Samba-Kostüme made in Kunreuth

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Dagmar Rosenbauer hat ihren Laden bis auf die letzte Ecke voll mit Stoffen, Knöpfen, Garnen - alles farblich sortiert, damit sie nicht lange suchen muss. Foto: Barbara Herbst
Dagmar Rosenbauer hat ihren Laden bis auf die letzte Ecke voll mit Stoffen, Knöpfen, Garnen - alles farblich sortiert, damit sie nicht lange suchen muss. Foto: Barbara Herbst
Dagmar Rosenbauer (r.) und Tenilde Steinel auf der Freizeitmesse 2014 in Nürnberg. Foto: Roland Rosenbauer
Dagmar Rosenbauer (r.) und Tenilde Steinel auf der Freizeitmesse 2014 in Nürnberg. Foto: Roland Rosenbauer
 
Tenilde Steinel, Dagmar Rosenbauer und Graca Seifert am Stand von Samba-Design auf der Freizeitmesse 2014 (v.l.). Foto: Roland Rosenbauer
Tenilde Steinel, Dagmar Rosenbauer und Graca Seifert am Stand von Samba-Design auf der Freizeitmesse 2014 (v.l.). Foto: Roland Rosenbauer
 
Dagmar Rosenbauer tanzt zur Music der Escola de Samba Primeira de Erlangen. Foto: Roland Rosenbauer
Dagmar Rosenbauer tanzt zur Music der Escola de Samba Primeira de Erlangen. Foto: Roland Rosenbauer
 
 

In Kunreuth gibt es die einzige Werkstatt in Europa, in der Original-Outfits von Hand hergestellt werden. Dagmar Rosenbauer ist eine fränkische Wahlbrasilianierin und fiebert am Dienstagabend im WM-Halbfinale mit beiden Mannschaften.

In Mitten der Hauptstraße von Kunreuth steht ein VW-Bus, zugeklebt mit Samba-Werbung: vier Seiten, vier verschiedene Tänzerinnen. Denkt man! "Oft rufen Kunden bei mir an und wünschen sich die eine ganz bestimmte Tänzerin, die auf dem Bus an der rechten Seite zu sehen ist", sagt Dagmar Rosenbauer.

Mit Wusellocken und Extensions im Haar, gehüllt in ein Brasilien-farbenes Strandkleid steht sie inmitten von Knöpfen, Federn und Stoffen in ihrem Atelier. Ihr Spezialgebiet: Samba-Kostüme und echte fränkische Tracht. In Handarbeit versteht sich. Bei dieser - für Außenstehende ziemlich wirren - Kombination ist es nicht länger verwunderlich, dass jede Samba-Tänzerin auf dem Auto in Wirklichkeit Rosenbauer selbst ist - jeweils in unterschiedlichen Kostümen. Oder besser gesagt: "Sulamid", wie sie sich mit Künstlernamen nennt.


Nicht nur eine Geschäftsidee

Rosenbauer redet schnell. Sie versucht möglichst viel loszuwerden: Von den Anfängen, als sie für ihre Trachtenkleider eigene extravagante Schürzen genäht hat, oder sich hingebungsvoll den Flitterkränzen widmete. Von ihren Auftritten in allen möglichen Erscheinungen - mal hellhäutig, mal dunkler wie eine wahre Südländerin, mal als Meerjungfrau, mal in Leoparden-Optik. Und immer wieder erzählt sie davon, wie es ist, als geborene Fränkin in die Welt einer Brasilianerin einzutauchen.

Rosenbauer ist eine ausgebildete Ballett-Tänzerin, hat sich aber schon immer von den wilden Rhythmen der südamerikanischen Melodien hinreisen lassen. Über den Deutsch-Brasilianischen Kreis in Erlangen kam sie dann zum Samba-Tanzen. "Die eine oder andere Brasilianerin hat schon blöd geschaut, so von wegen 'Was will die Gringa hier?'", berichtet Rosenbauer. Ob nun ein Funken brasilianisches Temperament oder einfach ein starkes Selbstbewusstsein - zu Wehr setzen kann sich Rosenbauer jederzeit verbal, sollte einer auf die Idee kommen, sie in ihrem knappen Tanzoutfit anzumachen. Aber auch körperlich, wenn sich unter den Samba-Kolleginnen eine Außenstehende mal wieder ganz besonders hervortun möchte auf der Bühne.

Irgendwie hat es Rosenbauer geschafft, alle Leidenschaften miteinander zu verknüpfen: Nähen, Tanzen, Brasilien und Franken! Ihre Kundschaft kommt nach Kunreuth bis aus Amsterdam: "Ein Samba-Kostüm muss perfekt sitzen", sagt Rosenbauer. Über 220 Stunden Arbeit können in so einem einzelnen Kostüm stecken. Mit ruhiger Hand wurden hier über 2000 Strasssteine verarbeitet. Einen stolzen Preis hat das teuerste Gewand, das es in Kunreuth zu kaufen gibt - dafür ist es ein Unikat. Einen Auftritt gibt es für rund 150 Euro - je nach Aufwand, Anfahrt und Dauer.

Hin und hergerissen

Vor dem WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien am Dienstagabend ist die fränkische Wahlbrasilianerin hin und hergerissen: "Mein Herz schlägt da für beide Seiten. Die bessere Mannschaft möge gewinnen."
Eigentlich hätte sie sich dieses Duell erst im Finale gewünscht, weil das auch beim Samba-Festival in Coburg auf dem Schlossplatz live übertragen wird. Aber da eine der beiden Teams auf jeden Fall im Endspiel stehen wird, ist dort schon Stimmung garantiert. Die Situation am Dienstag erinnert Dagmar Rosenbauer ein wenig an den Sommer 2005, als sich die Nationalmannschaften von Brasilien und Deutschland in Nürnberg beim Confederations Cup begegnet sind. In Franken hatte damals Brasilien gewonnen. Ob es nun umgekehrt ist?