Der TKV Forchheim kann wieder lachen

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Die Freude beim TKV Forchheim (2.v.li. ist der zur Zeit rotgesperrte Spielertrainer Serdar Kuygun) nach dem späten Siegtreffer von Cem Camuz war unübersehbar. Der Vorsprung auf Effeltrich, das ein Spiel mehr ausgetragen hat, beträgt weiter einen Zähler. Fotos: Uwe Kellner
Die Freude beim TKV Forchheim (2.v.li. ist der zur Zeit rotgesperrte Spielertrainer Serdar Kuygun) nach dem späten Siegtreffer von Cem Camuz war unübersehbar. Der Vorsprung auf Effeltrich, das ein Spiel mehr ausgetragen hat, beträgt weiter einen Zähler.  Fotos: Uwe Kellner
Bei vielen hohen Bällen waren Luftkämpfe an der Tagesordnung. Weilersbachs Spielführer Andreas Dörfler (li.) im Duell mit Serhan Isik.
Bei vielen hohen Bällen waren Luftkämpfe an der Tagesordnung. Weilersbachs Spielführer Andreas Dörfler (li.) im Duell mit Serhan Isik.
 
 
Weilersbachs Ausputzer Jens Kügel (li.) kommt vor Cem Camuz an den Ball
Weilersbachs Ausputzer Jens Kügel (li.) kommt vor Cem Camuz an den Ball
 
 
Emre Yesilbas grätscht gegen den Weilersbacher Jens Erlwein
Emre Yesilbas grätscht gegen den Weilersbacher Jens Erlwein
 
 
 
 
Sebastian Steinert
Sebastian Steinert
 
Sinan Tosun
Sinan Tosun
 
Cem Camuz
Cem Camuz
 
Schiedsrichter Sedat Özdemir
Schiedsrichter Sedat Özdemir
 
SVW-Coach Christian Bergmann
SVW-Coach Christian Bergmann
 
TKV-Trainer Serdar Kuygun
TKV-Trainer Serdar Kuygun
 
Andre Schell (li.) nach der Balleroberung gegen Ali Sakli
Andre Schell (li.) nach der Balleroberung gegen Ali Sakli
 
Im Kopfballduell: Cem Camuz (li.) und Daniel Böhm
Im Kopfballduell: Cem Camuz (li.) und Daniel Böhm
 
 

Mit einem Tor in der Nachspielzeit sorgte Cem Camuz für den zweiten Sieg des TKV Forchheim in Folge und ließ den Spitzenreiter das Skandalspiel in Wichsenstein ein wenig vergessen. Der Schiedsrichter sprach dieselbe Sprache.

Zwei Wochen und zwei Siege nach dem abgebrochenen Spiel in Wichsenstein ist die Welt des TKV Forchheim wieder halbwegs in Ordnung. "Wir haben uns bereits erkundigt, wo hier der Hubschrauber landen kann, wenn wieder das SEK anrücken muss", lautete ein Scherz aus dem Lager der Forchheimer, die mit der ihrer Ansicht nach übertriebenen Darstellung in manchen Medien humorvoll umgehen.

Was allerdings aus der Partie hängen blieb, sind die drei Platzverweise. So durfte unter anderem Trainer Serdar Kuygun beim Infranken-Kick in Weilersbach nicht mitwirken, doch auch ohne das gewohnte Trikot gab er Anweisungen an sein Team. Auf seinem T-Shirt unter der schwarzen Lederjacke glitzerte das Wort "Champion" über einem Bild von Boxer Muhammad Ali. Hatte er das in weiser Voraussicht angezogen? Denn auch die Partie bei der Gloria wurde ein Kampf.


Coach Bergmann noch verletzt

Auch Weilersbachs Torwart und Spielertrainer Christian Bergmann konnte in diesen nicht eingreifen. Bei ihm lag das jedoch an einer Adduktorenzerrung, wegen der er schon in der Vorwoche von Florian Güttler im Kasten vertreten worden war. "In meinem Alter dauert so was eben ein bisschen länger", erklärte Bergmann mit einem Schmunzeln und wirkte vor dem Spiel gegen den Spitzenreiter ruhig und unaufgeregt. Um noch ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können, hat der SV ohnehin schon zu viele Punkte liegen lassen. Dass bei einem Weilersbacher Heimspiel dennoch ein Sieg erwartet wurde, versteht sich von selbst.

Typisch für ein vermeintliches Spitzenspiel ist, egal in welcher Liga, dass die in die Mannschaften gesteckten Erwartungen meist nicht erfüllt werden. So auch in der Kreisklasse 2. Vom Start weg operierten die Kontrahenten mit weiten Schüssen und versuchten, die zweiten Bälle zu erobern. Der Weilersbacher Coach war alsbald bedient und tauschte seine erfahrenen Mittelfeldspieler Manuel Backof (35) und Kevin Erlwein (33) gegen Daniel Böhm und Ilias Rantzoglou aus.

"Ich habe gesehen, dass wir im Mittelfeld keinen Zugriff kriegen. Da wechsele ich sofort. Danach wurde es besser und die Zweikämpfe konsequenter angenommen", erklärte Bergmann. In puncto Zweikämpfe ließ sich auch der TKV nicht lumpen und ging aggressiv zu Werke. Ali Dülger hatte bereits Mitte der ersten Halbzeit Glück, dass Schiedsrichter und Landsmann Sedat Özdemir Fingerspitzengefühl bewies und ihn nach dem zweiten gelbwürdigen Foul innerhalb von zwei Minuten auf dem Feld ließ. Kuygun reagierte und tauschte ihn aus.


