Der Zuschauer steht im Rampenlicht - das Junge Theater Forchheim nutzt sein Jubiläum, um die herkömmliche Aufführungspraxis auf den Kopf zu stellen.
Wer eine Theateraufführung besucht, ist es gewohnt, im Dunkeln zu sitzen. Mit dieser Konvention bricht das Junge Theater Forchheim (JTF) ab Freitagabend. Zumindest drei Tage lang. Ihr 25. Jubiläum nehmen die JTF-Akteure zum Anlass, den Zuschauer ins Rampenlicht zu stellen.
Wem es gelingt, eine Eintrittskarte zu ergattern, der wird am Wochenende (20. bis 22. September) zum Mittelpunkt eines Schauspiels. Programmatischer Titel: "Ein Theater nur für Dich".Über 50 der 100 Karten sind schon gebucht, sagt der Künstlerische Leiter Lorenz Deutsch. 30 Mimen stehen bereit, um den jeweiligen Besucher "anzuspielen", wie Hubert Forscht, Regisseur und Mitspieler, das nennt.
Jeder Besucher wird abgeholt
Der Gedanke, ein Theaterstück zu besuchen, das nur für einen selbst aufgeführt wird, ist so aufregend wie gewöhnungsbedürftig. Hubert Forscht, ein Urgestein des JTF, hat dieses Konzept in Forchheim schon zweimal erprobt: "Die Gefahr ist, dass der jeweilige Besucher mitspielen will", weiß Forscht. Doch gerade das sei nicht vorgesehen. "Die zentrale Idee ist: Man darf nicht mitspielen und ist doch im Mittelpunkt."
Die Inszenierung läuft in etwa so ab: Wer beispielsweise eine Karte für Samstag, 15 Uhr, gekauft hat, wird genau zu diesem Zeitpunkt am Eingang des Jungen Theaters Forchheim in der Kasernstraße abgeholt. Mit der Szene des Einweisers beginnt das Theater.
Dann durchlebt der Besucher 20 Minuten lang eine Aufführung in sieben Stationen. "Es ist die Kompakt-Biografie eines Medienstars", sagt Lorenz Deutsch, ohne Näheres zu verraten. Wenn Dutzende Schauspieler für einen Besucher spielen, und das 18 Stunden lang auf drei Tage verteilt, dann ist das ein (organisatorisches) Kunststück.
Lorenz Deutsch und Hubert Forscht zeigen die quadratmetergroße Besetzungsliste: 60 Akteure sind verzeichnet. Jede Rolle ist doppelt besetzt, sonst wäre das Jubiläumsstück nicht leistbar. Denn, noch während ein Besucher die letzte Station des Stücks erlebt, wird am Eingang schon der nächste Gast begrüßt und angespielt.
Feierstunde
"Das Ganze ist eine Mischung aus Theater und Tag der offenen Tür", sagt Lorenz Deutsch. Das JTF wolle mit dieser Inszenierung den Fokus auf die eigene Leistungsfähigkeit richten. "Wir sind in all den Jahren vor allem als Veranstalter aufgefallen. Doch wir machen auch 20 Eigenproduktionen im Jahr." Das Junge Theater sei eben viel mehr als ein Veranstalter; es unterhalte sechs eigene Spielgruppen. "Uns macht beides aus", betont Lorenz Deutsch.