Beim Auszählen hilft das WES

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"Handliches Tischtuchformat": Roland Neubauer hat den Stimmzettel für die Stadtratswahl in Coburg aufgefaltet. Die Wahlkabinen sind groß genug, um den Zettel ausbreiten zu können, versichert Roland Neubauer. Stellvertretende Wahlleiterin Tina Möller zeigt zum Vergleich den Stimmzettel für die Oberbürgermeisterwahl in Coburg. Foto: Simone Bastian
"Handliches Tischtuchformat": Roland Neubauer hat den Stimmzettel für die Stadtratswahl in Coburg aufgefaltet. Die Wahlkabinen sind groß genug, um den Zettel ausbreiten zu können, versichert Roland Neubauer. Stellvertretende Wahlleiterin Tina Möller zeigt zum Vergleich den Stimmzettel für die Oberbürgermeisterwahl in Coburg. Foto: Simone Bastian

Den Wahlhelfern steht am Sonntag eine lange Nacht bevor: Ab 18 Uhr werden die Stimmzettel ausgezählt. Dabei sind viele formale Vorschriften zu beachten - und manchmal gibt der Wählerwille Rätsel auf.

Bei leeren Stimmzetteln ist die Entscheidung einfach: Sie sind ungültig. Über diese Zettel müssen sich die Wahlhelfer die wenigsten Gedanken machen. Komplizierter wird es bei den ausgefüllten Stimmzetteln für die Stadtratswahl - aber dafür gibt es in Coburg das Wahllokal-Erfassungssystem, kurz WES. Mit Hilfe dieses Programms können die Wahlhelfer in den 49 Wahllokalen und den 20 Briefwahlbezirken der Stadt jeden Stimmzettel am Laptop erfassen und auch gleich entscheiden, ob der Zettel gültig ist oder nicht.

Denn beim Verteilen der 40 Stimmen kann viel schiefgehen: Da sind zu viele Stimmen vergeben, da ist mehr als eine Liste angekreuzt, es wurden zwar Kandidaten durchgestrichen, aber keine angekreuzt. Bei all dem ist der Wählerwille nicht mehr klar erkennbar, und deshalb werden solche Stimmzettel durch Beschluss des Wahlvorstands für ungültig erklärt. Was die Mitglieder der Wahlvorstände sonst noch beachten müssen, erläuterte Roland Neubauer, stellvertretender Leiter des Einwohneramts der Stadt Coburg, am Mittwoch im Kongresshaus in zwei Veranstaltungen.

Dienst ab 7.30 Uhr

Die Wahlvorstände der Urnenwahlbezirke - also der 49 Wahllokale in der Stadt - und die Wahlvorstände der 20 Briefwahlbezirke wurden getrennt geschult. Denn in den Wahllokalen müssen die Helfer nicht nur nach 18 Uhr alle Stimmzettel auszählen. Sie müssen auch von 8 bis 18 Uhr darüber wachen, dass alles ordnungsgemäß vonstatten geht und dabei selbst unparteiisch und verschwiegen sein. Ihr Dienst beginnt um 7.30 Uhr mit der Vorbereitung des Wahllokals - Wahlkabinen aufstellen, Urnen kennzeichnen - und endet mit dem Zusammenpacken der ausgezählten Stimmzettel und dem Aufräumen irgendwann nach Mitternacht.

100 Euro zahlt die Stadt Coburg jedem Wahlhelfer für seinen Dienst, was am Mittwoch im Kongresshaus mit freudigem Raunen quittiert wurde. "Das zeigt die Wertschätzung des Stadtrats für Ihren Dienst", betonte Neubauer gegenüber den Wahlhelfern.

Die Wahlen sind frei und geheim. Frei bedeutet auch, dass niemand beeinflusst werden darf - weder im Wahllokal noch unmittelbar davor. "Der Weg ins Wahllokal muss ungehindert möglich sein", sagt Neubauer, und: Abzeichen oder Buttons zu tragen, die als Wahlwerbung aufgefasst werden könnten, ist den Wahlhelfern verboten.

Fast ein Drittel der Coburger Wähler hat Briefwahl beantragt. Normalerweise müssen die ausgefüllten Stimmzettel zusammen mit dem Wahlschein in einem speziellen Umschlag bei der Stadt eingeworfen werden. Mit dem vorab ausgefüllten Stimmzettel am Sonntag ins Wahllokal zu kommen, geht nicht, sagt Neubauer: Wenn, muss der ausgefüllte Zettel vernichtet werden und es gibt im Wahllokal einen neuen. Wenn der Briefwähler seinen Wahlschein vorlegen kann, darf er auch im Wahllokal wählen.

OB-Zählung per Hand

Am Ende muss nur alles passen: Die Zahl der Wähler, die im Wählerverzeichnis abgehakt wurden, plus diejenigen, die mit Wahlschein gewählt haben, muss übereinstimmen mit der Zahl der Stimmzettel, die sich in den Urnen befanden.

Die Oberbürgermeisterwahl wird per Hand ausgezählt. Die Schnellmeldung aus dem Wahllokal wird per Telefon ans Wahlamt durchgegeben - und dann ist erst mal Zählpause: Der Wahlvorsteher muss die Niederschrift und die ungültigen Stimmzettel ins Wahlamt bringen. Erst, wenn dort geprüft und das Okay gegeben wurde, kann die Auszählung der Stadtratswahl beginnen.

Dabei hilft dann WES: Das Programm erfasst nicht nur die Stimmzettel, sondern auch, ob der Wählerwille so erkennbar ist, dass der Stimmzettel für gültig erklärt werden kann. Pro Wahllokal gibt es einen Laptop, jeweils drei Helfer übertragen die Daten: "Einer erfasst, einer sagt an, einer kontrolliert", beschreibt Neubauer den Vorgang. Er empfiehlt dringend, dass die Wahlhelfer sich abwechseln - denn die Eingabe der Daten in den Computer erfordert hohe Konzentration. Sobald die Eingabe abgeschlossen ist, müssen die Daten auf dem USB-Stick umgehend ins Wahlamt gebracht werden. Dort werden sie ausgedruckt und das Protokoll vervollständigt. Und erst dann, wenn alle Daten geprüft sind und alles ordentlich aufgeräumt ist, dürfen die Wahlhelfer nach Hause gehen.