Seit den verheerenden Überschwemmungen 2007 hat sich in Forchheim und den umliegenden Gemeinden nichts greifbares getan.
Häufig wechselnde Damenbekanntschaften der unangenehmen Art sind derzeit angesagt: Der stürmischen Ines folgte die feuchte Johanna und jetzt droht uns die turbulente Karin . So heißen die Unwettertiefs, die momentan mit Schwergewittern über die Lande ziehen. Und niemand weiß genau , ob sich gefährliche Superzellen entladen. Sorge geht um bei den Bürgern. Die Angst, noch einmal so etwas zu erleben wie am 21. Juli 2007 - dem Tag als das Jahrhunderthochwasser kam und Kersbach, Poxdorf und Langensendelbach überflutete.
Kersbach reif für die Insel
Was haben die Gemeinden daraus gelernt? Oder noch wichtiger: Was haben sie bisher verwirklicht, um ihre Bürger vor Hochwasser zu schützen? Die Bilanz sieht traurig aus: Wurde nach dem Schock von 2007 noch im Jahr 2008 geplant ein ganzheitliches Konzept zum Hochwasserschutz für den gesamten südlichen Forchheimer Einzugsbereich
zu erstellen, ist jetzt nur noch von einer "Insellösung" für Kersbach die Rede. "Ursprünglich war die Kooperation aller Gemeinden in einem Zweckverband angedacht", erklärt Günther Prem vom Wasserwirtschaftsamt Kronach. Die südlichen Anrainer aber hätten nicht mitgezogen. "Jetzt muss Kersbach für sich selber sorgen", betont Günther Prem. Für den Schutz vor Überschwemmungen soll ein Hochwasser-Rückhaltebecken sorgen. Doch bis es vor wenigen Monaten endlich zum Erwerb der notwendigen Flächen gekommen sei, hätten sich die Verhandlungen über vier bis fünf Jahre hingezogen. Und der Mann vom Wasserwirtschaftsamt nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wer der schwierige Verhandlungspartner gewesen sei: "Fast die gesamte Fläche war in Kirchenbesitz".
Kirche und Stadt mauern
Ulrich Schmitt von der Liegenschaftsverwaltung des Erzbistums Bamberg zeigt sich auf
Nachfrage zugeknöpft. Telefonische Auskünfte würden nicht gegeben, man solle sich an die Stadt Forchheim wenden. Doch die Pressesprecherin der Stadt, Brigitte Fuchs, und Tiefbauamtsleiter Werner Schaup schweigen ebenfalls zu diesem Thema. Nur so viel: Geplant sei das Hochwasserrückhaltebecken am Ortsausgang von Kersbach - unweit des Backofens. Dort soll für das Becken ein Damm aufgeschüttet werden. Das Fassungsvermögen soll 62 000 Kubikmeter betragen, erklärt Werner Schaup.
Bauststart 2018 wäre "sportlich"
Bislang existiert das Hochwasserschutzbecken nur auf dem Papier. "Wir müssen zunächst eine Detailplanung entwerfen und bei der Wasserrechtsbehörde einreichen", erklärt der Tiefbauamtsleiter. Das Wasserrechtsverfahren dauere mindestens sechs Monate. Wenn der Bescheid rechtskräftig sei, könne der Förderantrag gestellt werden.
Dies erfordere nochmals mehrere Monate. "Fachleute haben uns gesagt, dass ein Baubeginn 2018 sehr sportlich wäre", gesteht Schaup. Letztlich habe die Verzögerung beim Hochwasserschutz daran gelegen, dass die Gemeinden, die ins Boot genommen werden sollten, zu keiner planerischen Abstimmung bereit gewesen seien. Die Aktenordner mit Konzeptentwicklungen und Alternativplanungen füllen mittlerweile ganze Regale und die Kosten dafür belaufen sich nach vorsichtigen Schätzungen Schaups auf 120 000 bis zu 150 000 Euro.
Fazit: Nur wenige Einzelmaßnahmen konnten bislang in Forchheim realisiert werden. Dazu gehört der erste Bauabschnitt zum Überschwemmungsschutz in Burk: Die Aufweitung des Durchlasses im Sudetenweg ist fertig. Mit dem Abschluss des zweiten und dritten Bauabschnittes rechnet Schaupp erst in zwei bis drei Jahren. Der einzige Hochwasserschutz, der bislang in Kersbach existiert ist die Durchleitung in den Schwolgraben.
Die Funktionsfähigkeit werde aufrecht erhalten, versichert Schaup - trotz entgegenlautender Kritik der CSU-Stadträte Thomas Werner und Martina Hebendanz. Diese monieren, dass das Durchlassgitter bei Regenfällen oft verstopft sei.
Bisher nur Papier produziert
Langensendelbachs Bürgermeister Oswald Siebenhaar (FW) berichtet, dass Ende 2015 ein Büro mit der Erstellung eines Konzept zum Hochwasserschutz beauftragt worden sei. Die Expertise sei auf ein 50-Jähriges Hochwasser abgestellt und berechne die Dimensionierung der Gräben und Rückhaltebecken. Wie in allen anderen Gemeinden liegt auch hier der Knackpunkt in der Bereitstellung der nötigen Flächen. Man könne aus der Planungsphase nur herauskommen, wenn die Grundstücksbesitzer zum Flächenverkauf bereit seien.
Gottvertrauen und Versicherung
"Können die Verantwortlichen angesichts der Unwetterereignisse noch ruhig schlafen?", wollen wir wissen. "Vor Starkregen ist niemand geschützt. Wir hoffen, dass die Fördergeldgeber schnell reagieren", sagt Forchheims Pressesprecherin Brigitte Fuchs.
Langensendelbachs Bürgermeister Oswald Siebenhaar gesteht offen ein: "Wenn die Bürger klagen, dass wir bisher nur Papier produziert haben, dann muss ich gestehen, das stimmt". Baiersdorf Bürgermeister Andreas Galster setzt beim Flächenerwerb auf die Vernunft der Grundstücksbesitzer und rät den Hausbesitzern schlicht zu einer Versicherung gegen Elementarschäden.
Stimmt - das Bild zeigt die Ortsdurchfahrt von Gosberg, aufgenommen von einem Anwohner (nicht von A. Hitschfel).
Gosberg wurde 2007 und 2011 jeweils von einem sogenannte "Jahrhunderthochwasser" schwer getroffen.
Das Bild ist aber aus Gosberg.