Vier Wochen, sieben Spiele: Frank Ortloff hat jedes Spiel der deutschen Nationalmannschaft im Stadion erlebt. Krönender hätte der Abschluss für keinen sein können.
14. Juli 2014, Rio de Janeiro: So klingt das Lied noch heute nach, es wurde stundenlang nach Abpfiff gesungen. Das Kunststück ist also vollbracht und nach sieben Spielen sind die Mannschaft und ihre Fans am Ziel ihrer Träume angekommen - letztendlich irgendwie verdient.
Mit meiner frisch genähten Wunde schlüpfte ich gestern das letzte Mal in mein weißes Deutschland-Trikot und die Lederhose, mein persönliches WM-Outfit. Fünf Stunden vor Spielbeginn machte ich mich auf den Weg zum Stadion und dort war auch schon einiges los. Bemerkenswert viele Argentinier, aber auch neutrale Fans wie Polen, Franzosen, und so weiter... waren unterwegs. Ein krasser Gegensatz zum Halbfinale, bei dem 99 Prozent Brasilianische und Deutsche waren. Aber ein Finale hat halt doch nochmal eine höhere Anziehungskraft.
So habe ich beispielsweise erfahren, dass eine Deutsche die Reise bei McDonalds gewonnen hatte und ihre Karte für unglaubliche 10 000 Euro verkauft hat - das wurde mir zumindest erzählt... Naja, die TV Präsenz war enorm und das ein oder andere Foto beziehungsweise Interview habe ich auch wieder in gewohnter Manier gemacht. Dieses Mal habe ich mich aber ein bisschen mehr zurückgehalten. Zur Abschlussfeier war ich pünktlich auf meinem platz und konnte sie live verfolgen. Die Anspannung stieg bei mir und den Kollegen von Minute zu Minute. Jeder wusste, heute ist der Zeitpunkt für den vierten Stern gekommen.
Das Spiel war aber sehr nervenaufreibend und die Argentinier hatten die eindeutigeren Chancen. Merkwürdig fand ich, dass die Brasilianer immer in das eine argentinische Lied eingestiegen sind. Irgendwann klärte mich ein Fan auf, dass sie es umgedichtet haben und am Schluss "Maradona, die Koksnase" sangen.
Als Götze die Erlösung herbeibrachte, kannte der Jubel auch bei mir keine Grenzen mehr, wenngleich ich etwas mehr mit Vorsicht agieren musste.
Die Krönung auf dem Sahnehäubchen war vollbracht. Die Mannschaft, wie auch wir Fans, feierten im Stadion bis halb zehn Uhr um dann aufzubrechen. Zwischendurch versuchte sich auch Poldi als Torwart gegen seinen
siebenjährigen Sohn Louis, der bei jedem Tor frenetisch bejubelt wurde. Da an der Copacabana die Feierlichkeiten nur bis zehn Uhr gehen dürfen, ging es direkt nach Lapa - nur 500 Meter von meinem Apartment entfernt. Nach einen kurzem Zwischenstopp im Zimmer feierte ich noch lange mit, wenn ich mich bedauerlicherweise etwas zurückhalten musste...
Nun habe ich eine Weltmeisterschaft in Brasilien mit Deutschland als Weltmeister von Anfang bis Ende komplett live gesehen. Das ist nicht mehr zu toppen. Von dem her wird es wahrscheinlich meine einzige WM-Reise bleiben. Eine Europameisterschaft hingegen ist schon nochmal gut vorstellbar. Bilder gibt es leider wegen meines Smartphone Verlustes keine...