Heute: Frank Ortloff genießt den Nachmittag am Strand, kostet ein weiteres Nationalgericht und wundert sich über einen seltsamen Besuch des Pagenjungen.
Am Morgen musste das Wetter entscheiden, ob Sonne und Strand oder einem Besuch in der Kolonialstadt Olinda. In Brasilien ist eine Wetterprognose aber nur für fünf Minuten möglich - da kann man gleich die Würfel entscheiden lassen. Als ein paar Sonnenstrahlen vom Himmel blitzten, entschied ich mich für den Strand. Schon im Taxi, begann es dann aber gleich mal zu regnen. Aber ich fand noch ein letztes Sonnenloch, das sich bis Mittag hartnäckig hielt.
Surfen und zum Teil sogar das Schwimmen ist hier übrigens auf Grund zahlreicher Haiattacken in den letzten Jahren verboten. Als Wolken aufzogen entschloss ich mich für meinen ersten Lauf, schließlich muss ich mich ja auch während des Urlaubs in Brasilien fit halten. Also beschloss ich zum Nordende des Strandes und wieder zurück zu joggen (circa acht Kilometer). Was hinwärts ziemlich einfach war, entwickelte sich auf dem Rückweg zu einem Kampf mit dem Gegenwind.
Damit hatte es die erste Trainingseinheit für die kommende Landesligasaison durchaus in sich.
Hunger stillen Gestärkt habe ich mich dann erst mal im nächstbesten Restaurant. Ich bestellte "Carne do sul" - ein Nationalgericht. Ich hatte schon besseres gegessen, aber wenigstens war das Italienspiel bis zur letzten Minute spannend. Ich sog die letzten Sonnenstrahlen auf, verabschiedete mich dann aber für das Nachmittagsspiel in mein Appartement. Immer wieder checke ich in diesen Tagen die Preise von Sao Paulo nach Belo Horizonte. Plötzlich traf mich der Schlag: Für die Rückfahrt am Halbfinalspieltag in Belo Horizonte war von heute auf morgen alles ausgebucht. Das lag wohl daran, dass sich die Brasilianer gestern als Gruppenerster qualifiziert haben.
17 Uhr Spielbeginn bedeutet, dass 20.30 Uhr deutlich zu knapp wird, besonders wenn es Verlängerung oder mehr geben sollte.
Also checkte ich noch schnell die Flüge: Ich bekam ein "One- Way-Ticket" für 80 Euro von Belo Horizonte nach Sao Paulo zurück um kurz vor elf. Der Flug wird zwar über Recife gehen - also zwei Stunden Flug in die falsche Richtung, und dann auch noch die ganze Nacht über - aber besser, als erst am nächsten Tag in der Früh. Zusätzlich habe ich noch den Bus für die Hinfahrt gebucht. Es besteht zwar die Wahrscheinlichkeit, dass ich beides nie in Anspruch nehmen werde, aber wer will sich schon nachsagen lassen, ein mögliches Halbfinale Brasilien gegen Deutschland verpasst zu haben, weil er es nicht zum Spielort geschafft hat...
Bleib bloß weg Danach gab es noch eine Begegnung der unangenehmeren Art: Während ich mein Salami Brötchen verspeiste, klingelte es plötzlich an der Tür und der Pagenjunge stand davor.
Erst wollte ich ihn vor der Tür abwimmeln, aber schon stand er - schwupps - plötzlich mit einem Ipod in der Hand in meinem Zimmer. Während dem Essen surfte ich gerade auf meinem Tablet und mein Geld vom Nachmittag, wenn auch nicht viel, lag auch noch auf der Kommode. Ich war gewarnt und ließ den Jungen nicht eine Sekunde aus den Augen. Irgendwie wollte er mich zum Spiel bringen. Ich tat aber so, als würde ich es nicht verstehen. Er zeigte mir seinen Ipod, und ein Iphone besitzt er angeblich auch. Woher nur... Nach einer halben stunde, mit zwei Reais (umgerechnet sind das ungefähr 70 Cent) und einem Cola-Maoam wimmelte ich ihn dann mit einer Ausrede ab. Verschwunden ist nichts, aber koscher kam mir die ganze Sache nicht vor. Vielleicht wollte er die Lage auskundschaften. Klar ist, dass ich morgen meine Schlafzimmertür zusätzlich zu meinem Appartement absperren werde und die wertvollen Sachen wenn überhaupt im Schlafzimmer verstecke...wenn nicht sogar einfach mit auf meinen Städtebesuch nehme...