Das Vorhaben, die wichtigsten Omnibusanlagen in der Region Forchheim behindertengerecht auszubauen, verzögert sich. Der Landkreis hält an seinem Ziel fest, den ÖPNV zugänglicher zu machen.
Manchmal sind es wenige Zentimeter, die es Rollstuhlfahrern erschweren oder gar unmöglich machen, in den Bus zu gelangen. Eine höhere Haltekante und ausreichend Platz würden helfen. Das ist nur ein Beispiel, wie Bushaltestellen behindertengerecht gestaltet werden können. Barrierefreies Busfahren ermöglichen - das hat sich der Landkreis Forchheim vorgenommen. Das ehrgeizige Ziel, die Busstopps in der Region bis 2019 auszubauen, wurde nicht erreicht.
Um auf jeden Fall die wichtigsten Busbahnhöfe in der Region barrierefrei zu machen, hat der Landkreis deshalb vor drei Jahren einen Zuschuss für die betroffenen Gemeinden beschlossen: Der Kreis beteiligt sich an den Kosten, wenn Kommunen "Bus-Umsteigeanlagen von überörtlicher Bedeutung" neu oder ausbauen. Kriterien waren beispielsweise, dass Menschen aus mehreren Gemeinden die Haltestellen nutzen und die Stopps von mehreren Buslinien angefahren werden. "Wir reden nicht von allen Haltestellen, sondern von den größeren Umsteigeanlagen", erklärt der ÖPNV-Fachbereichsleiter des Landkreises, Klaus Hummel.
Darunter waren auch der Busbahnhof in Egloffstein und der Halt am Kersbacher Kreisel, die beide mittlerweile fertig sind. Es fehlen noch die Busbahnhöfe in Ebermannstadt, Neunkirchen am Brand und am Gräfenberger Bahnhof.
"Vorrangige" Knotenpunkte
Zum Hintergrund: Der Bund und der Freistaat Bayern fördern den barrierefreien Ausbau aktuell bereits zu rund 50 Prozent. Nach Abzug dieser Fördermittel bezuschusst der Landkreis Forchheim die Baumaßnahme zusätzlich und übernimmt die Hälfte der übrig bleibenden Kosten (maximal 150 000 Euro). Die "vorrangig betroffenen" Gemeinden Stadt Ebermannstadt, Stadt Gräfenberg und Markt Neunkirchen am Brand beteiligten sich daran, ein Ingnieurbüro mit den Vorplanungen zu beauftragen, wie die Haltestellen behindertengerecht gemacht werden können. Auch der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Forchheim zählt zu den vorrangig berechtigten ÖPNV-Anlagen.
Forchheim plant selbst
Die Stadt Forchheim habe sich aber dazu entschieden, den barrierefreien Ausbau selbst zu planen und zu organisieren. Deshalb beteiligte sich die Königsstadt nicht an der Vorplanung. Am Forchheimer Busbahnhof müssen jedoch lediglich noch "taktile Leitsysteme" für Menschen mit beeinträchtigtem Sehvermögen installiert werden. Das sind Rillen oder Noppen am Boden, die die Sehbehinderten beispielsweise mit einem Blindenstock ertasten und sich so orientieren können.
Damit der Landkreis den barrierefreien Ausbau bezuschusst, müssten die Kommunen ihre Pläne und Förderanträge bis Ende diesen Jahres vorlegen. Doch der bisherige Zeitplan konnte nicht eingehalten werden: Die gemeinsamen Begehungen der Haltestellen in den vergangenen zwei Jahren verzögerten sich, unter anderem weil einige Beteiligte krank geworden sind. Hummel empfahl den Kreisrätinnen und -räten des Verkehrsausschusses deshalb, die Frist bis Ende 2020 zu verlängern. Eine detaillierte Auflistung der Kosten durch die Bezuschussung wird der ÖPNV-Leiter dem Gremium noch vorstellen.
Kreisrat Sebastian Körber (FDP) lobte die Priorisierung, frage aber nach, ob der Kreis künftig nicht auch weitere Kommunen dabei unterstützen könnte. "Können weitere Gemeinden nachziehen? Wenn dort eine abgeschwächte nicht so kostenintensive Lösung realisiert wird?" Hummel bejahte, dass der gefasste Grundsatzbeschluss "eine nicht abgeschlossene Liste" sei. Der Landkreis könne es sich offenhalten, weitere Gemeinde beim barrierefreien Ausbau zu bezuschussen, "wo noch ein Kreuzungspunkt ist und wo es noch Sinn macht."