Frank Ortloff aus Dormitz und Fußballer des Baiersdorfer SV berichtet exklusiv im FT von seinen Erfahrungen bei der WM in Brasilien. Heute: das legendäre Halbfinale.
8. Juli 2014, Belo Horizonte:Mittlerweile bin ich, wenn auch verspätet, wieder aus Belo Horizonte zurückgekehrt. Aber von Anfang an: Um elf Uhr in der Nacht ging es im Schlafbus los und ich war durchaus angenehm überrascht. Die Sitze waren komfortabel und mit ausreichend Platz ausgestattet. Ich kam also sogar ausgeschlafen in Belo Horizonte an.
Bei meiner kurzen Stadterkundung stellte ich fest: Viel zu bieten hat diese Stadt nicht. Aber ich traf Deutsche in meinem Alter, denen ich mich anschloss. Witzigerweise waren die Kölner auch in Lederhosen unterwegs. Wir hatten gut vier Kilometer Fußmarsch zum Stadion vor uns und wurden immer wieder unterbrochen, um Fotos zu machen. Was vier Stunden vor Spielbeginn abging, war der Wahnsinn.
Erst waren wir die einzigen Deutschen unter vielen brasilianischen Fans. Wir mussten mehrere Interviews mit verschiedenen TV-Sendern geben.
Unser Tipp hat sich dann auf ein 2:0 eingespielt: Klose und Müller. Der Höhepunkt war das Interview mit der CNN: Ich kam mir vor wie ein Star. Das ganze Tamtam vor dem Stadion wird mir ewig in Erinnerung bleiben - genauso wie das Spiel danach. Jetzt kann ich behaupten, ein Spiel live erlebt zu haben, über das noch in 50 Jahren geredet werden wird. Meine Stimme leidet heute noch wegen der 90 Minuten Fan-Gesänge. Noch eine Stunde nach Abpfiff feierten wir den Sieg lautstark.
Irgendwann musste ich dann aber auch gehen, schließlich würde der Flieger nicht auf mich warten. Kein Brasilianer war feindselig, die meisten brachten sogar Glückwünsche über die Lippen, und manchmal spürte ich sogar die Anerkennung für die Leistung der Jungs. Am Flughafen herrschte absolutes Chaos.
Immerhin wurde mir versichert, dass ich meinen Anschlussflug erreichen würde. Pustekuchen. Mit viel Überzeugungskraft und dem ein oder anderen aufgebrachten Wort handelte ich mir ein Ticket für den Flug um sechs Uhr heraus. Völlig übermüdet - aber überwältigt - war ich um zehn Uhr wieder in Sao Paulo.