Wir haben getestet, wie viel die ABC-Schützen schleppen. Maximal sollte das Gewicht des Schulranzens zwischen 12 und 17 Prozent des Körpergewichts betragen, sagt Kinderärztin Gabriela Kreller-Laugwitz.
Das hätte Fabian nicht gedacht. Verdutzt schaut er auf die Waage unter seinen Füßen. Den niegelnagelneuen Schulranzen mit leuchtendem Rennauto stolz auf seinem Rücken. Gerade hat er ihn doch noch auf seinem kleinen Finger getragen. Und jetzt soll er tatsächlich ganze 3,5 Kilo wiegen? Ganz schön viel Gewicht für einen Schulanfänger. Könnte man meinen. Der Fünfjährige sieht das aber nicht so eng. Er nimmt es wie ein Mann: "So schwer ist das gar nicht", und hebt den Ranzen nochmal so hoch, wie er kann.
Auch Mia (7), David (6) und Amelée (6) haben ihren Schulranzen mit in den Kindergarten St. Michael gebracht. Vollgepackt mit allem, was die ABC-Schützen ab heute in der Schule brauchen. Und das ist eine ganze Menge.
Aufgeregt zeigen alle, was sie in ihrem Schulranzen haben: Mäppchen, Schlampermäppchen, Hefte, Blöcke, Wachsmalstifte, Wasserfarben, Wasserbecher, Turnbeutel, Geldbörse, Trinkflasche, Brotdose, und Regenschirm. Viel zu schleppen. Kein Wunder, dass der Schulranzen da so viel wiegt.
Richtiger Sitz
"Ein Ranzengewicht zwischen 12 und 17 Prozent des Körpergewichts halte ich im Alltag für vertretbar", findet Gabriela Kreller-Laugwitz, Kinder- und Jugendärztin in Adelsdorf. Wichtig sei, dass der Ranzen mit den Schulterblättern abschließt und die Tragegurte verstellbar sind, damit das Gewicht gleichmäßig über den Rücken verteilt wird.
Zu kurze Gurte könnten dazu führen, dass die Kinder zu einer Rundrückenhaltung tendieren. Bei zu langen Gurten könnte ein Hohlkreuz entstehen. Beides führt zu Rückenschmerzen.
Auch das richtige Packen des Schulranzens ist entscheidend: "Schwere Bücher müssen nah am Rücken liegen. Das Kind sollte den gepackten Ranzen ohne Mühe selbst auf den Rücken laden können."
Zu wenig Bewegung
Klagen über Rückenschmerzen in der Kindheit nehmen zwar zu. Die Ursache dafür sieht Kreller-Laugwitz aber weniger beim zu hohen Gewicht des Ranzens, sondern vielmehr in der schwachen Rückenmuskulatur: "Unsere Kinder sitzen zu lange, ob in der Schule oder zuhause vor dem Bildschirm. Es fehlt an Bewegungsmöglichkeiten."
Gerade deshalb sei es auch falsch, wenn Eltern ihr Kind mit dem Auto zur Schule fahren, weil der Schulranzen zu schwer erscheint: "Gerade der Schulweg ist eine sehr gute Möglichkeit, in Bewegung zu bleiben." Und nicht nur das: Freunde treffen, frische Luft, den Wechsel der Jahreszeiten intensiv wahrnehmen, Selbstständigkeit
erfahren - all das fördert Konzentration und Gesundheit. Am Anfang sollten sie die Eltern aber dabei begleiten, um mögliche Gefahrensituationen zu trainieren und einen sicheren Weg festzulegen.
Zurück zum Schulranzen selbst: Auch die Schule kann zu einem leichteren Gewicht beitragen: "Durch klare Ansagen, welche Materialien am nächsten Tag erforderlich sind und dadurch, dass vielleicht manch schweres Buch in der Schule bleiben kann", findet Kreller-Laugwitz.