Am Donnerstag geht es im dritten Deutschlandspiel gegen die Erfinder der Heimatliebe - gegen die USA. Was dieses Gefühl ausmacht und warum selbst ein gebürtiger Franke für die USA jubelt, kann Mark Frazier erklären.
Bei dem letzten Gruppenspiel geht es nicht nur um die sportliche Vorstellung. Auf der einen Bank: Ein Fußball-Trainer - Jürgen Klinsmann - der doppelt, auch bei der Nationalhymne seines Gegners, die Hand an die Brust legen will. Und auf der anderen Seite: Deutsche Nationalspieler, die lieber nicht vom blühenden Vaterland singen, weil ihre Väter gar nicht in Deutschland geboren sind.
Auch der Franke Mark Frazier wird am Donnerstag nicht die deutsche, sondern die amerikanische Nationalhymne trällern. Um 18 Uhr muss der Krankenpfleger zwar noch arbeiten - beziehungsweise fängt seine Nachtschicht gerade erst so richtig an -, mitgefiebert wird aber trotzdem über den Livestream im Internet: "Ich persönlich trage das letztjährige Nationaltrikot meiner Heimat unter meiner Arbeitskleidung. Außerdem wird bei der Nationalhymne aufgestanden und mitgesungen", sagt Frazier.
Heimatliebe Er ist im alten amerikanischen Krankenhaus in Nürnberg geboren, "im schönen Frankenland aufgewachsen" und zweisprachig erzogen worden: Sein Vater war Soldat bei der US-Army. Gerade während internationaler Turniere geht es immer wieder um die Frage: Wie viel Patriotismus ist erlaubt? Seit dem Sommermärchen 2006 werden wieder ohne Hintergedanken schwarz-rot-goldene Fahnen gehisst.
Viel unproblematischer sehen es die Amerikaner mit der Begeisterung für ihr Land: Stolz präsentiert Frazier seine Zuneigung zu den USA.
Favoriten sind die anderen Auf seiner Facebook-Seite prangt die amerikanische Flagge und im Hintergrund steht geschrieben: "American by birth, Southern by the grace of God." Klickt man sich in seiner Galerie weiter, erscheint direkt nach seinem Gelöbnis "Proud to be an American" eine
rot-weiße Fahne - mit dem fränkischen Rechen in der Mitte.
Außer der Sprache existierten auf dem Rasen "keine großen Unterschiede zwischen beiden Lagern". Dass der ehemalige Arbeitgeber von Jürgen Klinsmann die Favoritenrolle einnimmt, kann auch Frazier nicht leugnen: "Man muss ja aber auch sehen, dass in Deutschland Fußball der Nationalsport ,Numero Uno' ist", sagt der Halbamerikaner. Nichtsdestotrotz, selbst in den Vereinigten Staaten werde der 90-minütige Ballsport immer beliebter. Einen triftigen Unterschied gibt es dann doch noch: Der deutsche Fußballspiel ist das amerikanische "Soccer".
Frazier steht zu hundert Prozent hinter den USA, aber vom Gekicke an sich hält er eigentlich gar nicht so viel: "Fußball ist was für Memmen", witzelt er. Hier spricht die Handballer-Seele in ihm. Fast 20 Jahre hat der Krankenpfleger beim VfB Forchheim gespielt und zum Schluss noch in Erlangen.
Klinsmann ist der Richtige Ob als Sportler oder USA-Fan, bei der Frage nach dem Trainer lodert ein Funken deutsche Verbundenheit: "Von Herrn Klinsmann halte ich sehr viel", sagt Frazier. Wie vor acht Jahren, "versucht er jetzt auch den USA-Spielern den Fußballgeist einzutrichtern". Bleibt also nur noch offen, in welcher Heimat nach Abpfiff die Fußballherzen höher schlagen dürfen.