Unter der Forchheimer Regnitzbrücke lauert der Tod

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Eine Ansicht der Regnitzbrücke aus der Nachkriegszeit (1952). Der heute nicht mehr vorhandene rechte Abschnitt wird von einer Holzkonstruktion überspannt. Dort wurde mit Erdreich aufgefüllt, weiter rechts verläuft der Main-Donau-Kanal. Fotos: Stadtarchiv Forchheim/Repro: Rainer Kestler (2)/Martin Rehm (2)
Eine Ansicht der Regnitzbrücke aus der Nachkriegszeit (1952). Der heute nicht mehr vorhandene rechte Abschnitt wird von einer Holzkonstruktion überspannt. Dort wurde mit Erdreich aufgefüllt, weiter rechts verläuft der Main-Donau-Kanal. Fotos: Stadtarchiv Forchheim/Repro: Rainer Kestler (2)/Martin Rehm (2)
Am Pfeiler für das Unglück von 1929 vorbei führt der Rad- und Fußweg über die Regnitzbrücke. Foto: rm
Am Pfeiler für das Unglück von 1929 vorbei führt der Rad- und Fußweg über die Regnitzbrücke.   Foto: rm
 
Die Regnitzbrücke aus dem 18. Jahrhundert, vom Anlegegplatz Forchheim aus gesehen Foto: Martin Rehm
Die Regnitzbrücke aus dem 18. Jahrhundert, vom Anlegegplatz Forchheim aus gesehen Foto: Martin Rehm
 
Die alte Allee vom Sattlertorturm Richtung Regnitzbrücke, links beginnt der Schießanger
Die alte Allee vom Sattlertorturm Richtung Regnitzbrücke, links beginnt der Schießanger
 
 

Die massive Steinbrücke über die Regnitz hat schon längst ihre regionale Bedeutung verloren: Am früher strategisch wichtigen Flussübergang in Forchheim spielten sich vor 100 Jahren und später erneut dramatische Szenen ab.

Die Regnitzbrücke im Forchheimer Westen fristet heute ein Mauerblümchendasein. Die trutzige Steinbrücke war über Jahrhunderte der wichtigste, weil einzige befestigte Regnitzübergang zwischen Bamberg und Erlangen. Unterhalb der Brücke spielte sich vor 100 Jahren eine dramatische Szene mit tödlichem Ausgang ab.

Die Schreckensnachricht verbreitete das Forchheimer Tagblatt am 20. Mai 1914: "An der Regnitz in Forchheim in der Nähe der Brücke spielten Gestern die Kinder am Wasser. Trotz einiger Warnungen Erwachsener wagte sich der 6-jährige Knabe des städtischen Arbeiters Kaspar Meyer zu weit vor, wurde von den Fluten erfasst, in einen Wirbel gerissen und ist ertrunken. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden."


Mit Holzkonstruktion


Die Brücke über die Regnitz wurde im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt.
Später ersetzte eine Steinbrücke die Holzbrücke. Der heute noch bestehende östliche Teil der massiven Brücke wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Allerdings blieb im Mittelteil eine Holzkonstruktion bestehen. In Kriegszeiten wurden die Holzständer abgebaut und der Zugang zur Stadt und später Festung Forchheim dadurch erschwert. Bis ins 19. Jahrhundert behielt die Brücke ihre regionale Bedeutung. "Das war ein sehr wichtiger Flussübergang", sagt der Forchheimer Stadtarchivar Rainer Kestler, der sich selbst noch an die Warnung seiner Eltern in seinen Kindheitstagen vor dem gefährlichen Fluss erinnern kann.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, so weiß Kestler zu berichten, sprengten die Nationalsozialisten Teile der Brücke. In den ersten Wochen der Nachkriegszeit behalf sich die Bevölkerung von Burk und Buckenhofen mit Leitern, um über den Brückentorso in die Stadt Forchheim zu klettern. Heutzutage ist die alte Brücke durchgehend befestigt, dient aber nur noch als Fuß- und Radweg. Der motorisierte Verkehr bewegt sich bei Buckenhofen über die Brücke der Adenauerallee und im Forchheimer Süden über die neue rote Brücke der Bundesstraße B470. Der Main-Donau-Kanal hat in Forchheim die Regnitz fast vollständig verdrängt.


Der Floßplatz an der Regnitz


Vor 100 Jahren hatte der Fluss noch wesentliche Funktionen. Der Stadtmagistrat meldete sich am 28. Mai im Tagblatt zu Wort: "Die nicht umgepflügte Fläche des Floßplatzes an der Regnitzbrücke in Forchheim ist an einen Privaten verpachtet und daher das Weiden von Vieh auf demselben verboten. Dem Pächter der Fläche steht selbstverständlich Schadenersatz für die Beschädigungen zu, die er durch das verbotene Weiden auf seinem Pachtgrundstücke erleidet. Dies wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht mit dem Bemerken, dass auch strafrechtliche Verfolgung bei weiterer verbotenen Benutzung erhoben wird." Der Floßplatz befand sich am Ostufer der Regnitz.

Neben dem Ludwigskanal war die Regnitz bis 1900 von Bamberg bis Forchheim schiffbar. "Man hat die Flüsse genutzt, weil sich die Wege in einem katastrophalen Zustand befanden", erläutert Stadtarchivar Kestler. Auf zwölf bis maximal 20 Meter langen Schelchen wurden Güter, Soldaten und Munition befördert. Beim heutigen Blick von der Regnitzbrücke sind Güter- und Kreuzfahrtschiffe auf dem Main-Donau-Kanal zu sehen: bis zu 135 Meter lang, Schubverbände sogar 185 Meter.

