Vor Stichwahl im Kreis Forchheim: Angebot oder Erpressung?

2 Min
Über Whatsapp verbreitete sich das Gedankenspiel. Symbolfoto: Matthias Becker
Über Whatsapp verbreitete sich das Gedankenspiel. Symbolfoto: Matthias Becker
 
 

OB-Kandidat Zollikofer behauptet, nur wenn er Bürgermeister werde, sei auch Rüsselbach im Igensdorfer Gemeinderat vertreten. Als "Mauschelei" bezeichnet dies Edmund Ulm, der Gegenkandidat.

Eine Whatsapp-Nachricht des Bürgermeisterkandidaten Uwe Zollikofer (Igensdorfer Umland/IU) an Parteikollegen und Bekannte wurde dem Ehrenvorsitzenden der Freien Wähler (FW), Lothar Heinze, zugetragen. In der Meldung erklärt Zollikofer, dass nach Gesprächen und Analysen zufolge festgestellt worden sei, dass der Ort Rüsselbach nach jetzigem Stand nicht im Gemeinderat vertreten wäre. Der amtierende Bürgermeister Wolfgang Rast (IU) hätte sich daraufhin bereit erklärt, von seinem Mandat zugunsten des Nachrückers Wolfgang Rupprecht aus Rüsselbach zu verzichten, sollte Uwe Zollikofer in der Stichwahl am kommenden Sonntag zum Bürgermeister gewählt werden. Dieser würde, so Zollikofer in der Whatsapp-Meldung, gerne wieder Gemeinderat werden.

Kontakte nutzen

Anschließend rief Zollikofer auf, seine Bekannten mögen ihre Kontakte nutzen, um diese Information weiterzugeben. Würde Edmund Ulm (CSU) zum Bürgermeister gewählt werden, würde die Sache nicht funktionieren, weshalb Werbung für Zollikofer als Bürgermeister gemacht werden solle. Dann dankte er den Mitgliedern und Unterstützern für die Mitarbeit im Wahlkampf. Kurz nach Vorliegen der Whatsapp-Meldung ging Uwe Zollikofer mit dieser Mitteilung selbst auf die Presse zu, weil ihm transparentes Arbeiten wichtig sei, aber auch mit der Bitte, den Inhalt möglicherweise publik zu machen. "Rüsselbach ist nicht im Gemeinderat vertreten. Wir haben uns Gedanken gemacht, und es war Wolfgang Rasts Vorschlag, auf sein Mandat zu verzichten", bekräftigt Zollikofer. Das sei auch in seinem Sinn: Denn mit ihm als Bürgermeister hätten die Rüsselbacher die Möglichkeit, in den Gemeinderat zu kommen. Aber eben nur wenn er Bürgermeister werde. "Das ist ein Angebot, dass alle Ortsteile gleichberechtigt sind und gleichmäßig vertreten sind", meint Zollikofer der diesen Aufruf als Vorsitzender des Igensdorfer Umlands gestartet habe, nicht als Bürgermeisterkandidat.

Ein Angebot kann Lothar Heinze darin nicht sehen. Der FW-Ehrenvorsitzende betrachtet Zollikofers Aufruf als eine "erpresserische Lüge", die vom amtierenden Bürgermeister unterstützt werde. Allerdings war es laut Uwe Zollikofer der Vorschlag des amtierenden Bürgermeisters. Zu dem Inhalt der Whatsapp meint Heinze: "Es ist unwahr, denn laut Gesetz steht jedem Ortsteil ein Vertreter zu, ein sogenannter Ortssprecher."

Das weiß auch Uwe Zollikofer. Der Ortssprecher habe jedoch kein Stimmrecht, rechtfertigt er das Vorgehen.

Auch Edmund Ulm, der am 29. März in der Stichwahl ist, kennt die Whatsapp-Nachricht und hat es bisher relativ gelassen als "Mauschelei" betrachtet. Mit aller Gewalt versuche die IU nun, die Rüsselbacher in eine Situation zu bringen. "Aber der Wähler hat ein gewisses Votum erteilt. Das muss man respektieren", betont Ulm. Die Rüsselbacher, in den Jahren vorher immer sehr gut im Gemeinderat vertreten, seien dieses Mal von ihren Bürgern ins Aus geschossen worden, findet Ulm.

Dann wäre eben ein Ortssprecher vertreten, wie es in den vergangenen Jahren mit Rainer Straßgürtl für den Gemeindeteil Pommer war. Zudem zeigten die Wähler mit fast 700 Stimmen, dass sie den amtierenden Bürgermeister Wolfgang Rast im Gremium wollten. "Das wird damit auch nicht respektiert", sagt Ulm. Mit dem neuen Gesetz sei es nun leichter, auf sein Amt ohne Angabe von Gründen zu verzichten. Das sei vorher nur aus triftigen Gründen möglich gewesen. "Wenn Uwe Zollikofer das selbst noch forciert, dann ist es Erpressung", meint Ulm. Auf jeden Fall sei es eine Täuschung der Wähler.

Briefwahlunterlagen

Die Briefwahlunterlagen für die Stichwahl zur Wahl des Bürgermeisters im Markt Igensdorf wurden laut Mitteilung der Gemeindeverwaltung am Montag versandt. Sollten Wahlberechtigte bis Mittwoch, 25. März, keine Briefwahlunterlagen erhalten haben, sollen sie sich telefonisch mit der Gemeinde in Verbindung setzen. Ansprechpartner Andrea Komarek (Wahlleitung), Telefon 09192/9252-62, oder

09192-9252-65 (F. Seeger).