Das Leben als Regisseur musste sich Rainer Streng erkämpfen. Seit 25 Jahren betreibt der Forchheimer eine eigene Bühne, aber ein Wunsch bleibt offen.
Gespielt hat er schon auf der Schulbühne. Aber in die Wiege gelegt war dem 1960 in Marbach geborenen Rainer Streng das Leben für die Kunst nicht. Er stamme aus "kleinbürgerlichen Verhältnissen", sagt der 59-Jährige. Die Lust am dramatischen Gestalten musste er gegen den Widerstand seiner Eltern durchsetzen.
Erst verfolgte er die Idee einer klassischen Schauspielerkarriere. Und gab sie dann auf, um in viele Rollen zu schlüpfen: Er studierte Theologie und Anglistik; er ging als Entwicklungshelfer nach Papua-Neuguinea; er ließ sich in Forchheim, Bamberg, Trebgast, Canterbury und München zum Schauspieler und Regisseur ausbilden und gründete vor 25 Jahren seine eigene Literaturbühne. Aktuell arbeitet Streng als Seminarrektor für Pädagogik, Schauspieler, Regisseur und Referent für Körpersprache und Ausspracheschulung. Im November feiert Rainer Streng das 25-jährige Bestehen seiner Literaturbühne. Immer wieder werde er gefragt, was er eigentlich sei? Hier ist die Antwort in neun Szenen. Die gewöhnliche Welt
Rainer Streng besucht ein mathematisches Gymnasium. Auch sein Zuhause ist "alles andere als künstlerisch vorbelastet". Der Sohn sagt, vom Schultheater inspiriert: "Ich gehe auf die Schauspielschule." Der Vater erwidert: "Du wirst kein Schmierenkomödiant." Der Sohn widmet sich dennoch der Theaterwissenschaft und versucht sich auf Studentenbühnen. Die Berufung Nach drei Jahren in Papua-Neuguinea kommt Rainer Streng 1990 nach Forchheim - just in dem Jahr, als sich das Junge Theater Forchheim gründet. In den 90ern gehen Menschen gerne ins Theater, um sich Literatur näher bringen zu lassen. Streng entdeckt sein Talent, Lesungen in Szene zu setzen. "Wir sind zu leise - Texte gegen Terror und Gewalt", heißt sein erstes Programm. Sein Auftritt trifft nicht nur in der Theater-Szene auf Zuspruch. "Da hat es für mich angefangen", erinnert sich Streng. Ermutigung Im Umfeld des Jungen Theaters findet Rainer Streng Raum für die Vielfalt seiner Talente. Sein Lehrer aus Bamberger Schulzeiten, Karl-Heinz Burger, und der Pantomime Werner Müller, ermutigen Rainer Streng, nicht nur auf der Bühne zu stehen, sondern sich auch theoretisch mit dem Handwerk des Theaters auseinanderzusetzen. Hier liegt die Grundlage für den Regisseur und Körpersprache-Lehrer Streng. Erste Schwelle
Nach seinem Programm "Ich bin nicht gerne, wo ich hingehe", entdeckt Rainer Streng, dass sich das Publikum wenig aus ernsten Stoffen (in diesem Fall das Thema Exil) macht. "Das hat keine Sau interessiert." Der gerade noch so hoffnungsvolle Künstler ist ernüchtert, denn persönlich verspürt er einen Hang zu schweren, manchmal sogar morbiden Stoffen. Doch er ringt sich zum Gegenteil durch. Mimt den Heiteren. So entsteht das Programm "Lyrik zum Lachen". Mindestens 40 Mal hat Streng die Aufführung (in Varianten) seitdem auf die Bühne gebracht. Bis heute ist "Lyrik zum Lachen" der Kassenschlager der Literaturbühne Streng. Freunde, Konkurrenten
Für zwei Jahre übernimmt Rainer Streng den Vorsitz im Jungen Theater. Er merkt, dass Kunst auch Politik ist. Er folgt Jan Burdinski als Regisseur auf der Neideck nach. Als Burdinski die Regie dann zurückfordert, kommt es zur Auseinandersetzung. Streng setzt sich durch. Seitdem seien er und Burdinski "Kollegen - mehr aber nicht". Zweite Schwelle
Als Rainer Streng 1997 das Neideck-Ensemble übertragen bekommt, muss er sich erstmals unter professionellen Strukturen beweisen. Während der Proben zu Shakespeares "Sommernachtstraum" plagen ihn die Zweifel: "Schaff ich das? Oh je, worauf hast du dich da eingelassen." Erst als die Premiere zum gefeierten Erfolg wird, weicht die Spannung. Ab jetzt baut Streng seine Regiearbeit aus, entdeckt seine Leichtigkeit und wird zu dem Regisseur des Landkreises Forchheim. Er reduziert seine Stunden an der Realschule und nach dem Neideck-Projekt erobert er die Naturbühne Trebgast. Auszeichnungen und eine Einsicht
Im selben Jahr, in dem Rainer Streng auf der Neideck-Bühne Erfolge feiert, wird er mit dem Kulturpreis des Landkreises ausgezeichnet. Auch als Lyriker gewinnt Streng: Zwischen 1994 und 2002 wird er vier Mal mit dem Europäischen Literaturpreis "Jean Monnet" geehrt. Und er gewinnt eine Einsicht: "Ich muss nicht auf dem Titelblatt stehen." Im Hintergrund verantwortlich zu sein, sei mindestens so erfüllend. Anfechtungen