebäudes, das einstmals als Spritzenhaus, dann als Lkw-Garage diente und zuletzt vom Bauhof der Stadt genutzt wurde, begonnen werden konnte.

Viele freiwillige ehrenamtliche Helfer gingen mit großer Einsatzfreude unter Leitung des Bauingenieurs Winfried Lebok, der diese Aufgabe ebenfalls ehrenamtlich in seiner Freizeit übernahm, mit Idealismus und Euphorie an die nicht leichte Arbeit. Wenn auch im Laufe der Zeit wegen der mühsamen Arbeit die Bauhelfer weniger wurden, so kristallisierte sich doch ein harter Kern von tatkräftigen Ehrenamtlichen heraus, die vom Baubeginn bis zur Fertigstellung vollen Einsatz zeigten. Die Einweihung des Dorfmuseums am 20. Juni 1998 war wie ein Geschenk zur 675- Jahrfeier im Jubiläumsjahr des Flößerdorfes 1998. Das Sammeln und Pflegen von Relikten aus der Vergangenheit ging weiter, und bald wusste man auch, dass es nicht damit getan sein würde, die zahlreichen Zeitzeugen, die von Georg Gäßlein gesammelt wurden, zu erfassen. Also bedurfte es regelmäßiger Betreuung. In akribischer Arbeit haben sich Wolfgang Stöbel und Hans Schrepfer dieser Aufgabe gewidmet.

Immer wieder wurden neue Regale, Schränke, Schubfächer und andere informativ zweckmäßige Hilfsmittel erstellt, um die Museumsstücke gut sortiert und übersichtlich in eine Struktur zu bringen. Tausende Relikte und antiquarische Bücher zieren das Museum und informieren in Bild, Wort und Gegenständen über das Leben und Schaffen der Vorfahren. Eigentlich gibt es fast nichts, was nicht im Museum einen Platz fand und woraus man sein Wissen um die Vergangenheit bis um einige Jahrhunderte auffrischen kann.

Kontakt

Wer sich für eine Führung interessiert, möge sich bei Hans Schrepfer, Telefon 09261/4156, melden.