Der Sportartikelhersteller Adidas setzt auf "Made in Germany", will Schuhe und Trikots der Nationalmannschaft nicht mehr ausschließlich in Fernost produzieren. Davon erhofft sich Vorstandschef Herbert Hainer mehr Kundennähe.
Kaum ein Unternehmen ist so fest verwurzelt mit Franken wie Adidas. Seit der Gründung durch den Unternehmer Adolf Dassler am 18. August 1949 hat es seinen Sitz in Herzogenaurach.
Jahrzehntelang nähten und schraubten an vielen Standorten in der Region Mitarbeiter die legendären Produkte mit den Drei-Streifen zusammen. In den Schuhen und Trikots holten die Sportler zahllose Medaillen, schossen die deutsche Nationalelf zu all ihren vier WM- und drei EM-Titeln.
Mit dem Tod Dasslers im Jahr 1978 aber verlagerten die Erben des genialen Firmengründers in den 80-er Jahren die Produktion Richtung Fernost.
Fabrik in Scheinfeld
Nur in Scheinfeld (Landkreis Neustadt/Aisch) existiert bis heute eine Fabrik mit 365 Beschäftigten. Dort werden jedes Jahr einige Hunderttausend Fußballschuhe und -Bälle gefertigt. Ein Klacks im Vergleich zu den fast 260 Millionen Paar Schuhen, die das Unternehmen in Asien bei Lohnproduzenten herstellen lässt.
Das soll sich nun ändern. Denn Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer hat große Pläne. In einem Interview mit Sport-Bild kündigt er an: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Fertigung weiter zu automatisieren. Dann werden wir auch wieder mehr Adidas-Produkte in Deutschland herstellen. Unser Ziel ist ein Nationalmannschafts-Trikot ,Made in Germany'. Das kann schon 2017/2018 Realität sein."
Allerdings lässt sich der Sportartikel-Riese (54 000 Mitarbeiter weltweit, 14,5 Milliarden Euro Umsatz) noch wenig in die Karten blicken, was genau sich hinter diesen Ankündigungen verbirgt. Adidas-Sprecher Jan Runau erklärte gegenüber dieser Zeitung: "Wo die Produktion der Nationaltrikots stattfinden wird, steht noch nicht fest."
"Made in Franken"?
Natürlich hätte ein Standort für eine Fertigung in und um Herzogenaurach große Vorteile. Schließlich hat Adidas dort sein Hauptquartier sowie viele Logistikstandorte (Uffenheim und Scheinfeld) in der nahen Umgebung. Adidas "Made in Franken" muss kein Wunschtraum mehr bleiben.
Was plant der Konzern? Adidas will nichts Geringeres als eine kleine Revolution starten: In Geschäften soll nach den Wünschen der Konsumenten nicht nur verkauft, sondern auch produziert werden.
"Die Kunden bekommen Schuhe, die genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind und perfekt zu ihren Füßen und ihrem Bewegungsablauf passen", führte Adidas-Vorstand Glenn Bennett im August aus. Store Factory, also Ladenfabrik, heißt das Projekt. Käufer werden künftig mit Sensor-Technik im Geschäft vermessen, damit sie wenig später ihre individuell geformten und gestalteten Schuhe aus einem Automaten mit nach Hause nehmen können.
Rückstand auf Nike verringern
Adidas soll innovativer werden. Und möchte so den Rückstand auf Nike, den Weltmarktführer in Sachen Sport (ca. 25 Milliarden Euro Umsatz), verringern.
Bis 2020 soll der Umsatz jährlich um bis zu neun Prozent klettern, der Gewinn sogar um 15 Prozent. Herbert Hainer bringt den Kurs auf folgenden Nenner: "Schneller werden, urbaner und offen für Ideen von außen."
An der Ladenfabrik tüftelt gerade ein 35-köpfiges Team. Die Franken binden ihre Zulieferer dabei eng ein, zum Beispiel Maschinenbauer und Rohstofflieferanten. Nicht der einzige Baustein hin zu einer glänzenden Zukunft. Bald wird auch die sogenannte Speed Factory ihren Testbetrieb starten - eine Art hochautomatisierte Schuhproduktion. 2016 werden hier laut Vorstand Bennett die ersten Schuhe entstehen. Ein Prototyp dieser Fertigung wird derzeit beim Zulieferer Oechsler in Ansbach getestet - also auch wieder in Franken.
Warum aber feiert "Made in Germany" so ein Comeback bei Adidas? Es gibt gute Gründe dafür, dass Waren nicht mehr nur in Fernost produzieren werden sollen.
Der wichtigste: Die Franken wollen ihren Kunden etwas Neues bieten. "Wir müssen sie jeden Tag überraschen", fordert Hainer. Zumal China als Produktionsstandort auch an Attraktivität verliert. Die Löhne steigen dort stetig an, die Fabriken haben lange Vorlaufzeiten und der Transport der Waren per Schiff dauert mehrere Wochen.
Solch lange Abläufe lähmen eine schnelle Produktentwicklung. "Wir haben an Begehrlichkeit verloren, weil wir uns nicht genug auf die Bedürfnisse unserer Kunden konzentriert haben", gestand der Adidas-Chef selbstkritisch im Frühjahr. Mit seiner "Made in Germany"-Strategie will Hainer außerdem den Deutschen Fußballbund (DFB) für Adidas neu begeistern. Schließlich steht die Verlängerung des Ausrüstervertrags an, der bis 2018 läuft. "Natürlich wollen wir unsere jahrzehntelange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem DFB fortsetzen", so Hainer.
100 Millionen für den DFB?
Laut Spekulationen könnte die Vertragssumme - gegenwärtig 25 Millionen Euro pro Jahr - auf 100 Millionen Euro steigen. Eine enorme Summe, auch für den Adidas-Chef, der seit 1987 für das Unternehmen tätig ist: "Natürlich muss so ein Vertrag auch wirtschaftlich Sinn für beide Seiten machen. Was bringt uns ein Partner an Aufmerksamkeit und Umsatz? Genauso machen wir das auch beim DFB."
Als größter Konkurrent bei der Vertragsverlängerung gilt übrigens Nike. Das Duell der Sportgiganten geht also in eine neue Runde - und zumindest in Franken dürfte klar sein, wer hier als Sieger aus dem Rennen gehen soll.
... von adidas. Das hatten wir auch 1985, als ich meine Lehre als Schuhfertigerin dort absolvierte. Damals zählten wir uns zu den 1. Azubis bei Adidas in dieser Berufssparte. Mit 1.5 Notendurchschnitt schloss ich damals 1988 ab. Leider gab es während unserer Ausbildungszeit einen Todesfall im Firmenoberhaus Herzogenaurach, die Familie hat die "Werte" dann anders aufgeteilt, somit auch die Produktion. Das war für viele ein "Todesstoß" und Thüngfeld wurde dann geschlossen. Dort war einst ein Vorzeigebetrieb, viele Asiaten, ect. erhielten eine Führung durch die 3 Produktionshallen. Doch auch schon da kamen verschiedene Schäfte aus Korea, Taiwan, Philippinen usw., um hier noch eine Strobelsohle und danach die angespritzte Sohle von der großen Spritzmaschine zu erhalten und damit das "made in Germany". Allerdings wir Azubis, lernten viel an diesen Schäften. Oftmals nähten wir Stich für Stich die Nähte nach, weil ein Unterfaden fehlte oder andere Fehler ausgebessert werden mussten.... Das waren noch Zeiten... Scheinbar war die Qualität dann doch gut, wenn man sich jetzt wieder besinnt, mehr hier produzieren zu wollen.