Den Mann, der in seinen Gedichten die Fränkische Schweiz besungen hat, feierte der Fränkisch-Schweiz-Verein in gößweinstein.
Einen vergnüglichen Abend erlebten die Besucher des Scheffelabendes den der Fränkische-Schweiz-Verein (FSV) zusammen mit dem örtlichen Heimatverein im Scheffelgasthaus, gegenüber dem Scheffeldenkmal veranstaltet hat. Anlass war der 190. Geburtstag des Joseph Victor von Scheffel.
Naturgemäß drehte sich der Abend ausschließlich um das Leben und Wirken des berühmten badischen Schriftstellers, der ob seiner Verdienste sogar in den Adelsstand erhoben wurde.
Nachhaltige Spuren
Walter Tausendpfund, der Kulturchef des Fränkische- Schweiz-Vereins, bot einen interessanten Vortrag zum Leben und Wirken von Joseph Victor von Scheffel, der auch in der Fränkischen Schweiz, neben Kloster Banz und Staffelstein, nachhaltige Spuren hinterlassen hat.
Ganz oben auf der Liste steht der "Exodus Cantorum" oder der Domchorknaben Sängerfahrt. Es handelt sich um einen fiktiven Ausflug junger Bamberger Schüler. Durchmischt ist die Geschichte mit realen Begebenheiten, die Scheffel auf seiner einwöchigen Wanderreise durch die Fränkische Schweiz im Sommer 1859 erlebt hat. Dabei entstanden 18 Verse, in denen Scheffel die Besonderheiten der Region hervorhob und seine Geschichtskenntnisse mit einbrachte. Er lobte das gute Essen, die romantische Landschaft und den Gerstensaft. Nur einmal, so hielt er im Gedicht fest, musste er auf seiner Wanderung Wasser trinken.
Die Verse hat der FSV in den Jahren 1925 und 1926 vermutlich anlässlich Scheffels 100. Geburtstages auf Holztafeln aufmalen lassen und anschließend an Originalschauplätzen aufgestellt. Im Laufe der Jahre erinnerten sich die FSV-Chefs immer wieder der Tafeln und ließen sie nach und nach erneuern. Zum letzten Mal geschah dies zehn Jahren unter dem damaligen FSV-Chef Paul Pöhlmann.
Die in diesem Frühjahr vorgenommene Inventur der Tafeln ergab einen guten Gesamtzustand. Ein ebenfalls nachhaltiges Relikt des begnadeten Schriftstellers ist das Scheffeldenkmal, das gegenüber dem Scheffelgasthaus in einer kleinen Anlage steht. Es wurde 1933 mit großem Pomp eingeweiht; sieben Jahre nachdem die Idee vom damaligen Heimatschriftsteller August Sieghardt in der FSV-Zeitschrift publiziert worden war. Das Denkmal besteht aus einer Säule, auf dem ein fiktiver Bamberger Sängerknabe mit einer Fidel im Arm sitzt.
Verschwundener Eintrag
In die Säule ist ein Relief von Scheffel eingelassen und einige Gedichtverse aus Scheffels Gaudeamus erinnern an seine Wanderfreuden. Das Denkmal stammt vom Forchheimer Georg Leisgang.
Als drittes Denkmal nannte Tausendpfund die "Scheffelstube" im gleichnamigen Scheffelgasthaus. Nachdem bekannt war, dass Scheffel mehrere Male im Gasthaus Distler in Gößweinstein übernachtete, kam der damalige Gasthofbesitzer Heßler auf die Idee, sein Gasthaus umzubenennen und eine Scheffelstube einzurichten.
August Sieghardt und der Scheffelbund halfen dabei mit, die Gaststube mit Exponaten auszustatten. Im Juli 1929 wurde die Stube eröffnet, ein Jahr später befanden sich bereits 100 Objekte im Zimmer.
Kurios: Der originale Scheffel-Gästebucheintrag von 1883 wurde später mit einer Schere ausgeschnitten und verschwand spurlos. Jahre später fand er sich in einem Kuvert im Briefkasten. Seither ist er Bestandteil eines Scheffel-Portrait-Bildes in der Scheffelstube.