5000 Euro für eine Backpfeife

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Das Amtsgericht Haßfurt stellte ein Strafverfahren gegen ein Lehrer wegen Körperverletzung gegen eine saftige Geldauflage ein. Er soll einen elfjährigen Schüler geschlagen haben. Der Pädagoge ist bereits vorbelastet.

Wie sich die Zeiten ändern: War noch vor wenigen Jahrzehnten die Prügelstrafe vor allem in den deutschen Dorfschulen gang und gäbe, wird heute ein Lehrer vor den Kadi gezogen, wenn ihm mal die Hand ausrutscht. So erging es gestern einem Pädagogen (61), der sich wegen Körperverletzung im Amt vor dem Amtsgericht in Haßfurt verantworten musste. Nachdem festgestellt worden war, dass es zu keiner klassischen Ohrfeige, sondern nur zu einem Schlag mit der flachen Hand auf den Schläfenbereich gekommen war, wurde der Prozess gegen eine Geldauflage von 5000 Euro eingestellt.


Im südlichen Landkreis

Wie die Staatsanwältin in ihrer Anklageschrift vortrug, ereignete sich die Tat am Vormittag des 11. Juni vergangenen Jahres. Im Klassenzimmer einer Grundschule im südlichen Gebiet des Landkreises habe der Angeklagte einem Schüler in Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit eine Backpfeife versetzt. Auf die Anzeige der Mutter hin hatte dann die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten einen Strafbefehl über 100 Tagessätze zu 60 Euro, also über 6000 Euro geschickt. Dagegen hatte der Mann mit Hilfe seiner Rechtsanwältin Christine Wachtl Einspruch eingelegt, was zu der mündlichen, öffentlichen Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht in Haßfurt führte.
Um aufzuklären, was damals im Klassenzimmer tatsächlich geschah, wurden neben zwei Polizeibeamten die damals anwesende Klassenlehrerin sowie der Schüler (elf Jahre) in den Zeugenstand gerufen. Danach ergab sich folgendes Bild: Der beschuldigte Pädagoge war damals als Aushilfslehrer an der genannten Grundschule. In dem besagten Klassenzimmer war er nur, um einen Schlüssel abzuholen oder wieder zurückzugeben. Als ihn dann die Schülerschar, die im Stuhlkreis saß, im Sprechchor mit "Auf-Wie-der-sehn-Herr-Lämpel" (Name geändert, di. Red.) verabschiedete, wusste einer der Jungen wohl nicht mehr den Namen des Mannes, und skandierte "Auf-Wie-der-sehn-Herr-Schlüssel-mann".
Der Angeklagte verstand nach seiner Darstellung damals aber nicht "Schlüsselmann", sondern "Lümmelmann". Er habe sich daraufhin gestikulierend zu dem Buben umgedreht und ihn mit den Worten zurechtgewiesen: "Wenn du meinen Namen nicht weißt, dann sei gefälligst ruhig!" Dass er ihn dabei mit der Hand am Kopf berührt hatte, will er erst mal gar nicht mitgekriegt haben. Erst als er wenig später zur Schulleitung gerufen und zur Rede gestellt wurde, sei ihm bewusst geworden, dass er das Kind wohl unabsichtlich getroffen habe. Daraufhin habe er den Knaben geholt, sich bei ihm entschuldigt und anschließend auch vor der ganzen Klasse den Vorgang erläutert.


Schüler hatte Kopfschmerzen

Für ihn war die Sache damit abgehakt. Aber als der geschlagene - ob aus Absicht oder nicht, ließ sich nicht klären - Schüler mittags nach Hause kam und über Kopfschmerzen klagte, ließ sich seine Mutter erzählen, was in der Schule passiert war. Noch am selben Nachmittag fuhr sie mit ihrem Sohn zur Polizeidienststelle nach Haßfurt und erstattete Anzeige. Zu der nachfolgenden hohen Geldstrafe im Strafbefehl kam es auch deshalb, weil der Mann bereits 2011 - er war damals bei schwer erziehbaren Jugendlichen in einem anderen Ort im Landkreis Haßberge tätig - ebenfalls wegen Körperverletzung im Amt verurteilt worden war.
In der aktuellen Verhandlung ging es für den Lehrer um viel. Wie seine Rechtsanwältin erklärte, wäre eine erneute Verurteilung für ihren Mandanten existenzbedrohend, da er in diesem Fall mit disziplinarrechtlichen Konsequenzen seitens der Schulverwaltung rechnen müsste. Da es zweifelsfrei nicht zu einer saftigen Schelle gekommen war, entschied Amtsrichter Martin Kober, das Verfahren gegen eine deutliche Geldauflage einzustellen. Über den bis Anfang Juni zu zahlenden Geldbetrag dürfen sich drei Einrichtungen freuen: 2000 Euro erhält der Jugendhilfefonds Haßberge, 1500 Euro der Kreisjugendring Haßberge und auch 1500 Euro bekommt der Jugendtreff Ebern.