Schiedsrichter-Berichte sorgen für Stress beim FC Burk

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Im Mittelpunkt: Schiedsrichter Fabian Panzer vom SV Priesendorf sah sich nach dem Schlusspfiff und der Roten Karte gegen den Burker Spielertrainer Mario Herrmannsdörfer einer Vielzahl von Protesten ausgesetzt. Foto: Leo Hühnlein
Im Mittelpunkt: Schiedsrichter Fabian Panzer vom SV Priesendorf sah sich nach dem Schlusspfiff und der Roten Karte gegen den Burker Spielertrainer Mario Herrmannsdörfer einer Vielzahl von Protesten ausgesetzt.  Foto: Leo Hühnlein

Beleidigungen, fehlender Schutz und ein tätlicher Angriff: Das Kreisliga-Spiel zwischen dem FC Burk und dem SV Tennenlohe findet ein Nachspiel. Der Schiri hat diverse Vorwürfe erhoben, sogar gegen eine Person, die gar nicht vor Ort war.

Das Kreisliga-Spiel zwischen dem 1. FC Burk und dem SV Tennenlohe (0:2) hat ein Nachspiel - eines, das die Sportgerichte wohl noch längere Zeit in Atem hält. Hintergrund sind drei Berichte des Schiedsrichters Fabian Panzer (SV Priesendorf), welche sogar völlig unbeteiligte Personen in den Mittelpunkt zerren und für entsprechenden Ärger sorgen. In den Berichten, die uns vorliegen, wird zum einen ein mangelnder Schutz durch den Ordnungsdienst moniert, ein weiterer Bericht behandelt die Rote Karte gegen Burk-Spielertrainer Mario Herrmannsdörfer. Und im dritten Vermerk wird einem Funktionär unter anderem ein tätlicher Angriff vorgeworfen. Keine Lappalien also.

Es ist eine vertrackte Geschichte, mit vielen Sichtweisen, unbestätigten Vorwürfen und einem offenen Ausgang. Sie zeigt, wie sich Dinge im Fußball aufschaukeln, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Und wie sich plötzlich ein Spießrutenlauf entwickelt, bei dem ein heranwachsender Schiedsrichter im Kreuzfeuer der Kritik steht. Gewinner gibt es bei dieser Konstellation nicht. Nachfolgend der Versuch einer Aufarbeitung.

Die Ausgangslage

Um zu verstehen, wie sich die Emotionen hochschaukeln konnten, ist der Spielverlauf nicht unerheblich: Beim Stand von 0:2 ist dem FC Burk in der 64. Minute ein vermeintlich regulärer Treffer aberkannt worden. Statt des Tors zum 1:2 zeigte der Schiedsrichter ein Foul von Murat Ciftci an. Als der schon verwarnte Stürmer protestierte, flog er mit Gelb-Rot vom Platz. Wohl keine Fehlentscheidung, aber vielleicht fehlendes Fingerspitzengefühl. Die Stimmung war schon hier aufgeheizt, neben dem Platz, aber auch darauf. Das Verhängnis nahm aber erst nach dem Spiel seinen Lauf: Burk-Spielertrainer Mario Herrmannsdörfer ging mit ausgestrecktem Arm auf den Referee zu, sagte noch "Klasse gepfiffen, Schiri" - eine ironische Bemerkung, zweifelsohne - und wollte ihm die Hand reichen. Was dann geschah, darüber gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Fakt ist: Der Handschlag blieb verwehrt, Herrmannsdörfer sah Rot. In der Folge strömten Zuschauer auf das Spielfeld, auch Burker Verantwortliche mischten sich darunter. Ein Kuddelmuddel, nicht unüblich bei Spielen, die einen solchen Verlauf nehmen. Dass auch unschöne Worte gefallen sind, ist unbestritten.

Trotzdem: Vieles schien sich dann in Wohlgefallen aufzulösen. Herrmannsdörfer hat sich nach eigenem Bekunden mit dem Schiedsrichter ausgesprochen. Dieser habe zugesichert, den Sachverhalt, der zur Roten Karte führte, zu korrigieren, sagt Herrmannsdörfer. Alles in Butter? Keinesfalls. Denn es folgten einen Tag später die erwähnten Berichte - und die bargen eine Menge Zündstoff.

Die Vorwürfe

Die Sache mit Herrmannsdörfer stellte sich im Bericht anders dar, als von den Burkern wahrgenommen: Dort ist nun von einem ausgestreckten Mittelfinger als Grund für die Rote Karte zu lesen, das angebliche "Versöhnungsgespräch" zwischen Spielertrainer und Schiedsrichter findet keine Erwähnung.

Im zweiten Bericht des Referees geht es um das Verhalten des Ordnungsdienstes bzw. um das, was er angeblich nicht getan hat, nämlich den Schiedsrichter ausreichend zu schützen. Es sei kein Ordnungsdienst da gewesen, erst nach einer Minute habe dieser das Gespann vor körperlichen Übergriffen geschützt, dazu aber gesagt: "Eigentlich hättet ihr es ja verdient." Daneben sollen auch diverse Schimpfwörter gefallen sein, nicht unbedingt druckreife.

