Neustart oder Auflösung beim Höchstadter Gewerbeverein?

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Foto: Michael Memmel
Foto: Michael Memmel
Alexander Schulz
Alexander Schulz
 

Der Höchstadter Gewerbeverein hängt in der Schwebe. Kommt es zu einem Neubeginn mit frischem Blut an der Spitze oder droht gar die Auflösung? Der Vorsitzende Alexander Schulz spricht über veränderte Ansprüche und setzt auf das Miteinander der Gewerbetreibenden.

Zuletzt fühlte sich Alexander Schulz wie ein Bittsteller. Immer wieder hatten die Mitglieder des Vorstands des Höchstadter Gewerbevereins versucht, neue Impulse an die Gewerbetreibenden zu geben. Immer wieder schlugen sie Aktionen zur Innenstadtbelebung vor, die meistens aber doch ins Leere liefen. Inzwischen ist sein Akku schlichtweg leer.

Bei der Hauptversammlung stellte der Vorsitzende des Höchstadter Gewerbevereins nun eine Neuausrichtung des Vereins oder dessen Auflösung zur Diskussion. Letztlich kam es nicht so weit - der Verein bekommt nochmal ein halbes Jahr Bewährungsprobe. Doch sowohl Schulz als auch seine Mitstreiter im Vorstand haben den Eindruck vermittelt bekommen, es gäbe keinen Bedarf mehr - sofern sich nicht etwas grundsätzlich ändert.


Herr Schulz, wieso droht die Auflösung des Höchstadter Gewerbevereins?
Alexander Schulz: Es ist immer wieder ein Kampf, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Ein Flohmarkt in der Innenstadt, Aktionen zum Weltfrauentag, eine Märchenwoche in Zusammenarbeit mit den Kindergärten - es wird von mal zu mal schwieriger, Leute von etwas zu überzeugen. Viele Bemühungen haben sich mittlerweile tot gelaufen. Oft scheitert es an Kleinigkeiten. Wenn man versucht, in alle Richtungen Angebote zu machen, diese aber nicht angenommen werden, stellt sich die Frage, ob überhaupt noch Bedarf da ist. Der Verein muss nicht zwanghaft am Leben erhalten werden. Die Zeiten haben sich geändert.

Aber wäre der Fortbestand des Vereins nicht gerade jetzt, wo viele Gewerbetreibende das geplante Aischpark-Center fürchten, von Vorteil?
Ich nehme die Sorgen der Einzelhändler schon ernst. Viele bangen um ihre Existenz. Wenn der Bürgermeister sagt, dass das Aischpark-Center ein Baustein zur Innenstadtbelebung ist, kann ich das nicht nachvollziehen. Doch egal, ob das Einkaufszentrum kommt oder nicht, es muss etwas passieren. Es gibt allerdings kein Patentrezept. Die Tendenz geht raus aus der Stadt auf große Flächen. Ob es einem gefällt oder nicht. Man muss auch die Einzelhändler in die Pflicht nehmen, dass jeder in seinem Bereich das Mögliche tut. Auch sie müssen sich bewegen. Oft fehlt allerdings der Wille, etwas zu verändern.

Zum Beispiel?
Geplant war beispielsweise mal ein Dämmerschoppen. Die Geschäfte hätten länger auf gehabt und verschiedene Aktionen angeboten. Erst waren alle begeistert, zum Schluss sind allerdings nur zwei oder drei Läden übrig geblieben, die mitmachen wollten. Da brauche ich sowas erst gar nicht machen. Auch unser Vereinsmagazin Spiegelstrich erscheint inzwischen nicht mehr. Der Verein hat hier ordentlich Geld in die Hand genommen, um sich damit zu positionieren und es als Werbeplattform zu nutzen. Da wurden viele ehrenamtliche Stunden reingesteckt, doch jedes Mal mussten wir Mitglieder aufs Neue überreden, einen Beitrag zu leisten.

Was ist eigentlich aus der Gewerbeschau geworden?
Es wurde immer schwieriger, die Eishalle voll zu bekommen. Deshalb wollten wir etwas Neues ausprobieren und haben die Gewerbeschau in die Fortuna Kulturfabrik verlegt. Das war vor drei Jahren. Seitdem kam nichts mehr zustande. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Ich könnte mir vorstellen, künftig die Innenstadt als Ausstellungsfläche zu nutzen. In Lauf an der Pegnitz habe ich das bereits erlebt und das wurde sehr gut angenommen.

Wie geht es jetzt also mit dem Gewerbeverein weiter?
So richtig beerdigen wollte den Verein bei der Versammlung eigentlich keiner. Es gibt schon auch Leute, die etwas tun wollen. Eine gewisse Aufbruchstimmung ist da. Es wurde auch der Wunsch an den Vorstand herangetragen, dass man sich weiter organisiert und unter dem Dach des Gewerbevereins ein gemeinsames Sprachrohr hat. Dazu ist aber dringend frisches Blut erforderlich.

Und das ist nicht da?
Doch, der ein oder andere hat sich bereit erklärt, im Vorstand aktiv zu werden. Doch es braucht mehr. Wir haben uns schließlich darauf geeinigt, dass meine Stellvertreterinnen Annja Herrmann und Margit Kratz und ich bis zum 30. Juni kommissarisch weiter im Amt bleiben. Das ist unsere Deadline.

Was muss bis dahin passieren?
Unser Arbeitskreis "Attraktives Höchstadt" muss sich neu formieren und der Verein neu orientieren. Für Januar sind bereits vier Termine angesetzt. Das Feuer muss entfacht werden. Wir alle müssen enger zusammen rücken und gemeinsam die anstehenden Herausforderungen angehen. Auch die Zusammenarbeit mit Sandra Hammer vom Stadtmarketing muss als Miteinander, und nicht als Gegeneinander, gesehen werden.

Wollen Sie nach diesem halben Jahr dann aufhören?
Ich würde gerne weitermachen. In welcher Position auch immer.