Ein Spiel, das nur Verlierer kennt

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Günther Reitzner. Foto: Archiv
Günther Reitzner. Foto: Archiv
... nach den Vorkommnissen beim Spiel zwischen Burk und Tennenlohe vom Burker Funktionär Peter Müller der Falschaussage bezichtigt wurde. Fotos: archiv
... nach den Vorkommnissen beim Spiel zwischen Burk und Tennenlohe vom Burker Funktionär Peter Müller der Falschaussage bezichtigt wurde.  Fotos: archiv
 

Das aus dem Ruder gelaufene Spiel zwischen Burk und Tennenlohe entwickelt eine immer größere Dynamik. Im Mittelpunkt: Günther Reitzner und Peter Müller. Bleibt zu hoffen, dass der Spuk für alle Beteiligten bald ein Ende hat.

Die Fronten sind festgefahren und verhärtet: Im Streit um die Vorkommnisse beim Kreisliga-Spiel zwischen dem 1. FC Burk und dem SV Tennenlohe (0:2) beharren die beiden Parteien auf ihren unterschiedlichen Standpunkten.

Während der 1. FC Burk inzwischen Strafanzeige beim Sportgericht gegen den Schiedsrichter aufgrund der angeblich verfälschten Berichte stellte, verteidigt der Bamberger Kreis-schiedsrichter-Obmann Günther Reitzner den jungen Referee energisch.

Wahrheitsfindung unmöglich

Für den Außenstehenden ist schon längst nicht mehr nachvollziehbar, wer in dieser Sache Recht hat, an welchen Stellen Informationen verschwiegen, andernorts aber hinzugedichtet wurden - egal, ob bewusste Verzerrung der Tatsachen oder eine irrtümliche Wahrnehmung. Die Wahrheit liegt in diesem Fall wohl irgendwo dazwischen.
Nun, wenn alles seinen Gang gehen sollte, sind die Richter vom Sportgericht gefragt, in dieser Sache zu urteilen. Zu beneiden sind sie keinesfalls.

Als Sieger geht sowieso keine Partei mehr hervor, unabhängig vom Ausgang der Verhandlung. Ein Makel bleibt überall haften, so viel steht jetzt schon fest.

Der Sachverhalt beruht dabei zur Gänze auf den Wahrnehmungen der handelnden Personen: des Schiedsrichters, der Funktionäre, der Zuschauer. Diejenigen, die darüber urteilen, müssen sich auf Berichte und Aussagen verlassen. Und jeder Mensch nimmt Situationen unterschiedlich wahr, erst recht, wenn er selbst davon betroffen ist. Die Wahrheitsliebe bleibt da hin und wieder auf der Strecke, auch dann, wenn derjenige glaubt, nichts als die Wahrheit zu sagen.

Jeder Richter sieht sich damit konfrontiert, kaum etwas ist bei Verhandlungen wackliger als eine Zeugenaussage. Nicht umsonst sagen Rechtsexperten, dass Aussagen vor Gericht zu 50 Prozent richtig seien - und im Umkehrschluss eben zu 50 Prozent falsch. Da gilt es abzuwägen. Oder auf Beweise bauen, etwa in Form von Bewegtbildern. Diese gibt es in diesem Fall allerdings nicht.

Ein widersprüchliches Bild

Auch für uns Journalisten ist es schwierig, Licht ins Dunkel zu bringen. Wir sitzen zwischen den Stühlen, was die eine Seite behauptet, wird von der anderen bestritten. Aber wir sind glücklicherweise keine Richter; wir müssen nicht urteilen, wir berichten lediglich, indem wir die Standpunkte verknüpfen, diese analysieren und bewerten. Was sich ergibt, ist ein widersprüchliches Bild: Fehler, das ist augenscheinlich, haben beide Seiten begangen. Der Schiedsrichter etwa, der Personen benannte, die gar nicht am Platz waren und die Berichte wohl verschickte, ohne sie vorher gegenlesen zu lassen.