Wunsch-Referee Sedat Özdemir

Die Ansetzung des Referees hatte durchaus Relevanz. Weilersbachs Betreuer Detlef Schneider erklärte, er habe schon im Oktober den Wunsch geäußert, dass ein Unparteiischer vor Ort ist, "der alle 22 Spieler versteht, damit es nicht zu Missverständnissen kommt". Dieser Bitte wurde entsprochen und Özdemir lieferte eine ausgezeichnete Leistung ab. "Das war heute mehr oder weniger ein Kampfspiel im Mittelfeld, bei dem beide Mannschaften keine großartigen Torchancen hatten. Das Spiel war nicht sanft, aber alles in allem fair", fasste Kuygun die erste Halbzeit zusammen.

Erst mit dem Beginn des zweiten Durchgangs wurde die Partie für die 200 Zuschauer interessanter. Zwei Mal verpasste Dominic Amon für Weilersbach eine Flanke, danach kam ein TKV-Spieler bei einem Schuss von Markus Nagengast mit dem Kopf dazwischen. Und auch auf der anderen Seite wurde es knapper. Mustafa Özsoy, nach kurzer Behandlungspause zurück auf dem Feld, köpfte dicht am Pfosten vorbei. Einen Freistoß schlenzte der Oldie zwar über die Mauer, aber auch neben das SV-Gehäuse.


Da liegt etwas in der Luft

Ein Tor lag langsam, aber sicher in der Luft und aus selbiger erzielte Yalcin Caglayin das 0:1 (78.). Eine Freistoßflanke von Serhan Isik köpfte er freistehend ein. "Meiner Meinung nach war es klar, dass derjenige das Spiel verliert, der den ersten Fehler macht", sagte Bergmann nach der Partie. "Bei dem Gegentreffer haben wir gepennt, danach aber nicht aufgegeben." Und tatsächlich glich Weilersbach im Handumdrehen aus. Aus großer Entfernung schoss Abwehrchef Jens Kügel einen Freistoß aufs Forchheimer Tor, Keeper Erdem Ünal ließ den glitschigen Ball prallen und Ilias Rantzoglou staubte ab (80.).

Davon euphorisiert hatte Amon kurz darauf sogar die Chance zur Führung, allerdings verfehlte sein Abschluss nach gekonnter Einzelaktion das Ziel. "Natürlich war der schnelle Gegentreffer für uns ärgerlich, aber was die Jungs auszeichnet, ist, dass sie immer wieder, egal wer auf dem Platz steht, zurückkommen", lobte Kuygun. Denn sein Team wusste, dass es im Fernduell mit der SpVgg Effeltrich um die Meisterschaft kaum Punkte liegen lassen darf. Die Zeit verrann, doch der TKV bekam in der Nachspielzeit einen Eckball zugesprochen. Ali Sakli zirkelte auf Cem Camuz, der zum Auswärtssieg einlochte.

"Zum Schluss hast du eben das Glück, wenn du Erster bist. Ich würde sagen, dass wir einen Punkt verdient gehabt hätten", bedauerte Bergmann. Sein Gegenüber freute sich hingegen: "Ich denke, nach den ganzen Vorfällen zuletzt tut uns der Sieg in erster Linie mental sehr gut, auch wenn ein Unentschieden das gerechte Ergebnis gewesen wäre. Ich freue mich riesig für die Jungs, weil sie sehr harte Arbeit leisten und die letzten Wochen für sie nicht einfach waren. Egal, ob wir jetzt Erster oder Zweiter sind, ich bin einfach stolz." Immerhin haben seine Spieler bewiesen, dass sie eine Partie nicht nur spielerisch, sondern auch über den Kampf gewinnen können - so wie einst Muhammad Ali.


Stimmen zum Spiel

Sebastian Steinert (26): Der Effeltricher hat mit der SpVgg in drei Wochen das entscheidende Spiel gegen den TKV Forchheim und schaute interessiert zu: "Es war ein faires Kreisklassen-Spiel, in dem es insgesamt nicht sehr viele Chancen gab. Ein Unentschieden wäre vielleicht gerecht gewesen, aber am Ende hat der TKV eben doch noch gewonnen. Für uns ist das aber egal, denn wir spielen selbst noch gegen den TKV und können dann alles klar machen - oder eben nicht."

Sinan Tosun (39): Für den Gremsdorfer Spielertrainer ist der TKV weiterhin der Heimatverein und er besucht die Spiele der Forchheimer gerne: "Wenn man auf die Torchancen schaut, denke ich, dass der Sieg verdient war. Es war zwar ein hartes Spiel mit vielen Gelben Karten, aber trotzdem hat man gesehen, dass der TKV gute Fußballer auf dem Platz hat. Entscheidend war, dass die Spieler den Sieg unbedingt wollten. Nur dann macht man eben auch das Tor in der letzten Minute."


Spieler des Spiels

Cem Camuz (26): Nicht nur tabellarisch, sondern auch für die Moral der Spieler des TKV war das Tor in der Nachspielzeit von Cem Camuz sehr wichtig. Der technisch versierte Spieler brachte seine Gegenspieler im gesamten Verlauf der Partie immer wieder in Verlegenheit. Dass der Strippenzieher bis zuletzt an den Erfolg seiner Mannschaft glaubte, war für den Sieg gegen den SV Weilersbach ein ausschlaggebender Punkt. Durch sein Tor bleibt der TKV vorerst Tabellenführer.