Beleidigungen sorgen für sechs Monate Knast

1 Min
Am Amtsgericht Erlangen ging es hoch her. Der Verurteilte drohte, dass er wiederkommen werde. Foto: Archiv, gemalt von Jannes
Am Amtsgericht Erlangen ging es hoch her. Der Verurteilte drohte, dass er wiederkommen werde.  Foto: Archiv, gemalt von Jannes

Michael Busch Ein Richter braucht zum einen starke Nerven, zum anderen aber auch Fingerspitzengefühl. Wolfgang Gallasch bewies am Erlanger Amtsgericht, dass er diese zwei Eigenschaften definitiv besit...

Michael Busch Ein Richter braucht zum einen starke Nerven, zum anderen aber auch Fingerspitzengefühl. Wolfgang Gallasch bewies am Erlanger Amtsgericht, dass er diese zwei Eigenschaften definitiv besitzt. Denn der angeklagte Brucker machte es ihm nicht einfach.

Keine Einsicht

"Das blöde Gschmarri geht mir am Oasch vorbei" und "Ihr Kribbel, ihr verreggden", waren nur ein Teil der eher unflätigen Worte, die er sowohl dem Richter als auch der Staatsanwältin entgegenschleuderte. Dass all die Beleidigungen und Beschimpfungen nichts nutzten, zeigte sich letztlich im Urteil. Sechs Monate und die ohne Bewährung wurden "im Namen des Volkes" ausgesprochen.

Diese hohe Strafe erhielt er für Beleidigungen in zwei Fällen. Im Juni hatte der 69-jährige Rentner sich nicht unter Kontrolle. Zunächst beleidigte er eine Erlangerin am 21. Juni mit den Worten "Aral-Hure" und "Kanacken-Hure". Zwei Tage später beleidigt er eine weitere Frau im Treppenhaus des Anwesens, indem er auch wohnt mit den Worten: "Du fette Sau." Dies war aus Sicht des Gerichtes schon bemerkenswert, war der Mann doch erst wenige Tage vor dieser Tat bereits wegen Beleidigung verurteilt worden.

Und vor Gericht zeigte der Mann auch nicht wirklich seine beste Seite, obwohl er direkt aus dem Nürnberger Gefängnis zum Amtsgericht gebracht wurde. Dort sitzt er nämlich wegen der anderen Beleidigungen bereits für vier Monate ein. Ohne Rechtsanwalt, aber mit lautstarkem Organ, versuchte er seinen Kopf noch irgendwie aus der Schlinge zu ziehen.

Wolfgang Gallasch ging auf den Angeklagten ein und ließ ihn in seinen Ausführungen gewähren. Erst als er nach dem Plädoyer weitere Möglichkeiten der Beleidigungen gegenüber der Staatsvertreterin, aber auch gegen das Gericht losließ, ermahnte der Richter ihn und wies ihn darauf hin, dass er nicht alles akzeptieren werde.

Tragödie oder Komödie?

Fast vertraulich, zwischen Tragödie und Komödie sich bewegend, erklärte der Angeklagte: "Herr Richter, Sie sind ja ganz in Ordnung. Mit Ihnen würde ich sogar einen Kaffee trinken gehen." Doch der nachgeschobene Satz "Ihr seid sowieso nur Marionetten und ich eine statistische Größe" führte nicht unbedingt zu einer Verbesserung seiner Situation.

Die Staatsanwältin hat in ihrem Plädoyer zwar angerechnet, dass der Mann sich noch kurz vor dem Abschluss der Beweisaufnahme bei den beiden Beleidigten entschuldigte, aber da ihn die bereits verhängten Strafen und der damit verbundene Gefängnisaufenthalt wenig beeindruckt hatten, forderte sie eine Strafe von sieben Monaten.

Gallasch folgte mit den sechs Monaten ohne Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da der Angeklagte bereits in der Sitzung Revision ankündigte. Natürlich nicht ganz ohne Beleidigungen.