Mit seiner Berufung gegen ein Urteil des Amtsgerichtes Bamberg wegen eines sexuellen Übergriffs auf der Hirschaider Kirchweih 2017 hatte ein 34-jähriger Iraker nur sehr geringen Erfolg. Die Jugendschu...
Mit seiner Berufung gegen ein Urteil des Amtsgerichtes Bamberg wegen eines sexuellen Übergriffs auf der Hirschaider Kirchweih 2017 hatte ein 34-jähriger Iraker nur sehr geringen Erfolg. Die Jugendschutzkammer am Landgericht Bamberg verurteilte Miran A. (Name geändert) erneut wegen sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung. Nur die Strafe von zwei Jahren und zwei Monaten fiel um elf Monate geringer aus.
Als der Vorsitzende Richter Markus Reznik das Urteil verkündete, brach Miran A. in Tränen aus. Der Angeklagte weinte aber nicht um sein Opfer, das auch Monate nach dem sexuellen Übergriff am Kirchweih-Samstag mit den körperlichen und psychischen Folgen zu kämpfen hat und wohl noch Jahre zu kämpfen haben wird. Die junge Frau kann wegen eines Sehnenabrisses eine Hand nicht mehr richtig bewegen; sie traut sich bei Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. Miran A. weinte um seiner selbst. Denn bis zuletzt hatte er seine Unschuld beteuert - und damit nicht einmal seinen Verteidiger so recht überzeugen können.
Persönliche Erklärung
Mit dem ungewöhnlichen Mittel einer persönlichen Erklärung hatte Rechtsanwalt Thomas Drehsen (Bamberg) noch kurz vor Schluss versucht, seinen Mandanten zu einem Geständnis zu bringen. Damit die Strafe geringer ausfiele. Doch der beharrte darauf, ein anderer hätte die Tat begangen und beschuldigte aus der JVA Bamberg heraus seinen besten Freund. Dennoch war das Berufungsurteil weniger hoch ausgefallen, auch wenn Miran A. bis zuletzt auf einen Freispruch gehofft hatte. Dabei hatte er auch ungewöhnliche Methoden angewandt, um mit heiler Haut davonzukommen: Im Vorfeld des Prozesses hatte er eine Freundin gebeten, dem Opfer seines sexuellen Übergriffes "1000 oder 2000 Euro" anzubieten, damit diese ihre Anzeige zurückzöge. Das bestätigte nach langer Befragung eine Zeugin, der deutliche Sympathien für Miran A. anzumerken waren.
Die Jugendschutzkammer sah in Miran A. den Haupttäter, der eine 17-jährige Auszubildende am Ufer des Main-Donau-Kanals im Schritt begrabscht hatte. "Eine dreiste Tat in der Öffentlichkeit", wie Oberstaatsanwalt Matthias Bachmann klarstellte, "Das Opfer hatte gegen die Übermacht keine Chance." Denn zwei andere Männer hatten die Minderjährige an den Armen festgehalten. Dabei kam es zu einer gemeinschaftlichen begangenen, mithin gefährlichen Körperverletzung. "Sie hat erstaunlichen Mut bewiesen, als sie nicht in Angst erstarrt ist, wie viele andere in ihrer ohnmächtigen Lage, sondern sich gleich von drei Angreifern befreit hat", ergänzte Richter Reznik.
Der Aussage des Opfers schenkten die beiden Richter und ihre zwei Schöffen Glauben. Hinzu kamen weitere Zeugen, die nachgewiesenen Verletzungen sowie DNA-Spuren an einer Designer-Kappe, die Miran A. zugeordnet werden konnte.
Sie hatte er bei der überstürzten Flucht vom Festgelände verloren. Dabei hatte ihn ein anderer, inzwischen verurteilter Flüchtling aus dem Griff des Security-Mitarbeiters "befreit". Während des Prozesses kam indes auch zutage, dass Miran A. sich einen ähnlichen Übergriff bereits eine Woche zuvor bei der Bischberger Kirchweih geleistet hatte. Damals traf es einen ebenfalls 17-jährigen Jugendlichen aus Bamberg, kurioserweise den Freund des Hirschaider Opfers, der allerdings keine Anzeige erstattet hatte.
Weil eine vorsätzliche Körperverletzung, die am Amtsgericht mitverurteilt worden war, nun aus der Anklage gestrichen wurde und die Jugendschutzkammer zur Ansicht neigte, der Übergriff habe nur sehr kurz gedauert und sei nicht unter die Kleidung gegangen, wurden die drei Jahre und ein Monat, die Richter Martin Waschner im März 2018 verhängt hatte, entsprechend reduziert. Von den zwei Jahren und zwei Monaten hat Miran A. bereits neun Monate in der Untersuchungshaft verbüßt. Am Ende des aufreibenden Verfahrens sprach Richter Reznik klare Worte: "In diesem Land kann jeder selbst über seine Sexualität entscheiden. Mädchen und Frauen sind kein Freiwild für Männer. Egal aus welchem kulturellen Hintergrund sie kommen."