Das Walberlafest auf der Ehrenbürg bei Kirchehrenbach (Landkreis Forchheim) hat eine lange Tradition. Vom 1. Mai hat sich das bunte Treiben auf das erste Wochenende des Monats verlagert. Vor 100 Jahren stürzte ein junger Kerl ab.
Das Walberlafest ist in - und das schon seit über 750 Jahren. Wie der Heimatforscher Ernst Deuerlein in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts schrieb, fand bereits 1360 am Walburgistag ein "jahrmarktähnliches Fest" auf der Ehrenbürg statt. Und schon damals hieß es, dass das Fest zu Ehren der Heiligen Walburga ein "altes Herkommen" habe, also noch viel älter sein muss. Der Termin 1. Mai blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts fix, dann wurde das Fest auf das erste Mai-Wochenende verlegt. Dabei ist es geblieben, so dass nach dem Auftakt am Freitag auch am Samstag und am Sonntag buntes Treiben auf dem Berg herrscht.
Schon am frühen Morgen In Berichten aus dem 18. Jahrhundert ist davon die Rede, dass der Jahrmarkt schon am frühen Morgen beginne und sich eine außerordentlich große Menschenmenge auf dem Walberla versammle.
Viele Tausende Besucher kamen, und nicht wenige waren schon in der Walburgisnacht oben, um am 1. Mai den Sonnenaufgang zu erleben.
In der Walburgis-Kapelle - gotischer Kern, barocker Umbau - fand am 1. Mai eine Messe statt. Mit der Verlegung des Festes ist auch der Kirchgang auf Sonntag verschoben worden: Um 9.30 Uhr ist am 5. Mai auch heuer Wortgottesdienst auf dem Walberla.
Das Wort Messe bezog sich auch auf den Jahrmarkt. Allerlei Gebrauchsgegenstände wurden seit jeher feilgeboten: Haushaltswaren, Geschirr, Töpfe, Krüge, Schuhe, Hüte, Lederwaren, Geräte für Ackerbau und Werkzeug. An den Buden und Ständen wurden als Spezialität Süßholzwurzeln verkauft - heute besser als Lakritze bekannt.
Schon 1822 mit Karussell Schon 1822 drehte sich das erste Karussell.
Die Leute strömten aus den umliegenden Ortschaften nach oben, aus Forchheim, aus der ganzen Region. Für Leben sorgten im 19. Jahrhundert vor allem auch Erlanger Studenten, die den Berg für sich entdeckten. Der Bau der Eisenbahnlinie ins Wiesenttal förderte zudem den Tourismus. In den 1930er-Jahren ist von 50 000 Besuchern die Rede.
Der Forchheimer Stadtarchivar Rainer Kestler war in den 1950er-Jahren als Jugendlicher mittendrin. Er berichtet: "Um 6 Uhr war in Forchheim Messe, danach sind wir raufgelaufen. Wer nicht aufgepasst hat, der hat sich seinen ersten Sonnenbrand auf dem Walberla geholt." Auch Regen schreckte nicht ab, die früher nicht befestigten Wege waren dann allerdings ausgeschwemmt.
Sturz vom Felsen Dass es für Walberla-Freunde kein schlechtes Wetter gibt, das war auch vor 100 Jahren schon so - mit allerdings einem tragischen Zwischenfall.
Im Forchheimer Tagblatt stand am 3. Mai 1913: "Das gestrige Walberlafest hatte trotz der schlechten Wettervorhersage eine ungemein gute Resonanz zu verzeichnen. Am Abend entwickelte sich am Bahnhof in Forchheim und in den Gaststätten an der Bahnstrecke ein fröhliches Leben und Treiben und es boten die farbenprächtigen Trachten ein imposantes Bild. Leider sollte dieses Fest nicht ohne Unfall verlaufen, indem der ledige 19 Jahre alte Packer Johann Schwab aus Nürnberg bereits um 5 Uhr vom Felsen bei der Kapelle stürzte und sich den Unterschenkel und das Nasenbein brach. Er wurde sofort von dem Forchheimer Arzt Dr. Fröhlich ins Krankenhaus gebracht. Sein Unterschenkelbruch wird ihn doch einige Wochen ans Bett fesseln."
"Bedürfnisse des Durstes" Der Heimatforscher Deuerlein berichtete vor über 50 Jahren: "Heute ist das Walberlafest, wenn man vom Gottesdienst am Morgen absieht
und von ganz wenigen von Jahr zu Jahr seltener werdenden Ständen mit Bedarfsartikeln mehr ein fröhliches Frühlingsfest geworden, bei dem die Verkaufsstände in immer stärkerem Maße den leiblichen Bedürfnissen des Hungers und Durstes und der heiteren Ausgelassenheit entgegenkommen." Wie wahr! Heutzutage wird Bier von 15 verschiedenen Brauereien ausgeschenkt. Am Samstag, 4. Mai, ist Festbetrieb ab 10 Uhr, am Sonntag ab 9.30 Uhr, jeweils bis 23 Uhr.