Kreis Forchheim: Georg Birkel bastelt am liebsten in seiner kleinen Keller-Werft

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Georg Birkel in seiner Keller-Werft Foto: Heidi Amon
Georg Birkel in seiner Keller-Werft Foto: Heidi Amon
Georg Birkel in seiner Keller-Werft Foto: Heidi Amon
Georg Birkel in seiner Keller-Werft Foto: Heidi Amon
 
Die "H. M. S. Victory 1765" Foto: Heidi Amon
Die "H. M. S. Victory 1765" Foto: Heidi Amon
 

Georg Birkel aus Weilersbach ist Modellschiffsbauer aus Leidenschaft - und das seit über 40 Jahren. Er kennt auch die teils bewegenden Geschichten hinter dem Schicksal der Originale.

Georg Birkel hat eine Leidenschaft, die ihn seit über 40 Jahren fesselt. Der 67-jährige Weilersbacher baut Schiffsmodelle und besitzt inzwischen 15 maßstabsgetreu verkleinert nachgebaute Modellschiffe. Jedes Schiff ist ein handwerkliches Kunstwerk, das eine eigene Geschichte umhüllt. Erst kürzlich war er mit dem Bau der "H.M.S. (Her Majestys Ship) Victory 1765" fertig geworden. 1500 Stunden in einem Zeitraum von vier Jahren baute er an dem historischen Modellsegelschiff. In seinem Werkraum im Keller seines Hauses - dort hat Georg Birkel sein Reich. Hier steht der Werktisch mit dem vielfältigen Mini-Handwerkszeug: Zangen, Pinzetten, Bohrer, Sägen, ein Vergrößerungsglas und der zum Objekt zugehörige große Bauplan. Ebendort hat er auch die Ruhe, die er dazu braucht, um seinem Hobby nachzugehen. Mit Ausdauer und Präzision baut Georg Birkel die Modelle. Dabei verliert er nicht den Blick für alle Einzelheiten. "Es ist wie im richtigen Schiffsbau", erzählt der ehemalige Industriemechaniker, "alles wird nach Plan gebaut und muss exakt passen. Für mich ist es ein wunderbares Hobby, das einfach Spaß macht und das mich rundum ausfüllt. Seine Freizeitbeschäftigung möchte er ausüben, solange er kann. "Sie ist ein Teil meines Lebens", schwärmt Birkel.

Modellflugzeug stürzte ab

Und so begann alles vor 48 Jahren: Der junge Georg, damals 19 Jahre alt, entdeckte sein Interesse am Bau von Modellflugzeugen. Als eines abstürzte und zerstört am Boden lag, hörte er damit auf und fing mit dem Schiffsmodellbau an. Seine plausible Überlegung zu dieser Zeit: Wenn bei einem Schiff die Steuerung ausfällt, kann es nicht untergehen, sondern nur in eine andere Richtung fahren - eine Entscheidung, die er bis heute nie bereute. Er bedauert indes, dass die Schiffsmodell-Hobbybauer immer weniger werden. Junge Leute interessieren sich oft kaum dafür und bei manchen fehlt es an der notwendigen Geduld: "Es gibt ja fast nur noch Plastikmodelle, und wenn etwas kaputt ist, heißt es wegwerfen statt reparieren". Was ihn selbst bei dem Modellbau so fasziniert: Es entsteht etwas mit der eigenen Hand, woran er eine unbändige Freude hat. "Und meine Frau weiß ja auch immer, wo ich bin", sagt der Modellbauer und lacht. "Wenn ich meinen Mann suche, brauche ich nur in die kleine Keller-Werft zu gehen - da finde ich ihn", bestätigt seine Ehefrau Marianne. Sie unterstützt das Hobby ihres Mannes voll und legt auch mit Hand an: Sie näht für die Modellschiffe die Stoffsegel und begleitet ihn auch auf Ausstellungen. Sie bewundert an ihrem Mann seine unglaubliche Ausdauer und sein handwerkliches Geschick.

Zu Treffen nach Hamburg

In all den vielen Jahren führte dieses Hobby die Birkels zu zahlreichen Schiffsmodellbauer-Treffen und Regatten, unter anderem nach Hamburg, nach München und in die Schweiz. Es sind die historischen Schiffe, die Georg Birkel in seinen Bann ziehen, vor allem ihre greifbaren Geschichten, über die er zu berichten weiß. So hatte die "Victory 1765" zu ihrer Zeit vor über 250 Jahren eine Besatzung von 850 Mann, dazu 31 "Pulver-Affen": Das waren Waisenkinder im Alter von 14 und 15 Jahren, die zwangsweise auf das Schiff gebracht wurden. Die Jugendlichen mussten das Pulver vom Kiel unten zu den 108 Kanonen hochschleppen - der Rauch, der Schlamm, der Lärm, dazwischen die Kinder. Wie Birkel schildert, sei die "Victory 1765" auch bekannt aus der Schlacht von Trafalgar vor der Küste Spaniens, als das Schiff schwer getroffen wurde. Es schaffte die Fahrt nach England aber noch. Dort steht das Originalschiff heute in Portsmouth und kann besichtigt werden. Für Georg Birkel wäre es ein Traum, die "Victory 1765" selbst einmal zu sehen und vielleicht sogar auf dem Segelschiff zu stehen.