Der Firma Naturstrom-AG geht es bei der "grünen" Energie nicht schnell genug. Dies wurde auf der Aktionärs-Hauptversammlung in Eggolsheim deutlich.
Am Standort Eggolsheim beschäftigt die Firma Naturstrom-AG die meisten Mitarbeiter: Mit über 100 Personen sind das etwa ein Viertel aller Beschäftigten. Deshalb fand zum ersten Mal in den 20 Jahren des Firmenbestehens die Aktionärs-Hauptversammlung in der Eggerbachhalle statt. Erst vor Kurzem hat die AG im Lindner-Gebäude ihren Standortsitz bezogen und ist inzwischen auch in Kooperation mit der Gemeinde, mit dem Blockheizkraftwerk (BHKW) und einer Biogasanlage. Nicht nur regional bedeutsam ist auch das Wärmenetz, das Naturstrom in Hallerndorf aufgebaut hat.
Das Thema "Grünstrom" und dezentrale Energieversorgung habe, so sagte Vorstandsvorsitzender Thomas Banning, im vergangenen Jahr wieder an Fahrt aufgenommen, zuletzt dank der Jugendinitiative "Fridays for future" und der -Diskussion: "Leider, leider, nicht so schnell, wie für unsere Erde nötig." Dabei habe sich der gesetzliche Kontext nicht verbessert und die Politik folge einer anderen Dynamik. "Ohne Druck bewegen sich Politiker nicht", meinte Banning.
Krisensitzung des Forstes
Banning berichtete von einer Krisensitzung bei den Bayerischen Staatsforsten zu den sterbenden Wäldern und versiegenden Bächen in Franken. Er erklärte: "Die Natur arbeitet an der Kante; langsam wird deutlich, dass das Problem nicht nur anderswo existiert." Der Vorstandsvorsitzende ist überzeugt davon, dass die Naturstrom-AG die "Wege aufzeigen könne, dass es besser geht".
Das mündet auch in ein Firmenziel. 2025 will Naturstrom der führende "grüne" Energieversorger in Deutschland sein. Dabei setzt Banning auf ein breites Portfolio als Rundum-Ansprechpartner von der Stromerzeugung über die Lieferung bis hin zu Wärme/Kälte- und Mobilitätsthemen. Naturstrom beziehungsweise ihre Tochtergesellschaften beliefern 240.000 Stromkunden und 25.000 Haushalte mit Gas.
Windkrafträder betroffen
Oliver Hummel, im Vorstand verantwortlich für den Energielieferungssektor, sprach ein neues Thema an: 2021 fallen die ersten Windkrafträder aus der EEG-Förderung (Erneuerbare-Energien-Gesetz). Drei eigene Wandparks sind davon auch betroffen. Naturstrom reagiere auf die Herausforderung, ohne Förderung weiterzuproduzieren, durch verstärkten Einstieg in Umbau, Wartung und Reparatur. Ältere Räder könnten, erläuterte Banning, noch lange weiterlaufen, werden sie nicht Extrembelastungen bei starkem Wind ausgesetzt. Dennoch habe Naturstrom sechs Windräder in Hessen in Bau oder hat die Photovoltaikanlage (PV) Rottenbach bei Coburg so konzipiert, dass der Direktverkauf rentabel sei.
"Bei der Wärmewende", führte Tim Meyer, der Leiter des Geschäftsbereichs Dezentrale Energieversorgung, aus, "stehen wir mehr als nur am Anfang. Die Antwort der Politik auf den Klimawandel ist extrem kümmerlich." Das Netzmodell Hallerndorf passte Naturstrom den Gegebenheiten in Moosach (Oberbayern) an, muss aber ansonsten langsam treten, weil die Gebäudebaukosten explodiert und Handwerker auf Monate ausgebucht sind.
Kollektoren unter dem Acker
Ein neuer Weg für Naturstrom ist die Versorgung größerer Quartiere mit "kalter Nahwärme". Darunter versteht Meyer Wärmegewinnung mittels Agrothermie-Kollektoren. Unter Arbeitstiefe auf landwirtschaftlichen Flächen eingepflügte Schlauchnetze bringen Temperaturen von null bis 15 Grad nach oben; mit dezentralen Wärmepumpen wird insbesondere Warmwasser aufbereitet. Der Strom dafür kommt aus PV-Anlagen innerhalb des Versorgungsnetzes. Zudem kann das kalte Grundprodukt an heißen Tagen als Kühlung eingesetzt werden anstelle herkömmlicher Klimaanlagen.