Alligators wechseln in die Oberliga

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Jörg Schobert (links) und HEC-Verwaltungsratsvorsitzender Axel Rogner unterzeichneten gestern die Vereinbarung zur Teilnahme am Ligenspielbetrieb des deutschen Eishockeybundes (DEB), die den Alligators ein Gastspielrecht einräumt, das sie aufgrund der für sie geltenden Sonderregelungen aktuell noch kein DEB-Mitglied sind. Fotos: Johannes Höllein
Jörg Schobert (links) und HEC-Verwaltungsratsvorsitzender Axel Rogner unterzeichneten gestern die Vereinbarung zur Teilnahme am Ligenspielbetrieb des deutschen Eishockeybundes (DEB), die den Alligators ein Gastspielrecht einräumt, das sie aufgrund der für sie geltenden Sonderregelungen aktuell noch kein DEB-Mitglied sind.  Fotos: Johannes Höllein
Für Spielertrainer Daniel Jun (links) und Sportvorstand Jörg Schobert ist der Ausbau der Sitzplatztribüne im Höchstadter Eisstadion unumgänglich. Fotos: Johannes Höllein
Für Spielertrainer Daniel Jun (links) und Sportvorstand Jörg Schobert ist der Ausbau der Sitzplatztribüne im Höchstadter Eisstadion unumgänglich. Fotos: Johannes Höllein
 

Nach elf Jahren kehrt der HEC in die dritthöchste Spielklasse zurück, die nur durch drei Nachrücker am Leben erhalten werden kann.

Die Kuh ist vom Eis. Was schon seit Wochen hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, ist nun offiziell: Der Höchstadter EC jagt dem Puck in der kommenden Spielzeit in der Oberliga hinterher. Entgegen den in den vergangenen Jahren immer wieder geäußerten Bekundungen, den Aufstieg ausschließlich sportlich schaffen zu wollen, gehen die Alligators dieses Wagnis nun ein.

Ausschlaggebender Punkt war eine grundlegende Reform der Oberliga, die am Samstagabend auch vom bayerischen Eissportverband (BEV), der letzten Instanz, durchgewunken wurde und für Glückseligkeit im Aischgrund sorgt. "Was jetzt auf den Weg gebracht wurde, wünschen wir uns eigentlich schon seit 15 Jahren", sagte HEC-Verwaltungsratsvorsitzender Axel Rogner bei der gestern kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Höchstadter Eisstadion am Kieferndorfer Weg.

Kern der Reform ist eine engere Verzahnung zwischen Ober- und Bayernliga, die einen fließenden
Auf- und Abstieg gewährleistet. Damit es überhaupt dazu kommen kann, musste nun kurzfristig reagiert werden, da die Oberliga mit nur neun gemeldeten Teams vor dem Aus stand. Für einen geordneten Spielbetrieb sind mindesten zwölf Mannschaften nötig.

Bisher hatten aber sportlich qualifizierte, potenzielle Aufsteiger oft dankend abgelehnt, da die Auflagen oder das finanzielle Risiko für die Oberliga zu hoch waren oder die Gefahr bestand, zum Prügelknaben zu verkommen. "Das wurde nun entschärft und angepasst, so dass wir im Vorstand mit einem guten Gefühl einstimmig beschließen konnten, uns als Nachrücker für die Oberliga zu melden", sagt Rogner.


Mehr Sitzplätze im Stadion

Neben dem HEC werden auch der EV Lindau und der amtierende bayerische Meister aus Waldkraiburg die Oberliga bereichern. Letzterer hatte im Frühjahr auf sein Aufstiegsrecht verzichtet, da weder Verein noch Kommune genug Geld hatten, um das Eisstadion mit einer Bande zu versehen, die den Oberliga-Normen entspricht. Dieses Problem ist inzwischen gelöst, eine Waldkraiburger Bank hat sich bereiterklärt, die Kosten zu übernehmen.
Auf einen ähnlichen Geldsegen hofft man auch beim HEC, der die Sanierung des Eisstadions nun schneller als geplant vorantreiben muss, um oberligatauglich zu sein. "Der Dauerkartenverkauf ist so gut angelaufen, dass wir aktuell überhaupt nur noch eine Handvoll freier Plätze auf der Sitzplatztribüne hätten. Um eine Erweiterung kommen wir nicht herum. Zum einen ist die Nachfrage nach Sitzplätzen hoch, zum anderen müssen wir auch unseren Sponsoren, VIPs der Gästeteams und Schiedsrichtern gewisse Kontingente bieten können", erklärt Rogner, der den Tribünenausbau noch diesen Sommer über die Bühne bringen will.


