Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat im Dauerstreit um den Lärmschutz an der A73 in Forchheim eine Entscheidung getroffen: Die Geschwindigkeit wird testweise beschränkt.
Es kommt Bewegung in die Diskussion um den Lärmschutz an der Forchheimer Autobahn: Auf dem rund zwei Kilometer langen Abschnitt der A 73 durch die Königsstadt soll nachts (von 22 Uhr bis 6 Uhr) eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 Stundenkilometer getestet werden. Das hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag, 31. Oktober, bei einem Vor-Ort-Besuch in Forchheim veranlasst. Die Testphase soll voraussichtlich zwei Jahre dauern. "Das ist für den Normalverkehr keine unzumutbare Behinderung, aber eine Möglichkeit, die Lärmspitzen durch Raser wegzunehmen, um damit den Schlaf der umliegenden Wohnbevölkerung zu schützen", erklärte Herrmann.
Das Innenministerium ist für das Straßenrecht und somit für die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn zuständig. Ab wann das nächtliche Tempolimit auf der A 73 in Kraft tritt, steht noch nicht fest. Die Aufgabe liegt jetzt bei der Autobahndirektion Nordbayern.
Die Klagen der Forchheimer Anwohner
Ein Dutzend Anwohner kamen zu dem Treffen auf der Fußgängerbrücke über die Autobahn am Schießanger. Die Bürger und Bürgerinnen äußerten gegenüber Herrmann von Angesicht zu Angesicht erneut ihre Klagen, dass trotz des neuen rund 14 Millionen Euro teuren Schallschutzes, der Autobahnlärm an mehreren Stellen in Forchheim zugenommen habe. Sowohl bei direkten Anwohnern an der Schallschutzmauer auf beiden Seiten der Autobahn als auch im Forchheimer Westen wie Burk und Buckenhofen. Seit Monaten fordern Betroffene eine Geschwindigkeitsbegrenzung, da vor allem Raser Lärm verursachen würden.
Gemischte Reaktionen
Die Reaktion der betroffnen Bürger auf das testweise Tempolimit fiel gemischt aus. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Michael Hebendanz, der mit seiner Familie am Schießanger wohnt. Hebendanz hofft, dass es nicht nur bei der Testphase bleibt. Der Forchheimer Roland Betz, der ein Haus am Weingartssteig besitzt, hingegen urteilte: "Das ist für mich ein fauler Kompromiss. Die Leute leiden eher tagsüber darunter, wenn sie zum Beispiel nachmittags auf der Terrasse ihren Kaffee genießen wollen."
Freude und Versprechungen
Den Ministerbesuch nutzten die Forchheimer Landes- und Lokalpolitiker, um zu zeigen, dass sie sich mit dem Thema Lärmschutz an der A 73 auseinandersetzen. Bereits im Vorfeld forderte MdL Sebastian Körber (FDP) vom Minister klare Aktionen. Die Parteikollegen des Innenministers, Udo Schönfelder und Michael Hofmann, verbuchten den Vorstoß erwartungsgemäß als Erfolg. "Ich bin erfreut, dass es geklappt hat und wusste auch nicht, dass es soweit kommt", betonte CSU-Stadtrat Schönfelder, der Herrmann in einem Protestschreiben nach Forchheim eingeladen hatte. "Wir bleiben dran und werden überprüfen, ob das Tempolimit etwas gebracht hat", versprach der Stimmkreisabgeordnete Hofmann. Auch der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW) aus Pinzberg nutzte die Gelegenheit und war bei dem Termin dabei.
Trotz des Entgegenkommens an die Kritiker betonte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, dass die Lärmschutzmaßnahmen in Forchheim sinnvoll seien: "Auf jeden Fall ist es östlich durch den Lärmschutz - das kann keiner ernsthaft bestreiten - deutlich leiser geworden."
Kommentar: Die Fahrt ins Ungewisse ist kein Grund, sich vorschnell zu freuen
An der A73 gibt es sehr wohl Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Lärmschutz, z.B. zwischen Fürth Ronhof und Eltersdorf und südlich von Nürnberg. Zwischen Forchheim und Bamberg liegen die Orte Bammersdorf, Eggolsheim, Neuses, Unterstürmig, Buttenheim und Altendorf an der A 73. Hier gibt es keinen baulichen Lärmschutz und keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Forchheim zeigt wie es geht. Dort werden den lokalen Politikern Beine gemacht und erst dann bewegt sich etwas.