Warum eine mongolische Jurte im Kreis Forchheim steht

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Georg Birkel beim Jurtenaufbau Foto: Heidi Amon
Georg Birkel beim Jurtenaufbau Foto: Heidi Amon
Georg Birkel und seine Ehefrau Marianne bauen die Jurte auf. Foto: Heidi Amon
Georg Birkel und seine Ehefrau Marianne bauen die Jurte auf.  Foto: Heidi Amon
 
Georg Birkel hat alles bereit für den Aufbau. Foto: Heidi Amon
Georg Birkel hat alles bereit für den Aufbau. Foto: Heidi Amon
 
Das fertige Scherengitter mit Türöffnung Foto: Heidi Amon
Das fertige Scherengitter mit Türöffnung Foto: Heidi Amon
 
Marianne und Georg Birkel vor der fertiggestellten Jurte Foto: Heidi Amon
Marianne und Georg Birkel vor der fertiggestellten Jurte Foto: Heidi Amon
 
Marianne und Georg Birkel im Innenraum der fertigen Jurte, mit dem kleinen Gusseisenofen, den mongolischen Figuren und der Aufschrift "Mongolenschorsch" auf der Tür Foto: Heidi Amon         
Marianne und Georg Birkel im Innenraum der fertigen Jurte, mit dem kleinen Gusseisenofen, den mongolischen Figuren und der Aufschrift "Mongolenschorsch" auf der Tür Foto: Heidi Amon         
 

Berufsbedingt war ein Weilersbacher mehrmals in der Mongolei. Eine Urlaubsreise in das Nomaden-Land platzte nun wegen Corona. Also gab es Urlaub zu Hause: in einer für das asiatische Land typischen Jurte.

Nur auf den ersten Blick ist es ein Zelt, in Wirklichkeit ist es ein Zuhause - für Nomaden in der Mongolei, das auch als Jurte bezeichnet wird. Georg Birkel und seine Frau Marianne haben eines in ihrem Garten in Weilersbach aufgebaut. Noch heute wohnen in derartigen Behausungen - Im Volksmund Ger genannt - viele Mongolen, die mit ihren Jurten durch die mongolische Steppe ziehen. Für einige Wochen im Sommer wäre so eine Jurte heuer auch das Zuhause für Georg und Marianne Birkel gewesen. Denn das Weilersbacher Ehepaar wollte eine vierwöchige Reise in die Mongolei unternehmen mit der Reiseroute vom Altai-Gebirge zur Wüste Gobi mit dem Geländewagen. Organisiert und geplant hatte die Tour ein befreundetes mongolisches Ehepaar, das perfekt Deutsch spricht: Bata, der Fahrer des Geländewagens, und seine Frau Tunka, die eine ausgezeichnete Köchin ist. Auch die Birkels hatten bereits alles vorbereitet und freuten sich auf das Land am anderen Ende der Welt, von dessen Schönheit sie immer wieder fasziniert sind. Dann kam jedoch Corona und zerbrach ihren Traum vom Urlaub in der Mongolei.

Pläne durchkreuzt

Für Georg Birkel wäre es der sechste Mongolei-Aufenthalt gewesen, für Marianne der dritte. "Nachdem die Corona-Krise unsere Urlaubspläne über den Haufen geworfen hatte, kam in uns der Gedanke auf: Warum nicht einen Hauch Mongolei in Weilersbach genießen und einige Tage Urlaub in der Jurte verbringen?", erzählt er. Vor acht Jahren hatte ihm ein mongolischer Freund eine Original-Jagdjurte für zwei Personen aus Ulaanbaatar (auch Ulan-Bator), der Hauptstadt der Mongolei, besorgt. Ein einheimischer Jäger kann diese auf einem Packpferd transportieren und auch alleine aufstellen. Drei Monate war die Jurte, die in zwei Leinensäcken Platz hat, mit dem Zug unterwegs, bis sie im Frankenland ankam. Georg Birkel sagt: "Damit habe ich mir nicht nur einen großen Wunsch erfüllt, sondern auch ein Stück Mongolei nach Weilersbach geholt," Seither hat er die Jurte schon des öfteren aufgebaut und auch zu Mongolentreffen mitgenommen.

