Bieberbacher Kirche wird 65 Jahre alt

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Die ganze Gemeinde half mit, als die Kirche Ende der 50er Jahre gebaut wurde. Repro: Reinhard Löwisch
Die ganze Gemeinde half mit, als die Kirche Ende der 50er Jahre gebaut wurde. Repro: Reinhard Löwisch

Die Reformationsgedächtniskirche im Egloffsteiner Ortsteil Bieberbach wurde noch von Hand erbaut.

Bieberbach1952 war ein besonderes Jahr: In Deutschland "herrschte" Konrad Adenauer, die Amerikaner zündeten die erste Wasserstoffbombe, die ersten zivilen Düsenflugzeuge flogen über den Atlantik, das Fernsehen hielt Einzug in die deutschen Wohnzimmer. Und in Bieberbach wurde ein lang gehegter Wunsch Wirklichkeit: Eine neue Kirche wurde eingeweiht.

Otto Bernhard Eitel hieß der Dorfpfarrer damals. Er nahm das Wagnis eines Neubaus auf sich, nach dem ihm viele Bieberbacher bedrängt hatten. In sein Tagebuch schrieb er: "Man müsse dem Wunsch so vieler Gemeindeglieder entgegenkommen." Nachdem auch der Kirchenvorstand und das Dekanat keine Einwendungen hatten, begannen die Planungen für den Bau der Kirche im Jahre 1948. Kirchen-Architekt und Professor Karl Pfeiffer-Hardt wurde mit den Planungen beauftragt; ein Platz für das Gotteshaus war bald gefunden, so dass schon am 19. Juni 1948 die Grundsteinlegung erfolgen konnte. Sie fand während einer Dekanats-Visitation durch Dekan Hans Ackermann statt.

Das Besondere an dem Platz ist, dass das Gelände den Einbau der Leichenhalle als Krypta unter dem Chor und einen Wehrgang ermöglichten. Mit Hans Förtsch war bald ein junger Mann gefunden, der sich voll mit dem Kirchenbau identifizierte und sogar die Sprengmeisterprüfung auf eigene Kosten machte, um dem Boden zu begradigen. Am Reformationstag 1950 war Richtfest, weshalb die Kirche den Namen "Reformationsgedächtniskirche" erhielt.


Zusammenarbeit war das A und O

Alle Bieberbacher halfen mit, den größten Wunsch alle Gläubigen zu erfüllen. Die einen mit Geldspenden, andere leisteten jahrelange Hand- und Spanndienste. Die Bausteine wurden aus der Umgebung beschafft.
Altar, Kanzel und Taufstein waren die schwersten, weil größten Quader. Man musste sie ohne technische Hilfsmittel bergen und zum Bauplatz schaffen. "Solche Einzelheiten schienen sich bis nach München herumgesprochen zu haben, denn nach der Grundsteinlegung besuchte uns unser Landesbischof Hans Meiser persönlich an der Baustelle", schrieb Eitel in sein Tagebuch.

Die festliche Einweihung des Gotteshauses fand am 29. Juni 1952 statt. Die Zeitung schrieb darüber: "Mit 2000 freiwillig geleisteten Arbeitstagen und 40 000 Mark freiwillig geleisteten Beiträgen wurde es geschafft. Lange hatte es gedauert, bis der Kirchenbau, dessen Grundstein schon am Tage vor der Währungsreform gelegt worden war, fertiggestellt werden konnte. Die Geldmittel, die von der Gemeinde allein aufgebracht werden mussten, fehlten. "Trotz aller Schwierigkeiten entstand hoch über dem Dorf das aus Felsstein errichtete Kirchlein, das Raum für die ganze Gemeinde bietet. " Der Pfarrer hielt den besonderen Tag ebenfalls in seinem Tagebuch fest: "Einmalig war bei der Einweihung der Kirche, dass nicht nur ein, sondern zwei Kreisdekane mitwirkten und zwar Oberkirchenrat Karl Burkert (Bayreuth) und Oberkirchenrat Julius Schieder (Nürnberg). Am Kirchenportal unter dem Schlussstein mit den drei Kreuzen erfolgte die Schlüsselübergabe."

Längst nicht alle, die mitfeierten und zuhörten, fanden Platz im Kirchenraum. So wurde der Gottesdienst nach
außen übertragen durch Lautsprecher, die man vorsorglich bereitgestellt hatte.

Bis die Kirche allerdings vollständig "ausgerüstet" war, gingen noch einige Jahre ins Land. 1963 kam eine zweite Glocke in den Kirchturm, 1972 eine dritte Glocke und auch die Kirchenheizung konnte in dem Jahr fertig gestellt werden. 1965 erklang zum ersten Mal die neue Walcher-Orgel in der Kirche, die das alte Harmonium ersetzte, 1982 wurde ein flügelförmiges Altarbild des Künstlers Reinhard Fuchs in der Kirche geweiht.