Aber auch der Verein muss sich fragen, ob es richtig ist, mit derartigen Geschützen auf einen 17-Jährigen zu schießen, dabei von "Lügen", "Exempel statuieren" und "Aus dem Verkehr ziehen" zu schreiben. Ob sich der Verein damit einen Gefallen getan hat, erscheint zweifelhaft. Sicher: Der 1. FC Burk hat sich ungerecht behandelt gefühlt, während des Spiels und danach. Das mag stimmen, muss es aber nicht. Auch hier ist es eben eine Frage der Wahrnehmung. Im Fußball gibt es keinen Anspruch auf Gerechtigkeit, es stehen Menschen auf dem Platz, die nunmal Fehler machen. Dies im Nachgang auf juristischem Wege klären zu vollen, ist mühseelig und nahezu unmöglich.

Eine einzige Wahrheit gibt es in diesem Fall wohl eh nicht, kein richtig oder falsch, kein schwarz oder weiß. Das sollten beide Seiten akzeptieren, und die Sache dort belassen, wo sie stattgefunden hat: auf dem Fußballplatz, nicht im Gerichtssaal.


Aussagen von Peter Müller

"Unabhängig von den Urteilen des Kreissportgerichts hat der 1. FC Burk wegen vorsätzlicher Falschaussage beim Sportgericht Anzeige gegen den Schiedsrichter erstattet. Der Unparteiische hat insgesamt drei Meldungen verfasst, in denen er schwere Vorwürfe gegen den Burker Trainer Herrmannsdörfer, den Verein selbst und Gruppenspielleiter Beetz erhoben hatte. Der Entschluss zu diesem sicher ungewöhnlichen Schritt wurde von den Vereinsverantwortlichen gefasst, nachdem der 1. FC Burk den Großteil der massiven Anschuldigungen durch Beweisfotos und die Aussagen neutraler Zeugen eindeutig widerlegen kann. Begründet wird die Anzeige damit, dass durch die unkorrekten Meldungen das Ansehen der beschuldigten Personen in der Öffentlichkeit massiv beschädigt wurde und sich auch die gegen den Verein vorgebrachten Vorwürfe negativ auf das Image des Vereins ausgewirkt haben. Deshalb soll mit dieser Anzeige ein Exempel statuiert werden, mit dem Ziel, dass die Unsitte verfälschter Berichte auch offiziell vom Sportgericht behandelt werden muss. Wir betonen jedoch ausdrücklich, dass es nicht darum geht, die Unparteiischen allgemein anzugreifen."


Stellungnahme Günther Reitzner

"Einen jungen Menschen dermaßen in der Öffentlichkeit demontieren und schädigen zu wollen, ist unterste Schublade eines Funktionärs. Zu seinen Gunsten hoffe ich, dass er gar nicht weiß und abschätzen kann, was er mit seiner öffentlichen Hetzjagd anrichtet. Zusätzlich hat Müller - eigentlich eine unvorstellbare Aktion - auch versucht, das Gespann per Facebook einzuschüchtern bzw. unterschwellig zu bedrohen. Den Vorwurf der verfälschen Spielberichte kann ich keinesfalls so stehen lassen. Wir sind Schiedsrichter und keine Fälscherbande. Und wir sind auch keine Falschspieler. Wir sind genau wie jeder andere auch: Menschen mit Fehlern - einmal mehr, einmal weniger. Ohne uns rollt kein Ball. Eine öffentliche Entschuldigung beim Schiedsrichter, den Assistenten und bei allen Schiedsrichtern, an denen er ein Exempel statuieren will, stünde Müller langsam gut zu Gesicht. Wir lassen uns von einem Funktionär, der so mit dem Schiedsrichter-Wesen zündelt, wie ich es in meinen 44 Jahren als Schiedsrichter noch nie erlebt habe, nicht zum Abschuss freigeben. Sich in Zeiten, in denen Schiris massiv beleidigt und sogar zusammengeschlagen werden, so zu verhalten, ist schlicht und ergreifend verwerflich."