Der Zeltaufbau

Mit Begeisterung und Perfektion baute Georg Birkel, unterstützt von seiner Frau, die Jurte mit einem Dreimeterdurchmesser auf. Beim Aufbau ist es wichtig, dass Gleichgewicht und Stabilität gewahrt sind. Eine Aufbauanleitung braucht Georg Birkel nicht, das Wissen hat er sich in der Mongolei selbst angeeignet. Zuerst werden die Scherengitter auseinandergezogen und mit der Türöffnung im Kreis aufgestellt. Der runde Dachkranz wird von zwei Pfosten getragen. Dann werden die zahlreichen Dachstangen an den Scherengittern und am Dachkranz befestigt. Dazu werden Schnüre aus Kamelhaar verwendet, die besonders strapazierfähig sind. Jetzt wäre eigentlich "Richtfest". Das Grundgerüst ist fertig. Nun folgt die Abdeckung mit einer Sommerplane aus einem Zeltstoff. Um die Jurte wird ein Seil gebunden. Zum Schluss wird die massive rote Haustür aus Holz eingehängt, auf der auch "Mongolenschorsch" zu lesen ist. Nur eine gute Stunde dauert es, bis man es sich in der Jurte, in der es keine störenden Wände, Ecken oder Kanten gibt, gutgehen lassen kann. Schließlich noch das Inventar: Ein kleiner gusseiserner Ofen, Sitz- und Schlafgelegenheiten und auf einem kleinen Tisch, zwei Figuren aus der Mongolei: Dschingis Khan und seine Frau. "Ein Geschenk mongolischer Freunde", erklärt der Weilersbacher. Beim Betreten der Jurte heißt es jedoch: Kopf einziehen! Denn der Türrahmen ist etwas niedrig. Was einen umfängt, ist eine verblüffende Wohlfühlatmosphäre. Und die wissen die Birkels zu genießen, wenn es auch ein etwas anderer Sommerurlaub war als sie gedacht haben. "Wir kochten und schliefen in der Jurte. Für uns waren es zudem auch ein paar Urlaubstage für die Seele", schwärmt Marianne Birkel. Was nur noch fehlte: "Das Galoppieren und Stampfen der Pferdeherden, so wie in der Mongolei."

Berufliche Kontakte

Als der heute 68-jährige Georg Birkel als Industriemechaniker bei der Firma Loesch in Forchheim arbeitete, war er durch einen Montage-Aufenthalt in die Mongolei gekommen, in die Hauptstadt. Das war erstmals 1992. Mehrere Male reiste er in das zwischen China und Russland gelegene Land der Nomaden, nicht nur beruflich, sondern auch privat mit seiner Frau. Sieben Tage dauerte die einfache Fahrt mit dem Zug. "Für uns unvergessliche Erlebnisse in einer einfach anderen Welt, die wir gleichwohl schätzen und lieben gelernt haben", berichtet Georg Birkel. Während seiner beruflichen Tätigkeiten und seiner Reisen begann aber auch eine bis heute bestehende Freundschaft. Mit dem Mongolen Ganbold, der ihm seine Heimat mit seinen unendlichen Weiten und die Wüste zeigte. Durch ihn lernte er Land, Leute, Gastfreundschaft sowie Gebräuche und Sitten kennen. "Ich lernte von ihm aber auch eines, sogar etwas sehr Wichtiges: Zeit haben", sagt der Weilersbacher etwas nachdenklich und bedauert, dass er die mongolische Sprache nicht beherrscht: "Die zu erlernen ist sehr schwer." Als sein Freund Ganbold nach Forchheim zur Schulung bei der Firma Loesch kam, war es für die Birkels eine Selbstverständlichkeit, dass er für einige Monate bei ihnen wohnte. Ihr Urlaubstraum von der Reise in die Mongolei und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit den mongolischen Freunden bleibt bestehen.