Die Grünen drängen auf einen "Arbeitskreis Stadtbus". OB Uwe Kirschstein (SPD) verweist auf die "laufenden Gespräche" mit dem Landkreis und fordert einen Busverkehr an Sonntagen. Offen bleibt, wer dafür bezahlt.
Ein Bürger aus dem Stadtnorden, der am Sonntag einen zwei Kilometer langen Fußmarsch zum Bahnhof auf sich nimmt, bringt es auf den Punkt: "30 000 Einwohner und kein Bus". Verärgert wendet er sich an den Nahverkehrsbeauftragten und an den Oberbürgermeister. Im Herbst werde über das Thema Sonntagsbus geredet, verspricht OB Uwe Kirschstein (SPD). Und der Nahverkehrsbeauftragte (des Landkreises) Klaus Hummel weist den Bürger darauf hin, dass der am besten genutzte Bus jener aus dem Forchheimer Norden sei. Doch sonntags könne er nur unterwegs sein, wenn die Stadt dafür bezahle.
Wer bezahlt? An dieser Frage hängt ein zukunftsfähiger Forchheimer Busverkehr. Dass die Stadt seit Jahren hinterherfährt, hängt auch damit zusammen, dass sich Forchheim ausgeklinkt hat und dem Landkreis Forchheim die Finanzierung des ÖPNV überlässt.
Der Ausstieg lässt sich genau datieren: Als Forchheim sein Königsbad baute, also vor zehn Jahren, entschied der Stadtrat, die Beteiligung am ÖPNV aufzugeben. So wurden jährlich rund 100 000 Euro gespart.
"Teure Geschichte"
"Wir können die Stadt nicht zwingen", sagt der Nahverkehrsbeauftragte Hummel. Aber wenn die Stadt mehr Komfort wünsche, sollte sie den auch mitfinanzieren. "Wir warten schon lange drauf, dass sich beispielsweise bei der Sanierung der Haltestellen etwas tut", sagt Hummel. Sollten E-Busse bestellt werden, würden die Kosten für die fünf städtischen Busse auf das Dreifache steigen.
Auch der Sonntagsbusverkehr hängt am Geld: "Das wird eine teure Geschichte", sagt Hummel: "Wegen der Fahrerlöhne entstehen 25 Prozent Mehrkosten." Die Grünen haben bereits im April einen Antrag gestellt, um das "Stadtbusangebot im Rahmen der Neuausschreibung" voranzubringen. Noch vor der Sommerpause wollten die Grünen einen "Arbeitskreis Stadtbus" gegründet haben - doch der Antrag tauchte bislang noch gar nicht im Stadtrat auf.
Die Zeit drängt, denn 2021 wird der Stadtbusverkehr für weitere acht Jahre ausgeschrieben. Mehr Menschen in Forchheim "busmobil" zu machen, sei "eine Frage der Daseinsvorsorge", betont Annette Prechtel, die FGL-Fraktionssprecherin. "In Zeiten des Klimawandels muss ein attraktiver Busverkehr selbstverständlich sein." Daher die FGL-Forderungen nach einem 20 Minuten Takt ("mindestens"), nach Bussen am Wochenende und nach einer "besseren Vertaktung zu den Zügen". Eine Entlastung der Bayreuther Straße durch vermehrten Bus-Einsatz und eine Anbindung des Königsbades sind weitere ÖPNV-Projekte, die die Grünen einfordern. Prechtel: "Für die Verkehrswende brauchen wir endlich eine Arbeitsgruppe und eine andere Denke. Wir müssen uns darüber unterhalten, was wir bestellen wollen. ÖPNV ist teuer, die Stadt kann sich nicht rausreden."
Gespräche mit dem Landkreis zur Verkehrsplanung fänden "laufend" statt, sagt dagegen Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Ziel sei ein "ganzheitliches gemeinsames Verkehrskonzept". Wobei Kirschstein betont: "Die Zuständigkeit für den ÖPNV liegt vollständig beim Landkreis, der hier ja die Mittel zu Verfügung stellt." Für ihn sei der ÖPNV "das Rückgrat für die Mobilität in der Stadt". Unter den Schwerpunkten der Nahverkehrsplanung (siehe Info-Box) nennt Kirschstein auch den Zehn-Minuten-Takt und den Busverkehr an Sonntagen.