Und dann gibt es noch diesen dritten Bericht, ein etwas kurioses Schriftstück, in dem plötzlich jemand auftaucht, der gar nicht vor Ort war: Kreisspielleiter Max Habermann. Dieser wird namentlich beschuldigt, den Assistenten gestoßen, das Gespann beschimpft und bis in die Kabine verfolgt zu haben. Eine Verwechslung, wie sich später herausstellte: Gemeint war Gruppenspielleiter Thomas Beetz, und nicht der Kreisspielleiter. Der Schiedsrichter hatte sich offenbar vertan.

Die Reaktionen

Aus allen Wolken gefallen ist Habermann, als er den Bericht in Händen hielt und seinen Namen als Beschuldigter las: "Ich dachte, ich sei im falschen Film und war richtig schockiert. So etwas habe ich in 40 Jahren noch nicht erlebt. Ich kann als Schiedsrichter doch nicht irgendwelche Namen notieren und gar nicht wissen, wer die Personen sind oder wie sie aussehen." Die optischen Gemeinsamkeiten von Habermann und Beetz halten sich tatsächlich in Grenzen. Als Habermann den Schiedsrichter auf seinen Fehler hinwies, habe er sich entschuldigt, dies auch dem Bezirksvorsitzenden Peter Bursy mitgeteilt und seinen Bericht geändert: Statt Habermann ist nun Beetz namentlich vermerkt, inhaltlich hat sich an den Vorwürfen aber nichts geändert. Für Habermann ist die Sache abgehakt. Und Beetz? Der weist die Vorwürfe vehement zurück: "Wer mich kennt, weiß, dass das nicht stimmt. Die erwähnten Ausdrücke sind nicht gefallen, körperlich bin ich auch niemanden angegangen." Beetz überlegt sich zivilrechtliche Schritte, aber erst, wenn er aus Spanien zurück ist, in der kommenden Woche.
An der Darstellung, wie es zur Roten Karte gegen Herrmannsdörfer kam, hat es derweil keine Veränderungen gegeben. Der Stinkefinger steht weiter im Raum. Und das ärgert die Burker massiv. "Die Anschuldigungen entbehren jeder Grundlage, alle drei Meldungen strotzen vor Lügen", sagte Peter Müller, der stellvertretend für den abwesenden Frank Gareus in dieser Sache für den FC Burk spricht.

Es wäre schön gewesen, die Sichtweise Panzers zu den Vorgängen zu hören. Doch das Reden übernimmt Günther Reizner, Schiedsrichter-Obmann im Kreis Bamberg. "Mit dem Schiedsrichter habe ich bisher nur über das Missverständnis bezüglich der Person Max Habermann gesprochen. Dass er sich sofort beim Kreisspielleiter entschuldigt hat, zeigt, dass er Courage hat. Die Meldungen zu Herrmannsdörfer und dem Burker Ordnungsdienst kenne ich erst seit Mittwochmorgen und hatte noch keine Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen. Wenn er einverstanden ist, werden er oder ich in Kürze dazu Stellung nehmen", sagt Reizner, der seinen jungen Schiedsrichter ausdrücklich in Schutz nimmt: "Wie es scheint, war die Partie nicht einfach zu leiten. Es war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Von daher sehe ich die Haltung des FC Burk, alles abzustreiten, skeptisch. Die Meldung eines Schiedsrichters zu solchen Vorkommnissen muss nicht nur vor dem Sport-, sondern auch vor einem normalen Gericht standhalten. Ich glaube nicht, dass er darin einen Mittelfinger erwähnt, wenn es ihn nicht gegeben hat. Und eine Entschuldigung in der Kabine hätte er auch notiert. Wir werden jedenfalls nicht vor dem Verein kuschen, nur weil er eine Gegendarstellung verfasst."

Die Folgen

Welche Weiterentwicklung die Geschichte nimmt, lässt sich aktuell nicht voraussagen. Klar ist eigentlich nur, dass Herrmannsdörfer für mindestens ein Spiel gesperrt wird - unabhängig davon, was im Bericht steht. Natürlich kann die Sperre aber auch länger ausfallen. Das Urteil des Sportgerichts steht hierzu noch aus, sollte aber zeitnah erfolgen.

Die Anschuldigungen gegen Beetz werden vorläufig das Verbandsgericht beschäftigen, ein Vorgang, der mitunter Monate dauern kann: Anhörungen, Stellungnahmen, ein zäher Prozess. Es ist auch möglich, dass der Verband seinen Funktionär aufgrund der Schwere der Vorwürfe vorläufig bis zur endgültigen Klärung von seinem Amt des Gruppenspielleiters enthebt.

Beetz hat indes schon anwaltlichen Beistand konsultiert. Allein diese Maßnahme zeigt: Gewinner gibt es in dieser Überkreuz-Geschichte keine, dafür jede Menge Verlierer. Bedauerlich, wenn man bedenkt, um was es eigentlich ging: einem Fußball-Spiel in der Freizeit.