Auf seiner WM-Reise: Ankunft im Ghetto

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An seinem letzten Tag hat Ortloff noch Zeit, sich die Kirchen in Salvador anzusehen. Foto: privat
An seinem letzten Tag hat Ortloff noch Zeit, sich die Kirchen in Salvador anzusehen. Foto: privat

Von Salvador nach Fortaleza: Frank Ortloff zieht von seinem Quartier in der Hauptstadt von Bahia in eine nicht ganz so schöne Wohngegend.

17. Juni 2014, halb Salvador, halb Fortaleza:
Der Tag der Abreise aus Salvador war gekommen. Um 9 Uhr sollte ich das Apartment verlassen, erst am Abend ging mein Flug. Ein ziemlich lebhafter Taxifahrer, der so ziemlich jede Person mit Brasilien-Trikot auf der Straße ansprach, brachte mich für die Stunden zwischendurch in die Altstadt, in der gerade die Reste der vergangenen Feierlichkeiten beseitigt wurden.
Besonders viel los war dort nicht, sodass mir sogar ein wenig Zeit für einen Kulturbummel blieb. So besichtigte ich ein paar der zahlreichen Kirchen in Salvador. Mein ehemaliger Lateinlehrer wäre vermutlich fasziniert gewesen, mich hingegen haben die Kirchen zugegeben nicht so vom Hocker gehauen...
Zurück im schönsten Ortsteil von Salvador - Barra -, wollte ich noch das traditionelle Baihia Gericht "Moqueca de camarao", einen Krabbeneintopf, probieren.
Das Essen war richtig gut, nur für eine Person viel zu viel. Das war so ziemlich die größte Portion, die mir je in einer Gastwirtschaft zu einem Mittagessen aufgetischt wurde.
Abends am Flughafen konnte ich noch einen Teil des zweiten Brasilien-Spiels verfolgen, bevor es dann, mit all den anderen Deutschen um mich herum, auf nach Fortaleza ging. Wobei: Der Start verspätete sich um eine Stunde, denn schnell machte sich bemerkbar, dass es sich bei den Passagieren um 90 Prozent Deutsche handelte. Das wurde zum Problem, denn am Notausgang durften nur Personen mit Portugiesisch-Kenntnissen sitzen, da das Board-Personal nur dieser Sprache mächtig war. Gott sei Dank konnten wir trotzdem um kurz nach elf in Fortaleza landen.
Zumindest mein Gepäck war dieses Mal da. Doch die erste Ernüchterung machte sich breit, als ich in meiner Unterkunft ankam. Diese befand sich nämlich am Arsch der Welt in einem "Ghetto". Der zweite Schock: Als ich das Apartment betrat. Besonders hygienisch war es hier nicht und Wlan sollte es auch keins geben. Ich befürchtete, die nächsten fünf Tage keinen Kontakt zu meiner Heimat zu haben...

18. Juni 2014, Fortaleza:
Morgens durfte ich mein Ghetto nun am helllichten Tag bewundern. Warum eigentlich Ghetto? Man darf hier nur rein, wenn man hier auch wohnt. Es gibt ein großes Tor für Autos und eine kleine Tür für Menschen. Den Rest des Wohnblocks umgibt eine große Mauer. Einen Turm hat das ganze Areal auch noch - für den Wachmann, der einem Tür und Tor öffnet, oder auch nicht. Im Wohnblock gibt es 35 Häuser mit jeweils sechs Appartements, wovon eines nun vorübergehend mir gehört. Und solche Wohnblöcke werden gerade einer neben dem anderen hingepflanzt. Richtig heftig!!

Heftig war auch, dass ich seit meiner Ankunft  am Flughafen nichts mehr trinken konnte. Und das bei gefühlten 30 Grad in meinem Apartment. Dementsprechend kurz war meine Nacht. Morgens machte ich mich schnell auf die Suche nach einem Supermarkt und kaufte Wasser ein. Zwei Liter vernichtete ich gleich mal an Ort und Stelle.

Im Anschluss verbrachte ich meinen ersten Tag am Strand. Anekdoten hiervon wird es noch die ein oder andere geben. Nur so viel: Auf die öffentlichen Verkehrsmittel werde ich hier so schnell nicht mehr zurück greifen...