Manuel Kilger stand in der Bundesliga auf dem Platz, allerdings "nur", wenn man das so sagen kann, in der U19. Danach landete er über den FSV Erlangen-Bruck zurück bei seinem Heimatverein dem TSV Röttenbach.
Manuel Kilger hat ein interessantes Facebook-Profilfoto: Auf sommergrünem Rasen grätscht ein Fußballer in grün-weißem Dress mit blondiertem Schopf und Haarband einem Spieler in die Parade, dessen Frisur schlichter ist und auf dessen Trikot das Wappen des FC Bayern München aufblitzt. Einem der beiden jubelten vor wenigen Monaten Millionen Menschen zu, als er im Estádio do Maracanã einen Pokal hochhielt und Deutschland Weltmeister wurde. Der andere, derjenige mit dem Kleeblatt auf dem Trikot, spielt mittlerweile Fußball in der Kreisliga. Die Rede ist von Thomas Müller und Manuel Kilger.
In der Junioren-Bundesliga kreuzten sich die Wege der beiden Talente. "Der Müller hat mich damals ganz schön geschwanzt", erinnert sich Manuel Kilger mit einem Schmunzeln.
Warum ist nun der eine Fußballer Profi geworden und der andere spielt beim TSV Röttenbach? "Vielleicht hatte der eine im entscheidenden Moment etwas mehr Glück als ich", mutmaßt Kilger.
Nicht bereit für den großen Schritt Der erste Sportplatz, den der 26-Jährige betreten hat, war der in Röttenbach, wo er bis zur D-Jugend aktiv war. Schon da interessierten sich die höherklassige Vereine für den Linksfuß. "Die Wahl fiel auf den FSV Erlangen-Bruck, weil ich da mit dem Bus hinfahren konnte", erklärt Kilger. Über Kreis- und Bezirksauswahl empfahl er sich für die Bayernauswahl, wo langsam aber sicher Profivereine auf den Nachwuchskicker aufmerksam wurden.
Neben den Anfragen vom 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth kam auch eine vom FC Bayern München.
"Das hätte damals nur funktioniert, wenn ich dort ins Internat gegangen wäre", erinnert sich Kilger. "Für den Schritt von Zuhause weg war ich damals nicht bereit." Der Fußballer stellte sich die Frage nach der schulischen Ausbildung und zudem bezeichnet er sich als zu heimatverbunden, als dass er alles in jungen Jahren hinter sich hätte lassen können.
Somit standen noch der "Club" und Greuther Fürth zur Auswahl. "Zum Club hätte ich selbst hinkommen müssen, die Fürther haben mich abgeholt, deswegen bin ich dahin gewechselt." Die Zeit beim Kleeblatt möchte Manuel Kilger nicht missen. In der Junioren-Bundesliga lief er dem einen oder anderen späteren Profi über den Weg und stand in der B-Jugend sogar im erweiterten 30-Mann-Kader der deutschen Nationalmannschaft.
Zu einem Länderspieleinsatz kam er jedoch nicht, genauso wenig wie für den Sprung in den Herrenbereich bei den Fürthern - Amateurcoach Reiner Geyer, heute Co-Trainer beim VfB Stuttgart, hatte keine Verwendung für ihn. "Ich weiß nicht, woran es lag. Er hat mir das nie gesagt." Stattdessen wurde A-Jugend-Trainer Frank Kramer, heute Chefanweiser der SpVgg in der 2. Liga, vorgeschickt, um Manuel Kilger die Absage zu erteilen.
Endlich in der Defensive Der musste sich nun also wieder umorientieren und ging zurück nach Bruck, der alten Liebe wegen. "Der FSV spielte damals in der Landesliga und wollte unbedingt aufsteigen. Wir hatten einen Wahnsinns-Kader, deshalb war es schwer, aus der Jugend heraus in die Startelf zu kommen." Kilger setzte sich am Ende durch und stieg mit den Erlangern in die Bayernliga auf.
Seinem Trainer Gerd Klaus hatte er es zudem zu verdanken, dass er erstmals auf seiner Lieblingsposition als linker Verteidiger auflaufen durfte. "Es gefällt mir einfach, das Spiel vor mir zu haben, mir den Ball zu erobern, dann nach vorne zu marschieren und mit meinem linken Fuß zu flanken."
Irgendwann platzte dann jedoch die Brucker Fußballblase. "Der Trainer ist gegangen und viele Spieler auch", sagt Manuel Kilger, den es dann ebenfalls nicht mehr in Erlangen hielt. "Ich hätte nach Schweinfurt wechseln können" - Stadion und Zuschauerzahlen hätten ihren Reiz gehabt. Allerdings entschied sich Kilger gegen die Bayernliga und für die Kreisliga.
Der Spaßfaktor muss passen "Es stand immer im Raum, dass ich irgendwann nach Röttenbach zurückkehren würde.
Weil ich auch beruflich nicht wusste, wie es weitergeht, und weil die ständigen Fahrten nach Schweinfurt anstrengend gewesen wären, bin ich diesen Schritt gegangen", erklärt Kilger - obwohl die Röttenbacher gerade aus der Bezirksliga abgestiegen waren.
Kilger hätte zwar nichts dagegen, noch einmal höherklassig zu spielen, aber nur wenn Angebot und Spaßfaktor passen. Letzteres ist beim TSV derzeit top. "Wir haben mit dem Jojo Müller einen sportlich, sowie charakterlich überragenden Trainer. Dazu eine sehr gute Mannschaft. Die Qualität ist da, nur in der Breite darf nicht viel passieren." Druck, unbedingt aufsteigen zu müssen, haben die Röttenbacher Kicker nicht. Vorn mitspielen wollen sie dennoch bis zum Schluss.
Vielmehr freut es Manuel Kilger, dass er seit der neuen Saison mit seinem Bruder Stefano zusammen in einem Team aufläuft.
"Auch für ihn ist es ganz gut, weil er immer jemanden braucht, der ihm in den Hintern tritt. Dafür hat er jetzt mich", sagt Manuel Kilger im Scherz über seinen jüngeren Bruder, der bereits zweifacher Vater ist. Alles in allem fühlt sich Manuel Kilger, der mittlerweile ebenfalls verheiratet ist, merklich wohl bei seinem Heimatverein. "Es macht einfach Spaß, wenn sonntags die Familie am Sportplatz steht und alle zuschauen." Und wenn der TSV auch noch gewinnt, dann ist die Fußballwelt in Ordnung.