Finanziell auf sicheren Beinen

Da es nicht danach aussieht, als könne die Stadt finanziell eingreifen, muss der HEC dafür wohl rund 50 000 Euro generieren, die nicht im Etat vorgesehen sind. Der Verwaltungsratsvorsitzende ist jedoch überzeugt, auch diese Hürde nehmen zu können. Überhaupt sei der Verein solide aufgestellt. "Natürlich schwebt das Thema Steuerfahndung noch immer wie ein Damoklesschwert über uns." Aber es gebe keine neuen Informationen darüber, ob es noch Ausstände beim Finanzamt gibt, und abgesehen davon sei der HEC schuldenfrei.

Darüber hinaus hat der Oberliga-Nachrücker mit dem Verband einige Extras ausgehandelt, um die Finanzplanung für die kommende Saison zu erleichtern: Die Alligators werden von Abgaben befreit, bekommen für die Bande im Eisstadion, die U21-Regelung und für die Trainer eine Sondergenehmigung erteilt, um antreten zu können. "So schaffen wir es, die Mehrkosten für die Oberliga unter 50 000 Euro zu halten", betonte Rogner.
Mittelfristig müssen die Aischgründer aber nachrüsten. Laut Rogner sollen im Sommer 2017 alle sanitären Einrichtungen im Stadion saniert werden, 2018 seien dann die Eisfläche und die Bande dran. Insgesamt zielten die Maßnahmen darauf ab, die Betriebsdauer des 40 Jahre alten Eisstadions von bisher 180 Tagen pro Jahr deutlich auszuweiten.


Jun bittet Zuschauer um Geduld

Die Oberliga ist eine Riesensache für den HEC: "Ich habe damit mein persönliches Ziel erreicht", erklärte Spielertrainer Daniel Jun, der seinen Posten beim damaligen Landesligisten vor fünf Jahren mit der Aussage angetreten hatte, es mit dem Team in Deutschlands dritthöchste Spielklasse schaffen zu wollen. "Natürlich ist unsere Vorbereitungszeit nur kurz, und wir werden wahrscheinlich bis Weihnachten brauchen, um uns einzufinden. Da ist auch bei unseren Zuschauer etwas Geduld gefragt. Aber wir werden uns taktisch darauf einstellen und unseren Platz in der Oberliga finden", sagte Jun, der sich auf viele schöne Spiele vor großer Kulisse freut.

Ähnlich wie Sportvorstand Jörg Schobert, der trotz der neuen Umstände den Kader nicht umkrempeln wird. "Wir werden die zweite Ausländerposition besetzen und noch einen weiteren deutschen Spieler verpflichten. Ansonsten setzen wir die Kaderplanung so um, wie wir sie für die Bayernliga vorgesehen haben." Um sich künftig personell noch besser aufstellen zu können, sucht der HEC derzeit nach einem höherklassigen Kooperationspartner. Die Chancen, dass dies gelingt, stehen aufgrund der jüngsten Entwicklungen nicht schlecht.


Der neue Spielmodus

Die Vereine der Oberliga Süd spielen in der Saison 2016/17 in der Vorrunde eine Eineinhalbfach-Runde (32 Spiele). Die ersten acht Mannschaften erreichen die Play-offs, die Teams auf den Plätzen 9 bis 12 müssen gegen den Abstieg spielen. Dabei werden Oberliga und Bayernliga miteinander verzahnt. Die Vorrunde soll von 30. September bis 15. Januar über die Bühne gehen.

Die Bayernliga spielt wie in der vergangenen Saison eine Einfach-Vorrunde (26 Spiele). Die ersten acht Mannschaften (bislang zehn) erreichen die Zwischenrunde, an der auch die vier Oberligisten auf den Plätzen 9 bis 12 der Vorrunde teilnehmen. Die letzten sechs Mannschaften (Plätze 9 bis 14) spielen in der Abstiegsrunde.
In der Zwischenrunde der Bayernliga gibt es somit zwei Gruppen zu je sechs Mannschaften. Die ersten vier jeder Gruppe erreichen die Play-offs um die bayerische Meisterschaft. Für die beiden Letzten jeder Gruppe ist die Saison beendet. Die vier Halbfinalisten spielen in der folgenden Saison Oberliga. red


Ligeneinteilung

Oberliga Süd (12 Teams): EV Regensburg, EC Peiting, EV Landshut, Selber Wölfe, Tölzer Löwen, Deggendorfer SC, Blue Devils Weiden, ERC Sonthofen,EHV Schönheide, EHC Waldkraiburg (neu), Höchstadter EC (neu), EV Lindau (neu)

Bayernliga (14 Teams): TSV Peißenberg, ECDC Memmingen, HC Landsberg, ESC Dorfen, TEV Miesbach, EV Moosburg, ESV Buchloe, Wanderers Germering, EC Pfaffenhofen, ESC Geretsried, EV Pegnitz, TSV Erding (neu), EHF Passau (neu), EA Schongau (neu)