100 Tage als Bürgermeister in Gremsdorf hat Norbert Walter inzwischen hinter sich. Ein Gespräch über Erreichbarkeit, den Spagat zwischen Beruf und Ehrenamt und sein Verhältnis zum Gemeinderat.
Sein Diensthandy würde er nie ausschalten. Das käme für Bürgermeister Norbert Walter (Bürgerblock Gremsdorf) überhaupt nicht in Frage. Er ist immer erreichbar. Für jedermann. Seine Handy nummer steht im Amtsblatt, seine private Nummer nach wie vor im Telefonbuch. Das ist für den Gremsdorfer Bürgermeister ganz selbstverständlich: "Das stört mich in keinster Weise. Im Gegenteil."
Seit über 100 Tagen ist der 49-Jährige mittlerweile im Amt. Eine große Übergabe mit seinem Vorgänger war nicht nötig. Waldemar Kleetz (CSU) war 18 Jahre Rathaus-Chef, Norbert Walter zwölf Jahre sein Stellvertreter. "Wir haben alles, was die Gemeinde betrifft, immer gemeinsam besprochen", erklärt Walter.
Ehrenamt und Beruf unter einen Hut zu bekommen, gelingt dem Verwaltungsfachwirt beim Landratsamt in Erlangen gut.
Stress wegen der Doppelbelastung kommt bei Walter nicht so schnell auf: "Man merkt schon, dass man in der Gemeinde jetzt mehr in der Verantwortung steht, aber das ist kein Problem."
Lob von den Gemeinderäten Zwei Nachmittage hat er sich für seine Arbeit als Bürgermeister fest freigehalten. Immer dienstags ist er im Rathaus zur Sprechstunde anzutreffen. Allein bleibt er dann aber nur selten: "Es kommen eigentlich immer Leute. Irgendwas gibt's immer", schmunzelt er. Mittwochs widmet sich Walter dann vor allem Verwaltungsterminen bei Firmen oder Behörden. Auch freitags und samstags nimmt er sich Zeit für Gespräche und Besprechungen. Und dabei bleibt es nicht. Jeden Abend nach der Arbeit schaut Walter noch einmal im Rathaus vorbei. Öffnet die Post. Beantwortet E-Mails. "Es gibt immer viel abzuarbeiten", erzählt er.
Keine größeren Investitionen Die Arbeit mit den Gemeinderäten beschreibt Walter als "sehr gut". Oft setzen sie sich nach der Sitzung noch einmal zusammen und essen gemeinsam. "Wir haben ein absolut gutes Verhältnis, eine Insel der Glückseligen", freut sich Walter.
Das sieht auch sein Stellvertreter Markus Franke (ebenfalls Bürgerblock Gremsdorf) so. Er ist mit der Arbeit von Norbert Walter rundum zufrieden: "Er hat sich super eingearbeitet und geht Projekte konsequent an." Absprachen mit ihm und der Dritten Bürgermeisterin Renate Engelhardt (Wählergemeinschaft Buch) finden regelmäßig statt: "Er bezieht uns immer mit ein", sagt Franke.
Auch Albert Ruhmann (Wählergemeinschaft Buch) lobt Walters bisherige Arbeit: "Er macht einen guten Job." Zudem komme er durch seinen Beruf beim Landratsamt vom Fach und kenne sich entsprechend aus.
Größere Maßnahmen sind dieses Jahr in Gremsdorf nicht mehr geplant. Was aber noch Ende September beginnen soll, ist die Erweiterung des Radwegs vom Höchstadter Freibad bis nach Gremsdorf: "Momentan endet er an der Brücke. Er soll aber bis zum Mühlenweg verlängert werden." Auf größere Investitionen will Walter aber vorerst verzichten: "Wir haben in den letzten Jahren viel getan, irgendwann kommen auch etwas sparsamere Jahre. Aber es ist nicht so, dass wir jetzt nicht handlungsfähig wären."
Abschalten kann Walter am besten zuhause, bei seiner Frau und seinen beiden Töchtern (10 und 14 Jahre). Und wenn es doch noch etwas zu tun gibt, findet er das auch nicht schlimm: "Man muss auch mal nachts drüber nachdenken können, um eine Lösung zu finden."