Bei der "Batnight" am Thurner Fledermauszentrum kommen 150 interessierte Kinder und Erwachsene einem kleinen, oft unbemerktem Säugetier ungewohnt nah.
Man nimmt sie nur selten wahr, aber dennoch sind sie da: Fledermäuse. Ein flinker Schatten um eine Straßenlampe, ein schnell fliegender Vogel, der kein Geräusch von sich gibt. Die nachtaktiven Säugetiere üben durch ihre Lebensweise und ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten wie die Ortung von Objekten mit Hilfe von hochfrequentem Echolot eine große Faszination aus. Nur wer hat schon einmal eine lebendige Fledermaus aus der Nähe gesehen?
Deshalb führen Mitglieder des Bunds Naturschutz und Feldermaussachverständige aus dem Landkreis seit etlichen Jahren am Feldermauszentrum am Erlebnispark Schloss Thurn einmal im Jahr ihre "Batnight" durch. Über 150 Besucher aller Altersklassen zählte Johannes Mohr vom Landratsamt, einer der wenigen in Franken, die eine offizielle Fangerlaubnis haben.
Wie die winzigen Säugetiere leben
Mit seinen erfahrenen Helfern baute er am Ende des Schlossweihers eines der haarfeinen Fangnetze auf, während die interessierten Kinder diverse Basteleien ausführen und Quizbögen und Fragenzettel ausfüllen konnten. Der Schattenriss einer Fledermaus aus Filz sieht tatsächlich dem realen Tier sehr ähnlich. Als Mobile erinnert er daran, was man - etwas später - selbst beobachten konnte. Für die älteren Besucher hatten Frieder Oehme, der Entwickler des Fledermausdetektors und Verantwortliche für das Fledermausmonitoring im Landkreis, und Jana Stepanek aus Scheinfeld vielseitige Informationen zusammengetragen.
Stepanek betreibt eine Fledermaus-Ambulanz, das heißt, sie päppelt verletzte Tiere, die man ihr bringt, wieder auf, um sie gesundet wieder in die Freiheit zu entlassen. Dadurch weiß sie bis ins Detail, wie die winzigen Säugetiere leben, was sie fressen und wie sich die einzelnen Arten unterscheiden. Das letzte Tageslicht weckt gewissermaßen die Fledermäuse auf, damit sie auf Jagd nach nächtlichen Insekten gehen können. Die halten sich gerne über der Oberfläche des Weihers auf, Weshalb die Chancen für einen Fang an der Flugschneise aus dem angrenzenden Wald gut sind.
Einige Besucher - und auch die Fachleute - hielten ihre Detektoren parat. Die Geräte "übersetzen" die für die menschlichen Ohren unhörbaren charakteristischen Ortungsrufe der Fledermäuse in das menschliche Hörspektrum. Ein eigenwilliges Knattern ertönt. "Da kommt eine", sagt der Besitzer eines Geräts zu den Umstehenden. Die Tonfolge steigert sich. "Sie hat ein Insekt im Visier; das ist die Feinortung", fährt der Mann fort. Er hat sich den Detektor aus einem Bausatz selber gebaut, nachdem er davon erfuhr, dass sich um sein Haus ganz viele Fledermäuse aufhalten. "Jetzt erst merke ich, dass viel mehr um uns herum leben, als ich bis dahin glaubte."
Drei Tiere verfangen sich im Netz
Am Netz geht es derweil hektisch zu. Zur gleichen Zeit haben sich drei Tiere in den Fäden verfangen. Mit großer Vorsicht lösen die Sachkundigen sie heraus und packen sie erst einmal in Säckchen. Damit sie kurz danach in Ruhe bestimmt werden können. Johannes Mohr setzt sich auf einen Stein, sodass ihn die Kinder gut sehen können. Er holt das erste Tierchen heraus. Eine Wasserfledermaus, was er so auch erwartete. Frech schaut das Männchen zwischen seinen Fingerspitzen heraus. Doch es muss sich noch ein wenig piesacken lassen.
Mohr legt es in eine kleine Dose, um sein Gewicht zu bestimmen. Die Kinder drängen sich immer näher, wollen sich keinen Handgriff entgehen lassen. Das Leergewicht des Bechers wird bestimmt. Ein Mädchen darf die Feinwaage ablesen und muss die Tara abziehen, bevor Mohr das Gewicht notieren kann: 4,26 Gramm.