Die Club-Fans Reinhold Sponsel aus Ebermannstadt und Franz Dittrich aus Rüssenbach begleiteten eine Woche lang den Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg bei seinem Trainingslager in Belek in der Türkei.
Reinhold Sponsel hat sein erstes Trainingslager in der Türkei mit Bravour gemeistert. Für den Club-Fan aus Ebermannstadt und rund 180 Mitstreiter stand ein Fan-Dreikampf auf dem Programm mit den Disziplinen - kurz gesagt - Schießen, 5 km, Weit.
1. Disziplin: Schießen - genauer gesagt: Fotos schießen. Das läuft im Wintertrainingslager des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg im türkischen Belek dann etwa so ab: Reinhold Sponsel ruft: "Hey, Pino, komm doch mal bitte her." Der FCN-Profi - gut gelaunt - lässt sich nicht zweimal bitten und übt den Schulterschluss mit dem 48-jährigen Fan. "Das war für mich eine Riesenfreude, wie der Pinola gekommen ist", erzählt der Ebermannstadter, der Geschäftsstellenleiter der Sparkasse Forchheim-Nord ist. Sein Spezi Franz Dittrich (52), Bierfahrer aus Rüssenbach, drückt auf den Auflöser - und schon ist das Erinnerungsfoto im Kasten.
Plötzlich ist Sponsels Kumpel weg. "Wo ist denn jetzt der Franz", brummelt Reinhold Sponsel vor sich hin. Club-Trainer Dieter Hecking, der gerade auf dem Weg vom Trainingsgelände ist, gibt hilfsbereit gleich Auskunft: "Der Frantz ist schon in der Umkleidekabine." Sponsel klärt auf, dass er seinen Freund Franz und nicht den Profi Mike Frantz gesucht hat. Hecking nimmt's mit Humor. Reinhold Sponsel berichtet: "Das haben uns auch Leute vom Fernsehen erzählt, dass es beim Club viel familiärer und lockerer zugeht als etwa bei Hertha BSC." Der Nürnberger Auftaktgegner in der Rückrunde campierte in der Nähe.
Besonders gefallen hat dem Ebermannstadter der FCN-Profi Almog Cohen: "Der war total sympathisch." Auch die anderen hätten sich nicht lumpen lassen: "Die haben uns immer begrüßt."
2. Disziplin: 5 km - genauer gesagt: fünf Kilometer fahren. Diese Strecke steht für die Fans viermal täglich auf dem Programm: vormittags von ihrem Hotel zum Trainingsgelände des FCN, vor dem Mittagessen retour, nachmittags nochmal hin und zurück. Nicht zu Fuß, sondern mit Shuttle-Bussen. Fast 200 Club-Fans sind vor Ort, um sich an vorderster Linie einen Eindruck von den Vorbereitungen ihres Lieblingsteams zu machen. Die meisten von ihnen haben die Gelegenheit genutzt, dass sich der neunmalige Deutsche Meister auch als Reiseveranstalter betätigt. Reinhold Sponsel blickt zurück: "Auf der Internetseite stand dieses Angebot für Fans, organisiert vom FCN-Fanbeauftragten Jürgen Bergmann. Eine tolle Idee. Da hab' ich meinen Kumpel Franz angerufen, und der hat sofort ja gesagt." Nachdem auch Sponsels bessere Hälfte keine Einwände hat, buchen die beiden Mitglieder des Fan-Clubs "Clubfreunde Ebermannstadt" den Trip. Etliche Fans jetten im selben Flieger mit der FCN-Mannschaft von Nürnberg nach Antalya. Am Flughafen und später am Trainingsgelände treffen die beiden Ebermannstadter Gleichgesinnte aus dem ganzen Frankenland, auch aus Forchheim und Poxdorf.
Als bei einem Freundschaftsspiel der Nürnberger Timmy Simons einen Elfmeter verschießt, ruft der hinter dem anderen Tor postierte Reinhold Sponsel dem Torhüter Raphael Schäfer zu: "Geh doch du vor und schieß den nächsten Elfer!" Prompt kommt die Antwort: "Ich hab noch keinen getroffen - und noch keinen gehalten." Ein Höhepunkt für die Anhänger ist eine eigens für sie einberufene Fan-Sprechstunde, in der Hecking, Schäfer, Neuzugang Hanno Balitsch, Sportdirektor Martin Bader, Per Nilsson und Alexander Esswein Rede und Antwort stehen.
3. Disziplin: Weit - genauer gesagt: Weitblick. Wohin also führt der Weg des 1. FC Nürnberg in dieser Saison? "Dominic Maroh hat mir versprochen, dass wir nicht absteigen", berichtet Sponsel von einem Gespräch mit dem Verteidiger. Mit dessen Abwehrkollegen Philipp Wollscheid, der nach der Saison nach Leverkusen wechseln wird, schiebt Sponsel ein paar Bälle hin und her. "Nach einem Hackentrick von mir hat Wollscheid gesagt: Jetzt fängt er das Zaubern an. Meine Antwort: Vielleicht bin ich eher in Leverkusen als du, denn ich bin ablösefrei." Die Club-Profis machen jeden Spaß mit.
Die wurmende Pokal-Niederlage gegen den Zweitligisten und Nachbarn SpVgg Greuther Fürth, so Sponsel, haben die Profis "sehr kritisch aufgearbeitet". Sie hätten versprochen, dass es beim nächsten Aufeinandertreffen anders laufen wird. "Hoffentlich in der Bundesliga, dann sehen wir zwei schöne Derbys", meint der Clubberer, "das Schlimmste wäre, wenn wir in der Relegation aufeinandertreffen würden."
Der Fan aus Ebermannstadt gibt sich vorsichtig optimistisch: "Es hat im Trainingslager so leicht ausgeschaut. Man hat aber gesehen, dass sie Spaß am Fußball haben und es innerhalb der Mannschaft passt." Auf dem Weg zum Klassenerhalt tippt Sponsel zum Auftakt gegen Berlin einen 2:1-Sieg seiner Nürnberger - damit diese schönen Eindrücke vom Trainingslager noch lange anhalten: "Das war mal was ganz anderes. Es war super, die Spieler hautnah zu erleben. " Er und sein Freund Franz Dittrich können sich vorstellen, wieder mal mitzufahren. Denn ein gutes Trainingslager hat noch keinem geschadet.