Jakobsweg Zwei Frauen pilgerten von Erfurt nach Bamberg und besuchten auch die Installation, die Professor Otmar Hörl zur Museumsnacht auf der Veste zeigte. Dabei stießen sie auf eine kuriose Namensgleichheit.
von unserem Mitarbeiter Martin Rohm
Coburg — Schon bei der Coburger Museumsnacht zogen auf der Veste 70 hübsche Frauen die Blicke Tausender Besucher auf sich und lösten lebhafte Diskussionen aus. Im vorderen Burghof wurde passend zum Motto "Starke Frauen" die Installation "Venus" des Nürnberger Kunst-Professors und Präsidenten der Akademie der Künste, Otmar Hörl, gezeigt.
Zu den ersten Betrachterinnen gehörten am Wochenende auch Hildegard Arnold und Elisabeth Schultheiß. Die beiden aus Leinfelden-Echterdingen stammenden Rucksacktouristen waren unterwegs auf dem Jakobsweg und machten am Nachmittag Halt auf der Veste Coburg.
Der Abschnitt zwischen Erfurt und Bamberg, den sie in fünf Tagen zu Fuß bewältigten, trägt den Namen "Weg der starken Frauen".
"L" wie Lutherweg
Er ist mit der Muschel und mit einem "L" als "Lutherweg" gekennzeichnet. Umso mehr überraschte es die Pilgerinnen, dass die diesjährige "Nacht der Kontraste" unter dem Motto "Starke Frauen" stand.
2008 konnte der "Weg der starken Frauen" eröffnet werden als die Pilgerroute von Erfurt nach Paulinzella. Ein Angebot, das an drei wichtige Thüringer Frauen erinnert: Die starken Frauen sind die heilige Elisabeth (1207 - 1231) als Bistums patronin Erfurts, die heilige Walburga (710 - 779) als Namensgeberin des Walpurgisklosters zu Arnstadt und die selige Paulina (1067 - 1107) als Gründerin des Klosters Paulinzella.
Otmar Hörl ist der Meister des Seriellen. Er findet die Lücken in der Kunstgeschichte und hat gezeigt, wie die Kunst ihren Platz im öffentlichen Leben wieder zurückgewinnen kann.
Seit Jahrzehnten verblüfft er Sammler wie Massenpublikum. Seine Vision: möglichst viele Menschen zu einem kulturellen Diskurs einzuladen. Mit der Neuschöpfung einer "Venus" in monochromem Kunststoff und in das serielle Prinzip regt Ottmar Hörl zur zeitgemäßen Auseinandersetzung mit einem klassischen Thema an. Venus zählt in der römischen Mythologie zu den zwölf olympischen Gottheiten. Sie gilt als personifiziertes Sinnbild für Schönheit, sinnliche Begierde, Lebensfreude und die Liebe.
In der Renaissance wiederentdeckt, avanciert sie zum begehrten erotischen Motiv für zahlreiche Künstler wie Sandro Botticelli oder Tizian. Bis heute hat sie nichts von ihrer ungebrochenen Faszination verloren.
Die Initialzündung zum Konzept der "Venus von Offenburg" (2005) war ein Zeitungsbericht über eine in Offenburg aufgefundene Venusfigur aus Beton. Hörls Venus für das 21. Jahrhundert ist keine unerreichbare, überirdische Schönheit, sondern eine ganz normale Frau.
Die Frau vom Amt
Sie könnte in einem Amt arbeiten oder in dem Café an der Ecke. In ihrer Nacktheit stellt sie ihren Körper nicht zur Schau, sondern präsentiert sich uns mit würdevoller und selbstbewusster Selbstverständlichkeit.