Wenn Nebensonnen über Franken strahlen

1 Min
Die Sonne (r.) und eine Nebensonne über Forchheim Foto: Sonja Mann
Die Sonne (r.) und eine Nebensonne über Forchheim Foto: Sonja Mann
Nebensonnen inclusive 22-Grad-Bogen, an der Sternwarte Feuerstein aufgenommen. Foto: Frank Fleischmann
Nebensonnen inclusive 22-Grad-Bogen, an der Sternwarte Feuerstein aufgenommen. Foto: Frank Fleischmann
 
Das Farbspektrum im Lichtbogen ist beeindruckend. Foto: Sonja Mann
Das Farbspektrum im Lichtbogen ist beeindruckend. Foto: Sonja Mann
 

Anfang November ereignete sich in der Region Forchheim ein Naturschauspiel. Sonja Mann hat den Moment fotografisch festgehalten. Doch so selten wie vermutet sind solche Parhelia gar nicht.

Sonja Mann aus Forchheim machte sich an Allerheiligen auf zu einem Spaziergang - es sollte ein außergewöhnlicher werden. Das milde Spätherbstwetter lud dazu geradezu ein. Sie lief am Nachmittag auf einem Flurweg in Forchheim-Ost, in der Nähe der Lebenshilfe, um den baldigen Sonnenuntergang beobachten und fotografieren zu können.

Dabei hat sie eine merkwürdige "Erscheinung" entdeckt, die sie sich nicht erklären konnte? "Es ist weder die Sonne noch der Mond", dachte sie sich. Wird da ein unbekanntes Objekt angestrahlt? Frau Mann zückte auf alle Fälle ihre Kompaktkamera, eine Panasonic TZ10, und lichtet das Himmelsschauspiel ab.

Auf zur Sternwarte Feuerstein
Die Tage vergingen, doch das Rätsel ließ ihr keine Ruhe. Also schickte sie die Fotos an die FT-Redaktion in Forchheim mit der Bitte um Hilfe.
Die Bilder setzten per E-Mail umgehend ihre Reise fort zur Sternwarte Feuerstein in Ebermannstadt, wo sie deren Leiter Frank Fleischmann auf dem PC öffnete und seinen Anfangsverdacht sofort bestätigt sah: "Genau wie vermutet handelt es sich um Parhelia - im Volksmund Nebensonnen, im englischsprachigen Raum auch Sun Dogs genannt", antwortet Fleischmann.

Der promovierte Physiker hat die wissenschaftliche Erklärung parat: Dabei handelt es sich um Lichtbrechung beziehungsweise Reflexion in dünnen, sechseckigen (hexagonalen), sogenannten Einkristallen, die sich meist in großer Höhe in der Atmosphäre in Cirruswolken bilden. Manchmal gibt es diese auch im Treibschnee bei weitgehend unverwirbeltem (laminarem) Wind auf hohen Bergen.

Und Fleischmann stellt klar: "Nebensonnen kann man einige Male im Jahr sehen." Sie stehen scheinbar 22 Grad von unserer Sonne entfernt und erzeugen ein schwaches Spektrum (Farbaufspaltung), das entgegengesetzt ist zu dem im primären Regenbogen. "Nebensonnen sind folglich rot innen und blauweiß außen", weiß der Leiter der Sternwarte, "bei besonders gleichmäßiger Lage der Einkriställchen in der Luft bilden sich weitere Halo-Erscheinungen aus - so zum Beispiel der 22-Grad-Bogen und - seltener - auch noch ein oberer Berührungsbogen und ein Horizontalkreis." Nicht nur die Sonne, so erläutert der Physiker, sondern auch Mond oder andere helle Lichtquellen können diese Lichterscheinungen hervorrufen. Folglich existieren auch Nebenmonde, Mondbögen und sogenannte Nebenlampen.