1929 kam es zu einem weiteren Unglück bei der so genannten Pferdeschwämme: Die Brüder Michael und Johann Georg Knorr aus Serlbach ertranken in der Nähe der Regnitzbrücke, als sie Pferde im Fluss wuschen. Zum Gedenken an die 25 und 27 Jahre alten Männer wurde ein Pfeiler errichtet. Er steht, nachdem er 1960 umgefahren und versetzt worden war, immer noch an der Regnitzbrücke. Die Inschrift lautet: "O ihr alle, so vorübergeht des Weges, stehet und sehet, ob ein Schmerz sei meinem Schmerze gleich."



Aus dem Forchheimer Tagblatt vor 100 Jahren - Mai 1914


Textzusammenstellung: Rainer Kestler Stadtarchiv Forchheim


Leserbrief zu teuren Kehrichteimern

Es ist mir unverständlich, wie man seinerzeit den teuersten Kehrichteimer für die Müllabfuhr wählen konnte, als wenn für diesen Zweck ein gewöhnlicher Blecheimer von bis zu 2 Mark nicht genügen würde. Die neuen Eimer, welche 4 Mark kosten, sind viel zu teuer und genügen auch den Ansprüchen nicht. Denn so glänzend sind die Zeiten nicht, dass man zu allen Lasten auch noch die solch unnötigen tragen muss. Hier wäre das weiteste Entgegenkommen am Platze gewesen, aber das ist ja in Forchheim nicht notwendig, so lange die Bürgerschaft schweigt und sich alles gefallen lässt. Es wäre daher eine wichtige Aufgabe für den Grund- und Hausbesitzerverein, einmal nach dem Rechten zu sehen.
(Ein Bürger der Stadt Forchheim, 2. Mai)
Hopfenmagaziner verunglückt am Walberla

Der vorgestern beim Walberlafest verunglückte und in Kirchehrenbach verstorbene Tourist war der 36 Jahre alte Hopfenmagaziner Johann Merkel aus Nürnberg. Derselbe legte sich am Rande eines Felsens hin, um ein wenig zu schlafen. Er fiel offenbar nach einer gemachten Körperwendung über den Abhang, wobei er Rippenbrüche und schwere Kopfverletzungen davontrug, was auch dann zur Todesursache führte.
(Kirchehrenbach, 5. Mai)
Arbeitsjubiläum
bei Weber und Ott

Im Werk Wunsiedel der Firma Weber und Ott feierte Herr Werkmeister Josef Friedrich, ein geborener Forchheimer, sein 40 jähriges Arbeitsjubiläum. Aus diesem Anlass auch unseren herzlichsten Glückwunsch.
(Forchheim, 6. Mai)
Flammen am Walberla zur Frühlingsfeier

Der Verein "Wandervogel" Erlangen beabsichtigt am Samstag, 9. Mai, nach Eintritt der Dunkelheit eine Frühlingsfeier auf dem Walberla abzuhalten, wobei ein Holzstoß in Flammen gesetzt werden soll.
(Kirchehrenbach, 6. Mai)
Pensionierter Pfarrer erlitt Schlaganfall

Der pensionierte evangelische Pfarrer Weiß aus Streitberg, 65 Jahre alt, der 30 Jahre in der Gemeinde als Pfarrer tätig war, wurde Gestern früh von einem Schlaganfall getroffen und starb wenige Stunden später.
(Streitberg, 14. Mai)

Vandalismus in der
Stadt Forchheim

In der letzten Nacht ist an dem Gartenzaun des Mühlenbesitzers Johann Baptist Müller aus Forchheim ein großer Stein an seinem Gartenzaun gelockert und in den anstehenden Garten geworfen worden, wodurch etliche Pflanzen beschädigt wurden. In derselben Nacht, wurde das Zollhaus am Ludwig-Kanal mit grüner Farbe besudelt.
Wir setzen hiermit eine Belohnung von 50 Mark für die Ergreifung der Täter aus.
(Stadtmagistrat: Strecker, Forchheim, 15. Mai)
Blitz schlägt in das Gosberger Wehr ein

Über unsere Stadt Forchheim zogen Gestern mehrere schwere Gewitter. So schlug der Blitz in das Gosberger Wehr ein, das vollständig abbrannte.
(Forchheim,19. Mai)
Dieb am Opferstock
in Forchheim

Vorgestern nachts wurde in der Forchheimer evangelischen Stadtpfarrkirche der Opferstock erbrochen und seines Inhalts von 30 Mark beraubt. Von dem Täter, der auch von der Polizei gesucht wird, fehlt bis jetzt jede Spur.
(Forchheim 20. Mai)
Leserbrief zu einem abgesperrten Weg

Dieser Tage machten wir einen Spaziergang zum Hainbrunnen und wollten von dort über die Winkelreuth zu den oberen Kellern gehen. Wie erstaunten wir aber, als wir den so lieb gewordenen Weg, welcher nach links zum Schießhaus führt, durch einen Stacheldraht vollständig abgesperrt fanden. Wie stellen deshalb die Frage: Wer gibt den jeweiligen Besitzer das Recht, einen öffentlichen Weg einfach abzusperren? Herrscht hier die Willkür eines Einzelnen und lassen sich die Anlieger das gefallen? Ich hoffe, dass der Stadtmagistrat von Forchheim Mittel und Wege finden wird, dieses Übel rückgängig zu machen.
(Mehrere Spaziergänger. Forchheim, 27. Mai)